Bundesliga

Ramajs Sprung ins eiskalte Wasser

20-Jähriger vorm ersten Senioren-Einsatz überhaupt

Ramajs Sprung ins eiskalte Wasser

Wird erstmals Kevin Trapp ersetzen: Diant Ramaj.

Wird erstmals Kevin Trapp ersetzen: Diant Ramaj. imago images/Revierfoto

Wenn es stimmt, dass regelmäßige Spielpraxis mit Blick auf die optimale Entwicklung junger Fußballer durch nichts zu ersetzen ist, dann sieht es gar nicht gut aus für Diant Ramaj. Der heute 20-Jährige gehörte zwar schon 2018/19 zum Zweitligakader des 1. FC Heidenheim, dennoch hat der Torhüter bis heute keinen einzigen Pflichtspieleinsatz im Erwachsenenbereich vorzuweisen. Überhaupt: Ramajs letztes Ligaspiel datiert vom 8. März 2020 beim 1:2 mit dem Heidenheimer Nachwuchs gegen Freiburg in der U-19-Bundesliga Süd/Südwest. Danach folgten die Corona-Pause sowie ein Meniskusriss, der den Keeper bis zum Frühsommer 2021 außer Gefecht setzte. Zubuche stehen im genannten Zeitraum lediglich noch drei Partien mit der deutschen U-20-Nationalmannschaft. Der Wechsel aus Heidenheim ausgerechnet zur Eintracht durfte im Sommer 2021 daher schon verwundern.

Der Vertrauensvorschuss fällt gewaltig aus

Zum einen aus der Perspektive des Spielers. Schließlich war klar: Ramaj würde hinter dem unantastbaren Kevin Trapp im Normalfall keinerlei Einsatzzeit sammeln können, zudem haben die Frankfurter ihre 2. Mannschaft schon vor Jahren abgemeldet. Aber auch die Motivation der Eintracht-Verantwortlichen war bemerkenswert: Einen solch unerfahrenen jungen Mann direkt zur Nummer 2 zu machen - und dafür den bewährten Frederik Rönnow abzugeben - spricht schon für einen gewaltigen Vertrauensvorschuss. Die Bedingungen seien ihm klar, betonte Ramaj selbst zum Einstand, "aber dafür ist die Qualität im Training sehr hoch, so dass ich mich sehr gut entwickeln kann". Mit derlei Prognosen lag freilich schon so mancher daneben, siehe das Beispiel Alex Nübel beim FC Bayern. Die Zuversicht der Klubverantwortlichen formulierte derweil Torwarttrainer Jan Zimmermann: "Mit Diant konnten wir einen sehr entwicklungsfähigen, jungen deutschen Nationalspieler für uns gewinnen. Wir sind uns sicher, dass er bei uns die nächsten Schritten gehen kann."

Neben Talent ist am Sonntag vor allem Nervenstärke gefragt

Am Sonntag in Augsburg wird es nun im zweiten Rückrundenspiel soweit sein: Da Trapp wegen einer Corona-Infektion ausfällt, erhält Ramaj erstmals Gelegenheit, die eigenen Prognosen und die seiner Vorgesetzten zu bestätigen - und sämtliche Skeptiker eines Besseren zu belehren. Bei allem Talent, das der fußballerisch veranlagte 1,89-Meter-Mann gewiss mitbringt, bedeutet seine Profi-Premiere einen Sprung ins eiskalte Wasser. Gefragt sein wird dabei neben sonstigen sportlichen Qualitäten insbesondere Nervenstärke. Denn unabhängig davon, wie lange Trapp letztlich pausieren muss: zumindest für den ersten relevanten Eindruck auf Profiebene gibt es auch für Ramaj keine zweite Chance.

Thiemo Müller

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