2. Bundesliga

Polzin, der HSV-Fan auf der Trainerbank

Boss Boldt schwärmt vom Ex-Assistenten : "Ein großes Trainertalent"

Polzin, der HSV-Fan auf der Trainerbank

HSV-Interimscoach Merlin Polzin soll eine echte Chance erhalten.

HSV-Interimscoach Merlin Polzin soll eine echte Chance erhalten. IMAGO/Eibner

Jonas Boldt verhehlt nicht, dass er dieser Tage Gespräche in alle Richtungen führt. Aber der Sportvorstand deutet auch an, dass es mit an Polzin und den kommenden Ergebnissen liegt, wie sehr diese intensiviert werden. "Wir haben mit Merlin ein großes Trainertalent", sagt der 42-Jährige, "er bringt sehr viel Inhalt mit, bekommt definitiv die Chance. Und das aus voller Überzeugung." Klar ist, dass er, auch wenn ein neuer Chef kommt, bleiben wird. Weil Polzin bereits den DFB-Lehrgang für die Pro Lizenz absolviert, dürfte er das Amt des Cheftrainers bereits dauerhaft bekleiden und müsste nicht, wie lange üblich, nach zwei Spielen ins zweite Glied zurück rücken.

In der zweiten Reihe war Polzin beim HSV rund dreieinhalb Jahre - und hat schon das als außergewöhnlich empfunden. 2012 hatte er seine Heimatstadt für ein Lehramtsstudium Richtung Osnabrück verlassen, arbeitete dort wie zuvor schon in der Hansestadt weiter im Fußball und lernte Daniel Thioune kennen. 2017 stieg er unter ihm zum Co-Trainer des VfL Osnabrück auf - mit erst 26 Jahren. Wegen einer Arthrose im Zeh hatte der frühere Verteidiger seine eigene Spielerlaufbahn beim Bramfelder SV früh beenden müssen, sagt: "Als Spieler hätte ich es nie so hoch geschafft."

"Mit der Raute auf der Brust rumlaufen zu dürfen, fühlt sich besonders an"

Mit Thioune ging es noch höher: Aufstieg mit dem VfL in die 2. Liga, dann der gemeinsame Wechsel zum HSV, seinem Herzensverein. "Ich glaube, es gibt nichts, was für mich besonderer sein kann, als für den HSV zu arbeiten", hatte er bei seinem Dienstantritt im Sommer 2020 verraten. Polzin ist ein Kind der Nordtribüne und offenbarte: "Mit der Raute auf der Brust rumlaufen zu dürfen, fühlt sich besonders an. Es ist doch ganz klar, dass das für mich viel mehr ist, hier zu sein, wo ich als kleiner Junge früher beim Training zugeschaut und Autogramme gesammelt habe."

Jonas Boldt, Sportvorstand Hamburger SV, spricht auf einer Pressekonferenz im Volksparkstadion. Der HSV hat sich nach gut zweieinhalb Jahren von Trainer Tim Walter getrennt. Das gab der Tabellendritte der 2. Fußball-Bundesliga am Morgen bekannt.

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Seit Dienstagnachmittag steht Polzin als Hauptverantwortlicher auf dem Trainingsplatz im Schatten des Volksparkstadions. Mit viel Energie und Lautstärke. Als Thioune im Frühjahr 2021 gehen musste, hatte Boldt bereits die Überzeugung, in dessen Vertrauten ein Talent in den eigenen Reihen zu haben - Polzin blieb und verriet: "Daniel war nicht sauer darüber. Er weiß, was mir der HSV bedeutet." Als Boldt ihn Sonntag fragte, ob er für das Amt bereit sei, erklärt der Boss, "hat Merlin mit leuchtenden Augen 'ja' gesagt. Ohne zu fragen, wie lange es gehen soll." Das liegt nun ein Stück weit in seiner eigenen Hand.

Sebastian Wolff

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