Seinen 30. Geburtstag am kommenden Montag wird Eric Dier in Portugal feiern, wohin Trainer Thomas Tuchel mit seiner Mannschaft am Sonntag in ein Kurztrainingslager aufbricht. Dort dürfte der Neue einen Crashkurs bekommen, um möglichst schnell Mannschaft und Spielweise zu verinnerlichen und sich zudem in Form zu bringen. An Spielpraxis nämlich mangelt es Dier.
Nur viermal setzte Tottenhams Trainer Ange Postecoglou den langjährigen Stammspieler und Leistungsträger ein, der für England 49 Länderspiele absolviert und drei Tore erzielt hat. Insgesamt spielte Dier 274-mal in der Premier League, in der Champions League kam er 30-mal zum Einsatz, 20-mal in der Europa League. Auch das Ausland ist ihm nicht fremd. Bei Sporting Lissabon verbrachte Dier den Großteil seiner Jugend und zwei Jahre als Profi, von 2012 bis 2014. Es folgten fast zehn Jahre Tottenham, viele Jahre an der Seite von Harry Kane, der dem alten Kumpel den Einstieg beim FC Bayern erleichtern dürfte.
Dier bringt ein großes Pfund an Erfahrung mit, gilt als resolut, zweikampf- und kopfballstark. Schnelligkeit gehört nicht zu seinen hervorstechenden Merkmalen. Bei den Verantwortlichen des FC Bayern stand der 1,88 Meter große Verteidiger schon länger auf der Liste, sie sehen in ihm eine sinnvolle Ergänzung zur Kaderoptimierung.
Diers Vorteil: Er kann in der Innenverteidigung und auf der Sechs spielen, auch wenn er Letzteres länger nicht mehr getan hat. Bei den Bayern ist der Bedarf hinten größer. Besonders bis Anfang Februar, wenn Min-jae Kim mit Südkorea bei der Asienmeisterschaft spielt. Matthijs de Ligt kämpft immer wieder mit Verletzungsproblemen, Dayot Upamecano kann nicht jedes Spiel machen. Kurzum: Dier wird seine Chancen bekommen.
Ob er sie besser nutzt als etwa Daley Blind? Den ehemaligen Kapitän von Ajax Amsterdam hatten die Bayern vor einem Jahr verpflichtet. Doch der Niederländer erwies sich nicht als Verstärkung, kam nur sporadisch zum Einsatz und zog im Sommer zum FC Girona weiter. Dort ist der Verteidiger beim Zweiten von La Liga Leistungsträger. Ein Beispiel, das zeigt: Vorschnelle Urteile sollte man sich im Profifußball verkneifen. Auch im Fall des bei den Spurs nicht mehr gebrauchten Dier.
Umgekehrt fragte sich manch ein Experte im Sommer 2019, was die Münchner mit Ivan Perisic wollen, den sie von Inter Mailand ausliehen. Doch der Kroate erwies sich als wertvolle Alternative auf dem Weg zum Triple. Kein uneingeschränkter Stammspieler, aber immer da, wenn er gebraucht wurde. Rückblickend ein Top-Transfer. Würde es mit Dier ähnlich laufen, wären beim FC Bayern alle zufrieden.