Wäre Ricardo Pepi in Wolfsburg gelandet, zumindest der finanzielle Aspekt des Transfers hätte wohl kaum größere Beachtung gefunden. Doch während sich der VfL noch in der Pole Position im Rennen um das inzwischen 19-jährige US-Talent wähnte, wendete sich das Blatt zwischen Weihnachten und Silvester. Ein Klub aus dem Süden hatte die Wölfe finanziell ausgestochen. Doch nicht etwa der FC Bayern. Der Rekordmeister kooperiert zwar mit dem FC Dallas, hatte mit dem Transfer letztlich aber nichts zu tun. Es war der FC Augsburg, der 16 Millionen Euro auf den Tisch legte.
Viele hatten offensichtlich nicht auf dem Schirm, dass sich der Klub schon 2005 durch die Ausgliederung der Profisparte für Investoren geöffnet hatte. Doch auch die Kommunikation des Klubs war in diesem Bereich nicht immer transparent.
Hofmanns mächtige Doppelrolle - Blitzers "geheimer" Einstieg
Aber der Reihe nach: Alle Fäden laufen in Augsburg bei Klaus Hofmann zusammen. Der 54-jährige selbst aus der Fanszene stammende Brandschutzunternehmer ist Vorstandsvorsitzender des e. V., die Hofmann Investoren GmbH hält zugleich 99,4 Prozent der Aktien an der FC Augsburg GmbH und Co. KGaA. Da Hofmann als alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer der Investorengruppe, in der ihm 30 Prozent der Anteile gehören, agiert, hat er die finanziellen Zügel des Klubs in der Hand - eine durchaus kritisch begutachtete mächtige Doppelrolle, die auf dem Papier aber dennoch die 50+1-Regel befolgt.
Seit Februar 2021 ist David Blitzer (Bolt Football Holding) mit rund 45 Prozent der Anteile der größte Gesellschafter der Investoren GmbH. Es sorgte im Umfeld für Verärgerung, dass der Einstieg des US-Investors zunächst nicht öffentlich kommuniziert und von Fans mit Verweis auf das Handelsregister aufgedeckt wurde. Blitzer ist unter anderem auch in der Premier League bei Crystal Palace und bei US-Profiklubs wie den New Jersey Devils (Eishockey) und den Philadelphia 76ers (Basketball) involviert.
"Ich möchte klarstellen, dass sich dadurch für den FC Augsburg im Vergleich zu vorher nichts verändert. Ich hatte in der Hofmann Investoren GmbH in der Vergangenheit die Entscheidungshoheit und werde diese auch künftig haben", erklärte Hofmann in einem offenen Brief nach den Vorgängen im April 2021. Mit dem US-Amerikaner an Bord sei man im Krisenfall robuster aufgestellt.
Blitzer möchte, "dass Augsburg um Europa mitspielt"
Zurück zu Pepi: Auch wenn es in Branchenkreisen auf Verwunderung stößt, habe der langjährige Hofmann-Freund Blitzer operativ nichts mit dem Transfer zu tun, betonte Geschäftsführer Stefan Reuter. Den Transfer habe der FCA, der selbst in der Corona-Krise nur geringe Verluste machte und über die Jahre 53 Millionen Euro Eigenkapital aufbaute, selbst stemmen können.
Klar ist aber auch: Wäre Pepi beispielsweise Brasilianer, wäre er ziemlich sicher nicht beim FCA gelandet. Es liegt nahe, dass Blitzer durch bessere Vermarktung weltweit, im Speziellen in den USA, auf eine Wertsteigerung seiner Anteile abzielt. Gegen null geht sein Einfluss also wohl doch nicht. Zumal Blitzer dem "manager magazin" im November sagte, er möchte, "dass Augsburg um Europa mitspielt".
Ein Pepi wird da nicht reichen.