Bundesliga

Alexander Jacob: "Ohne Schmadtke wahrscheinlich nicht überlebt"

Früherer Kölner und heutiger Bielefelder Pressesprecher Jacob über seine Wettsucht

"Ohne Jörg Schmadtke hätte ich wahrscheinlich nicht überlebt"

Alexander Jacob (re.) fand einen Weg aus seiner Wettsucht - auch dank Jörg Schmadtke. Hier ein Foto aus dem Mai 2016.

Alexander Jacob (re.) fand einen Weg aus seiner Wettsucht - auch dank Jörg Schmadtke. Hier ein Foto aus dem Mai 2016. imago/Herbert Bucco

Dass Alexander Jacob als Pressesprecher des 1. FC Köln aufhört, war nach der herausragenden Saison 2016/17 nur eine kleine Randnotiz. Dabei hätte dessen Situation dramatischer kaum sein können. Während der FC sich auf den Europapokal freute, begab sich Jacob in ambulante Therapie, weil er seit Jahren an einer Wettsucht litt. An diesem Donnerstag (17 Uhr) will er auf dem DFB-Campus bei der Veranstaltung "Suchtprävention im Verein", zu der der Verband und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung laden, über seine Erfahrungen sprechen.

"Vereine und Verbände können meiner Meinung nach mehr tun, um gerade junge Leute zu informieren, welche Suchtgefahren mit der Sportwette einhergehen. Denn die Sportwette ist überall sichtbar, man kann rund um die Uhr, an jedem Ort und völlig anonym wetten", warnt Jacob, der heute Leiter Kommunikation und Pressesprecher beim Drittligisten Arminia Bielefeld ist, vorab in einem Interview auf der DFB-Website. Welche schwerwiegenden Folgen das haben kann, weiß er nur zu genau.

"Ich war ein anderer Mensch, große Teile meines Ichs waren ausradiert"

"Die Sucht hat mich wirtschaftlich ruiniert, sie hatte fast alle meine sozialen Kontakte zum Erliegen gebracht, sie war dabei, mich körperlich zugrunde zu richten", sagt Jacob rückblickend. "Meine Tage drehten sich nur noch um das jeweils nächste Wettereignis und angesichts der hohen Verluste um die Frage, wie ich an neues Geld komme. Ich war ein anderer Mensch, große Teile meines Ichs waren ausradiert." Irgendwann konnte er seinen Zustand nicht mehr verbergen.

"Die beiden Geschäftsführer Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle sprachen mich im Verlauf der Saison 2016/17 auf mein Verhalten an. Sie konfrontierten mich mit dem Verdacht, dass ich unkontrolliert Glücksspiel betreibe. Ich stritt zunächst vehement ab und konnte mich erst in einem zweiten Gespräch mit Jörg Schmadtke öffnen. Jörg hatte die herausragende menschliche Größe zu sagen: 'Wir helfen dir, aber du kannst nicht länger bei uns bleiben.' Er hat den Erstkontakt zur psychologischen Betreuung der Deutschen Sporthochschule hergestellt. Für diesen Impuls werde ich ihm ewig dankbar sein."

Jacob geht sogar so weit zu sagen: "Ohne Jörg Schmadtkes Einschreiten hätte ich die Krankheit wahrscheinlich nicht überlebt, davon bin ich heute überzeugt. Der Druck wäre immer weiter angestiegen, bis ich dem Ganzen ein Ende gesetzt hätte." Für eineinhalb Jahre begab sich Jacob in eine ambulante Therapie mit Psychologen, Psychotherapeuten und Ärzten. "So eine schmerzhafte Aufarbeitung geht nur unter Anleitung und Begleitung von Fachleuten. Allein kannst du das nicht schaffen."

Bei einer Glücksspielsucht bietet unter anderem die Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter der Nummer 0800 1372700 Spielenden und Angehörigen Unterstützung.

jpe