2. Bundesliga

Nürnberg: Warum Klauß diesmal kaum auf den Gegner schaut

Die wichtige Frage der Standards

Nürnberg: Warum Klauß diesmal kaum auf den Gegner schaut

Weiß noch nicht genau, was ihn erwartet: Club-Trainer Robert Klauß.

Weiß noch nicht genau, was ihn erwartet: Club-Trainer Robert Klauß. imago images

Sorgenfrei - diese Überschrift hat der FCN vor Rundenstart seinem Saisonziel gegeben. Was dies konkret bedeutet, umschrieb Trainer Robert Klauß wie folgt: "Wir wollen den Druck vermeiden, unbedingt punkten zu müssen." Zehn Spieltage vor Schluss jedoch hat sein Team genau diesen Druck - eine Niederlage gegen Osnabrück und aus einer angespannten würde eine hochbrisante Lage.

Ein Negativszenario, mit dem sich Klauß nicht beschäftigt: "Wir alle können die Tabelle lesen. Die Mannschaft weiß, worum es geht, und hat sich in dieser Trainingswoche dennoch eine Portion Lockerheit bewahrt. Die Balance ist gut."

Für Lohkemper ist die Saison wohl gelaufen

Und gut sind eigentlich auch die Voraussetzungen für die Aufgabe am Sonntag, klammert man den Umstand aus, dass unter der Woche Felix Lohkemper mit dem Knochenödem im Beckenbereich eine Diagnose erhielt, die wohl das vorzeitige Saison-Aus bedeutet. Der 26-Jährige hatte allerdings bereits seit Mitte Dezember aufgrund von ständig wiederkehrenden Adduktorenprobleme ohnehin nicht mehr zur Verfügung gestanden.

Dass erst jetzt nach mehreren Monaten des ständigen Auf und Abs die genaue Diagnose von einem Spezialisten gefunden wurde, wirft ein vermeintlich schlechtes Bild auf die medizinische Abteilung - allerdings sind gerade solche Verletzungen sehr komplex und somit äußerst schwer zu behandeln. "Die Nachricht an sich ist bitter gewesen, andererseits ist uns immer bewusst gewesen, wie kompliziert diese Verletzung ist."

Nürnberger trainiert teilweise individuell

Weniger kompliziert stellt sich, die Langzeitverletzten ausgenommen, die personelle Lage dar: Nur Fabian Nürnberger plagt sich dieser Tage mit Rückenproblemen herum und hat deswegen statt des normalen Mannschaftstrainings die eine oder andere individuelle Laufeinheit eingeschoben. Sein Trainer ist jedoch "optimistisch", was dessen Einsatz anbelangt.

Optimistisch könnte die Nürnberger auch stimmen, dass mit dem VfL nun ein Gegner aufkreuzt, der neunmal in Folge verloren hat - auch wenn Klauß solcherlei Zahlen keine große Bedeutung beimisst: "Rein vom Papier hätten wir beim KSC nicht gewinnen können - wir haben es aber getan." Was die Vorbereitung auf die Niedersachsen erschwert, ist deren Trainerwechsel.

Klauß: "Wir konzentrieren uns mehr auf uns"

Dass Markus Feldhoff bei der Osnabrücker Mannschaft etwas bewegt hat, steht für Klauß außer Zweifel, was dies konkret für die Spielweise des VfL bedeutet, weiß der Nürnberger Coach freilich nicht. Somit nimmt die Gegneranalyse in der Vorbereitung einen deutlichen geringeren Raum ein als sonst. "Wir konzentrieren uns mehr auf uns", so Klauß.

Will heißen: Der Club wird versuchen, seine auf hohem Pressing basierende Spielidee umzusetzen. Gelungen ist ihm dies in dieser Spielzeit bislang nur sporadisch, gegen Osnabrück dürfte dies der Schlüssel zum Sieg sein. Schafft es der FCN, den VfL früh wirkungsvoll anzulaufen und so zum Schlagen der Bälle zu zwingen, steigen die Siegchancen enorm. Die Statistik weist den VfL nämlich als das kopfballschwächste Team der Liga aus, gerade seine Anfälligkeit bei gegnerischen Standards hat sehr zu seiner aktuellen Negativserie beigetragen.

Möller Daehli statt Geis?

Kein Wunder also, dass beim FCN das Einüben von Standards einen der großen Schwerpunkte der Trainingswoche bildete. Jüngst strahlte er in diesem Punkt jedoch wenig Gefahr aus, obwohl er mit Manuel Schäffler wie auch mit seinen Innenverteidigern richtig kopfballstarke Akteure in seinen Reihen hat - und mit Johannes Geis einen der besten Standardschützen der Liga.

Eigentlich, denn zuletzt war laut dem FCN-Coach dessen Streuung zu groß. "Geißi weiß das auch", fügt Klauß mit dem Hinweis an, dass es auch andere Akteure gibt, die einen guten ruhenden Ball zu treten verstehen. Mats Möller Daehli zum Beispiel, der einst bei St. Pauli für die Standards zuständig war. Klauß dazu: "Abwarten, wir werden uns da schon was einfallen lassen!"

Christian Biechele