Bundesliga

Noch kein Lauftest - Steinhaus beendet nach Supercup ihre Karriere

Bonbon zum Abschied umstritten - Schiedsrichterin äußert sich

Noch kein Lauftest - Steinhaus beendet nach Supercup ihre Karriere

Seit 2017 Bundesliga-Schiedsrichterin: Bibiana Steinhaus.

Seit 2017 Bundesliga-Schiedsrichterin: Bibiana Steinhaus. imago images

Nach zwölf Jahren hört Bibiana Steinhaus als Schiedsrichterin auf. Die Polizeibeamtin aus Langenhagen war die erste deutsche Schiedsrichterin im Herren-Profifußball. Der Supercup am Mittwochabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund wird ihr letzter Einsatz sein. Das bestätigte inzwischen auch der DFB.

Steinhaus hat "manches reflektiert und neu bewertet"

Seit 2017 leitete Steinhaus in der Bundesliga insgesamt 23 Partien und stellte dabei keinen einzigen Profi vom Platz. Sie war zudem bei drei Welt- und drei Europameisterschaften der Frauen dabei. Bei der WM 2011 in Deutschland pfiff sie das Endspiel zwischen Japan und den USA (3:1 i.E.).

"Wie viele Menschen in der Zeit der Corona-Situation habe ich manches reflektiert und neu bewertet", erklärt Steinhaus auf der DFB-Website. "Nach einem sehr vertrauensvollen und konstruktiven Gespräch mit Lutz Michael Fröhlich, dem Sportlichen Leiter der DFB-Elite-Schiedsrichter, habe ich mich nach sorgfältiger Abwägung vieler Faktoren dazu entschieden, meine nationale und internationale Laufbahn als Schiedsrichterin zu beenden. Für den heutigen Abend wünsche ich mir, dass der Fokus allein auf dem Spiel liegt. Über die Gründe meines Rückzugs werde ich mich zu gegebener Zeit nochmals etwas ausführlicher äußern."

Steinhaus hat die läuferische Leistungsüberprüfung noch nicht absolviert

Die in der "Bild" für den Abschied angeführten familiären Gründen sind nur ein Teil der Wahrheit. Nach kicker-Informationen hat Steinhaus in dieser Saison noch nicht die für Einsätze im Profifußball obligatorische läuferische Leistungsüberprüfung absolviert. Referees, die in Bundesliga, 2. Liga und 3. Liga zum Einsatz kommen wollen, müssen sowohl einen Sprinttest (6-mal 40 Meter in jeweils maximal 6,0 Sekunden) sowie einen Intervalltest (10 Stadionrunden, 40-mal 100-Meter, wovon 75 Meter in maximal 15 Sekunden und 25 Meter im Gehen in maximal 18 Sekunden zu bewältigen sind) absolvieren.

Diesen Nachweis hatte Steinhaus, die zuletzt immer mal mit Verletzungen zu kämpfen hatte, seit ihrem Bundesliga-Aufstieg 2017 dreimal nicht wie üblich beim Lehrgang im Kollegenkreis, sondern stets an einem Einzeltermin absolviert.

Im Kollegenkreis ist diese Ausnahme-Entscheidung umstritten

Weil sie in diesem Jahr noch gar keinen bestandenen Lauftest vorweisen kann, kam sie an den ersten Spieltagen der deutschen Profiligen auch noch nicht als Schiedsrichterin auf dem Feld zum Einsatz. An den ersten beiden Bundesliga-Spieltagen fungierte sie hingegen gleich dreimal als VAR und machte dabei bei den Spielen Stuttgart gegen Freiburg sowie Hertha gegen Frankfurt eine unglückliche Figur. Das hat jedoch nichts mit dem anstehenden Abschied zu tun.

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An diesem Mittwochabend wird Steinhaus nun also doch noch mal in dieser Saison auf dem Rasen ein Spiel leiten und dann gleich den deutschen Klassiker zwischen Bayern und Dortmund, der in mehr als 200 Länder übertragen wird. Hintergrund: Die Schiedsrichterchefs legen den DFL-Supercup, was den eigentlich obligatorischen Lauftest betrifft, als Grauzone aus und überreichen Steinhaus mit Blick auf ihre vielen Verdienste im Laufe der Karriere ein Bonbon zum Abschied. Im Kollegenkreis ist diese Ausnahme-Entscheidung bei aller Wertschätzung für Steinhaus umstritten.

Keller: "Bibiana Steinhaus wird weiter Vorbild bleiben"

DFB-Präsident Fritz Keller bedauert "das frühzeitige Karriereende von Bibiana Steinhaus sehr", wie er am Mittwoch erklärte. "Der deutsche Fußball muss künftig nicht nur auf eine herausragende Schiedsrichterin verzichten, sondern verliert auch eine außergewöhnliche Persönlichkeit und Pionierin in einer Männerdomäne. Ich hoffe dennoch sehr, dass viele weitere Schiedsrichterinnen den Profi- genauso wie den Amateurfußball bereichern werden. Bibiana Steinhaus wird weiter Vorbild bleiben."

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Carsten Schröter-Lorenz/TR/mkr

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