Bundesliga

Fernandes und Zimmermann leben Sportsgeist vor

Frankfurt: "Ich stecke mein eigenes Ego zurück"

Fernandes und Zimmermann leben Sportsgeist vor

Teamgeist vor Ich-AG: Jan Zimmermann (re.).

Teamgeist vor Ich-AG: Jan Zimmermann (re.). imago images

Aus Frankfurts Trainingslager in Windischgarsten berichtet Julian Franzke

Zimmermanns letzter Pflichtspieleinsatz liegt bald drei Jahre zurück. Am 21. November 2016 hütete er das Tor von 1860 München im Zweitligaspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern. Anschließend verlor er seinen Platz zwischen den Pfosten und kehrte im Sommer vor zwei Jahren als Ersatztorhüter zu seinem Heimatverein Eintracht Frankfurt zurück. Nach Frederik Rönnows Schulterverletzung hätte vergangenen Donnerstag in Tallinn endlich seine Stunde schlagen können, doch Trainer Adi Hütter entschied sich für Felix Wiedwald im Tor. Der spielte vergangene Rückrunde als Leihgabe beim MSV Duisburg regelmäßig, sein Verbleib in Frankfurt über die aktuelle Transferperiode hinaus ist aber ungewiss. Zimmermann hingegen wurde vor einem Jahr - anders als Wiedwald - für die Europa League gemeldet, zudem verlängerten die Hessen den Vertrag mit dem 34-Jährigen im April um zwei Jahre bis 2021 - ein Vertrauensbeweis. Doch statt in der Europa-League-Qualifikation seinen Mann zu stehen, spielte "Zimbo" am Sonntag lediglich im unbedeutenden Testspiel gegen den österreichischen Drittligisten FC Wels (7:0). Nach dem Schlusspfiff äußerte er allerdings keine Unzufriedenheit, sondern Verständnis für die Entscheidung gegen ihn. "Natürlich hätte ich gerne gespielt, sonst wäre ich fehl am Platz. Aber ich war ich wegen der Geburt meiner Tochter im gesamten ersten Trainingslager nicht mit dabei. 'Wiede' hat dort gut gearbeitet und sich den Einsatz daher verdient. Da bin ich Sportsmann genug, er hat es auch gut gemacht", erklärte Zimmermann. Der Routinier ergänzte: "Ich hoffe, jeder Eintracht-Fan sieht es mir nach, dass ich für dieses Ereignis (die Geburt, Anm. d. Red.) das auch immer wieder eintauschen würde. Das ist das einzige im Leben, was vielleicht ein bisschen wichtiger ist ..." Wenn die Eintracht am Donnerstag gewinnen sollte und in die nächste Runde einzieht, sei "doch alles gut", denn, so Zimmermann: "Der Teamerfolg ist das oberste Credo. Ich sehe mich als Teamspieler und stecke mein eigenes Ego zurück."

Auch Gelson Fernandes war familiär gebunden

So ähnlich hätte es auch Gelson Fernandes ausdrücken können. Der Mittelfeldspieler ist ebenfalls frischgebackener Papa, verpasste deshalb die Reise nach Tallinn. Nicht mal die 90 Minuten konnte er sich anschauen, da er mit seiner Frau im Krankenhaus war. Es war daher keine Überraschung, dass Lucas Torro auf der Sechs auflief - mit einem fulminanten Weitschusstor rechtfertigte dieser seine Aufstellung und hat gute Karten, auch im Rückspiel auf dem Platz zu stehen.

Gelson Fernandes

Torro ist kein Konkurrent: Gelson Fernandes. Getty Images

Vergangene Saison kam Fernandes auch deshalb auf die stolze Anzahl von 37 Pflichtspielen, weil sein ärgster Konkurrent Torro lange wegen einer Schambeinentzündung ausgefallen war. Um erneut auf so viele Einsätze zu kommen, wird sich der 32-Jährige strecken müssen. Böses Blut wird es zwischen dem Schweizer Routinier und dem 25-jährigen Spanier aber nicht geben. Im Gegenteil. "Wir sind keine Konkurrenten, wir sind Mitspieler, Partner", betonte Fernandes am Montag, "Lucas wird alles für seinen Platz tun, und ich genauso." Er sieht seine Aufgabe auch darin, den jüngeren Mitspieler "aufzubauen" und im Training zu fordern. "Hinter Lucas liegt ein schwieriges Jahr. Aber er hat eine super Mentalität und ist ein Spieler für die Zukunft des Vereins. Ich freue mich, dass er gesund ist und hoffe, dass es so bleibt", sagte Fernandes. Solche Aussagen zeigen, dass der im Fußball inflationär zitierte Teamgeist durchaus mehr sein kann als eine Floskel. Fernandes pushte seine Mitspieler auch, als er im ersten Jahr in Frankfurt häufiger mal Ersatz war. Deshalb nimmt man ihm seine Worte ab.

Landsmann Sow - "die Leute werden Spaß mit ihm haben"

Auf Fernandes' Unterstützung verlassen kann sich auch Neuzugang und Landsmann Djibril Sow, der aktuell einen Sehneneinriss im Oberschenkel auskuriert. "Das ist ein guter Junge und ein richtig guter Achter. Ich freue mich, dass er hier ist. Die Leute werden Spaß mit ihm haben. Aber ich habe ihm gesagt, dass er natürlich mehr Tore schießen muss", erzählte Fernandes mit einem Schmunzeln. Für Young Boys Bern erzielte Sow in 77 Pflichtspielen vier Treffer.

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