Bundesliga

Löst Demirbay einen Teil des Standardproblems?

Bosz über ruhende Bälle: "Da ist noch Luft nach oben"

Löst Demirbay einen Teil des Standardproblems?

Leverkusens neuer Standardschütze: Kerem Demirbay.

Leverkusens neuer Standardschütze: Kerem Demirbay. imago images

Aus Leverkusens Trainingslager in Zell am See/Kaprun berichtet Stephan von Nocks

Es ist der wunde Punkt bei Bayer 04. Standardsituationen stellten eine Schwäche der Werkself in der vergangenen Saison dar. 20 Gegentreffer schluckte Leverkusen nach ruhenden Bällen. Nur Borussia Dortmund kassierte anteilig mehr Gegentore nach Standards (43 Prozent) als Bayer (38 Prozent). Mit zehn Gegentreffern nach Ecken teilte sich Leverkusen mit Freiburg und Absteiger Hannover gar den letzten Platz. Und auch offensiv war für Havertz & Co. nach ruhenden Bällen nicht viel zu holen. Mit 23 Prozent fiel der Anteil der Tore nach Standards mit dem drittschlechtesten Wert der Liga eher bescheiden aus.

"Wo wir uns verbessern können, müssen wir uns verbessern. Auch in diesen beiden Bereichen, offensiv und defensiv", erklärte Peter Bosz am Donnerstagmittag, nachdem seine Mannschaft zuvor in einer knapp einstündigen Einheit hauptsächlich Standardsituationen trainiert hatte. Der Niederländer weiß um die Bedeutung dieser Momente im Spiel: "Standards sind immer eine Waffe. Auch wenn man schlecht spielt, kann man damit ein Spiel entscheiden. Deswegen sind sie sehr wichtig."

Standards sind immer eine Waffe. Auch wenn man schlecht spielt, kann man damit ein Spiel entscheiden. Deswegen sind sie sehr wichtig.

Peter Bosz

Für Bayer waren sie bislang kein positiver Faktor. Folglich sieht Leverkusens Trainer in diesem Bereich Nachholbedarf, obwohl sich seinem Amtsantritt im Januar 2019 die Zahl der Standardgegentore schon abgenommen hat. "Als ich gekommen bin, waren die Werte relativ hoch. Das stimmt. Oft waren es nicht die direkten Tore nach Standards, sondern nach einem abgewehrten Ball. Das haben wir versucht zu üben. Zwischen den Werten der Hin- und der Rückrunde war schon ein Unterschied. Abe da ist noch Luft nach oben", analysiert Bosz. Zum Vergleich: 13 Gegentreffern nach Standards in der Hinrunde folgten nur noch sieben in der Rückrunde.

Am Donnerstag trainierte Bosz Standards getrennt mit zwei Mannschaften, die er so auch in den Testspielen am Samstag gegen Watford und Eibar antreten lassen möchte. Auffällig dabei: Bosz stand beispielsweise bei den Eckbällen mitten im Getümmel. "Das kann auch gefährlich sein ...", merkte der Trainer erst scherzhaft an, um dann sein Vorgehen zu erklären. "Ich habe das gemacht, weil ich dann wie als Spieler ein besseres Gefühl habe, ob die Abstände stimmen. Beim Elf gegen Elf stehe ich auch nie an der Seite, sondern in der Mitte." Die Perspektive von außen verschafft sich Bosz dann später beim Videostudium.

Bailey und Demirbay die ersten Spezialisten

Bei diese wird er oft Ecken von Kerem Demirbay betrachten. Der Neuzugang aus Hoffenheim, der bereits am Mittwoch auf eigene Initiative Ecken und Freistöße übte, dürfte den ersten Eindrücken zu Folge zum Eckenschützen Nummer 1 aufsteigen, auch wenn Bosz sagt: "Leon Bailey kann das auch machen als Linksfuß." Doch der Trainer weiß auch: "Das ist eine von Kerems Qualitäten, aber es werden mehrere Spieler sein, die Freistöße und Ecken schießen werden."

Vom Punkt schießt Havertz

Bei den Strafstößen dürfte sich der Neue allerdings erstmal im Wartestand befinden. Erklärte Bosz doch zu Kai Havertz, der zuletzt immer sicher verwandelte: "Kai ist unser Schütze, aber Kerem kann das auch." Eine Konstellation, über die sich angesichts von Bayers durchaus problematischer Strafstoß-Vergangenheit niemand im Klub beschweren wird.