Bundesliga

Gruev: Lieber Kohfeldts "Co" als Zweitliga-Chef

Matthäus gratulierte zum neuen Job

Gruev: Lieber Kohfeldts "Co" als Zweitliga-Chef

Hat sich ganz bewusst für Werder entschieden: Ilija Gruev.

Hat sich ganz bewusst für Werder entschieden: Ilija Gruev. imago images

Aus Werders Trainingslager in Zell am Ziller berichtet Thiemo Müller

Als Co-Trainer hat Ilija Gruev schon ganz Großen der Fußballbranche assistiert. Etwa dem Chefcoach Krassimir Balakov beim bulgarischen Erstligisten Burgas, bei Hajduk Split und beim 1. FC Kaiserslautern. Zwischenzeitlich arbeitete der 49-Jährige auch an der Seite von Lothar Matthäus bei der bulgarischen Nationalmannschaft. Und von 2015 bis 2018 selbst als Cheftrainer beim MSV Duisburg. Bei Werder Bremen ist Gruev seit diesem Sommer wieder zurück in der Rolle des "Co". Als Rückschritt empfindet er das aber keineswegs. Im Gegenteil: "Ich hatte auch das Angebot, als Cheftrainer in der Zweiten Liga zu arbeiten", verriet Gruev in einer Medienrunde am Montagnachmittag. "aber ich habe mich ganz bewusst für Werder, Florian Kohfeldt und die Erste Bundesliga entschieden. Ich bin überzeugt, dass das für meine persönliche Entwicklung am besten ist."

Glückwünsche von Matthäus

Glückwünsche dazu gab es übrigens sogar von Matthäus, "wir haben weiterhin ein sehr gutes Verhältnis", lächelt Gruev. Die menschliche Komponente, das wird im Gespräch mehrfach deutlich, ist ihm enorm wichtig. So bestätigt er auch durchaus mit Stolz, niemals einen seiner Chefs nach deren Entlassung direkt als Nachfolger beerbt zu haben - obwohl die Möglichkeit dazu durchaus bestanden hätte. "Aber", betont Gruev, "das entspricht nicht meinen moralischen Vorstellungen von Loyalität. Ich bin Teamplayer, fühle mich auch als Co-Trainer mit verantwortlich." In Zukunft auch wieder als Anführer eines Trainerteams zu arbeiten, schließt er dabei keineswegs aus. Jedoch: "Das muss in jedem Fall auf saubere Art ablaufen."

Die kurz- und mittelfristige Perspektive heißt ohnehin, neben Thomas Horsch und Tim Borowski als weiterer Assistent an der Seite Kohfeldts zu arbeiten, also eines Shooting-Stars der deutschen Trainergilde. Die Unterschiede zwischen der Arbeitsweise eines solchen Fußballlehrers ohne große Spielerkarriere und jener von früheren Assen wie Balakov oder Matthäus sei dabei schon deutlich spürbar: "Die ehemaligen Weltklassespieler schöpfen natürlich viel aus ihrer Erfahrung, können manche Dinge auch selbst perfekt vormachen auf dem Platz. Die andere Trainerkategorie ist sehr akribisch, extrem auf Details fokussiert, lebt in jedem Fall auch von sehr hoher sozialer Kompetenz." Womit Gruev, der zwischen 1997 und 1999 selbst 13 Länderspiele für Bulgarien bestritt, aber ausdrücklich nur eine Beschreibung vornimmt, keine Wertung. Denn: "Entscheidend sind für jeden Trainer am Ende die fachliche und die menschliche Komponente. Beides muss passen, unabhängig von der jeweiligen Vergangenheit."

Gruev soll bei Standards nachhelfen

Dass Gruev selbst diese Voraussetzungen erfüllt, hat Kohfeldt längst klargestellt. "Wir können von Ilijas großer Erfahrung als Spieler wie als Trainer profitieren. Und er ist ein angenehmer Typ, den man einfach sehr, sehr gerne um sich hat." Als Kollegen sind sich beide des Öfteren über den Weg gelaufen, seit Gruevs gleichnamiger Sohn Ilija zum erweiterten Bremer Profikader zählt, hat sich der Kontakt quasi automatisch intensiviert. Neben den allgemeinen Co-Trainer-Aufgaben ist Gruev senior von Kohfeldt speziell mit dem Ausarbeiten und Trainieren von Standardsituationen beauftragt. "Offensiv wie defensiv war Werder da laut Statistik zuletzt in etwa Liga-Durchschnitt", sagt Gruev, "es gibt da also etwas Potenzial nach oben." Dass auf dem Weg nach Europa Kleinigkeiten den Ausschlag geben können, hat Werder bereits im Vorjahr erfahren. Insofern könnte sich Gruevs Verpflichtung im Idealfall noch als ganz entscheidender Mosaikstein erweisen...