Bundesliga

Ende einer Ära: Rangnicks Abschied ist ein immenser Verlust

Kommentar von kicker-Chefreporter Oliver Hartmann

Ende einer Ära: Rangnicks Abschied ist ein immenser Verlust

Verabschiedet sich aus Leipzig: Ralf Rangnick hinterlässt riesige Fußstapfen.

Verabschiedet sich aus Leipzig: Ralf Rangnick hinterlässt riesige Fußstapfen. imago images

Denn hinter diesem Entschluss stehen ja nicht - wie vielfach vermutet wird - Machtgier und Grabenkämpfe innerhalb der RB-Führung, sondern Realitätssinn und Weitsicht. Ein selbstbewusstes Trainertalent wie Julian Nagelsmann, das sich nicht gerne reinreden lässt, und ein Sportdirektor Rangnick, der zum RB-Übervater aufgestiegen ist und von Haus aus gerne reinredet - diese Konstellation hätte von Beginn an viel Sprengkraft gehabt. Rangnick hätte sich mehr zurücknehmen müssen, als es seinem Naturell als Bestimmer entspricht. Und in der öffentlichen Diskussion hätte die kleinste sportliche Krise schnell zur Frage führen können, ob und wann wieder jener Mann auf dem Trainingsplatz übernimmt, der es ja sowohl in der Aufstiegssaison 2015/16 als auch zuletzt hinlänglich bewiesen hat, dass er es auch kann.

Rangnick war sieben Jahre lang Leipzigs Bessermacher und Besserwisser, erst recht in der vergangenen Saison, als er in der Doppelfunktion als Trainer und Sportdirektor den RB-Kader in die Champions League und ins Pokalfinale führte. Er hat aus einem Möchtegern-Großklub, der sich in der Regionalliga Nordost festgefahren hatte, eine Größe im deutschen Fußball gemacht. Als er im Juni 2012 startete, fand er eine überalterte, überbezahlte und in ihrem Marktwert praktisch gegen null tendierende Mannschaft vor. Der aktuelle Kader, den er vom ersten bis zum letzten Mann selbst zusammenstellte, ist der Jüngste der Bundesliga und hat einen Wiederverkaufswert von gut und gerne 400 Millionen Euro. Das belegt: Rangnick hat die vielen Millionen, die Dietrich Mateschitz seinem vor zehn Jahren gegründeten Baby RBL zur Verfügung stellte, nicht verprasst, sondern klug und weitsichtig investiert.

Trainersteckbrief Rangnick
Rangnick

Rangnick Ralf

RB Leipzig - Vereinsdaten
RB Leipzig

Gründungsdatum

19.05.2009

Vereinsfarben

Rot-Weiß

mehr Infos

Rangnicks Fußstapfen sind riesig

Mit Rangnicks Ausstieg endet eine Ära. Die Fußstapfen, in die seine Nachfolger Nagelsmann und Markus Krösche als neuer Sportdirektor treten, sind riesig. Beide genießen einen ausgezeichneten Ruf, beide haben aber auch noch keine bis wenig Erfahrung auf dem Level, auf dem sie jetzt agieren sollen. Ob und wie intensiv sie tatsächlich den Ratgeber Rangnick suchen, muss sich erst noch zeigen.

Rangnick steht wieder im Schaufenster

Rangnick selbst begründete seinen Ausstieg auch damit, dass ihn die Arbeit als Nur-Noch-Sportdirektor nicht mehr hätte ausfüllen können. Das ist nachvollziehbar. Wer ihn in den letzten sieben, geradezu rastlosen Jahren erlebt hat, der kann sich allerdings beim besten Willen nicht vorstellen, dass Rangnick als strategischer Langzeit-Projektleiter in New York und Brasilien auf Dauer seine berufliche Erfüllung findet. Mit seinem Abschied aus Leipzig steht er vielmehr wieder im Schaufenster für eine neue Herausforderung, sei es beispielsweise in der Premier League oder bei einem Nationalverband.

kicker-Chefreporter Oliver Hartmann

kicker-Chefreporter Oliver Hartmann kicker