Bundesliga

Willig: Psychotricks vom Papa

Stuttgarts Trainer muss in Berlin um Didavi bangen

Willig: Psychotricks vom Papa

Anrufe am frühen Morgen: VfB-Coach Nico Willig lässt sich fachmännisch beraten.

Anrufe am frühen Morgen: VfB-Coach Nico Willig lässt sich fachmännisch beraten. picture alliance

Schon bei seiner Vorstellung hatte Nico Willig fast beiläufig fallen lassen, dass sein Vater Psychologe sei. Und durchaus eine Stütze in der einen oder anderen Situation. Wie aktuell. Das Familienoberhaupt darf nicht nur, "er muss sogar Tipps geben", erzählt der VfB-Trainer. Coachgeflüster statt Couchgeflüster im Hause Willig. Ein kurzer, aber hilfreicher Draht. "Wir haben in den vergangenen Wochen sehr viel telefoniert", so der Stuttgarter Bankchef. "Er ist Frühaufsteher. Das bedeutet, ich kann ihn morgens früh anrufen. Wir diskutieren über die Situation, er gibt mir Tipps. Er hilft mir, wie man an so eine Situation rangeht, wie man sie verarbeitet. Da gab es schon regen Austausch."

Lange Bälle auf Andersson haben "Probleme bereitet"

Wie man personell-taktisch bei Union bestehen möchte, hat Willig dagegen für sich schon alleine herausgefunden. Vor allem die langen Bälle in die Spitze, besonders auf Sebastian Andersson, sowie die daraus resultierenden Eroberungen der zweiten Bälle, die für Gefahr sorgen, müssen unterbunden werden. "Das hat uns Probleme bereitet", sagt der 38-Jährige. "Nicht nur beim 1:1." Als ein langer Ball aus der Berliner Hälfte durch Andersson verlängert und von Suleiman Abdullahi zum Ausgleich verwandelt wurde. Erst hatte Marc-Oliver Kempf das Kopfballduell gegen den Schweden, anschließend Emiliano Insua das gegen den Nigerianer verloren. "Das hat jeder gesehen und ist ein Punkt, an dem wir ansetzen müssen."

Spielersteckbrief Didavi
Didavi

Didavi Daniel

Trainersteckbrief Willig
Willig

Willig Nico

Es gebe mehrere Möglichkeiten, solche Gefahren zu minimieren oder zumindest zu entschärfen. "Entweder man verhindert, dass der Ball so präzise kommt. Oder man schaut, dass Andersson gedoppelt und gehindert wird, den Ball weiterzuleiten oder anzunehmen und abzulegen", erklärt Willig. "Oder sein Gegenspieler verhindert, dass er den Ball verlängert. Oder der Raum dahinter muss besser besetzt sein." Eine Vielzahl sinnvoller Möglichkeiten, die allesamt unangewendet blieben. "So, wie es am Donnerstag war, sollte es sich jedenfalls nicht wiederholen. An dem Hebel sollten wir ansetzen", sagt der Coach, der nach der Saison zurück zu seiner U 19 geht.

Didavi fraglich - Ascacibar und Zuber in den Startlöchern

Nach dem enttäuschenden Hinspiel sind Veränderungen angesagt und geplant. Allein schon der drohende Ausfall von Daniel Didavi, den muskuläre Probleme im linken Oberschenkel plagen, wird der Startformation ein anderes Gesicht geben. Sowohl Steven Zuber, der seine Innenbandverletzung im Knie auskuriert hat, als auch Santiago Ascacibar, dessen Rotsperre abgelaufen ist, sind Kandidaten. Beide würden jedenfalls "sicher im Kader stehen. Es ist gut möglich, dass es Veränderungen gibt."

Wie und mit wem auch immer der VfB antritt. Union habe "einen Vorteil durch die Auswärtstore", sagt Willig, der niemandem eine Favoritenrolle zuschieben will. "Wir haben ein Finale vor uns. Ob da eine 53- zu 47-prozentige Wahrscheinlichkeit herrscht...Das spielt keine Rolle." Vielmehr werde es "darauf ankommen, welche der beiden Mannschaften in diesem Spiel unter diesen Bedingungen in dieser Drucksituation und mit dem Wissen, um was es geht, die bessere Leistung abruft und es verdient, dieses Spiel zu gewinnen".

Willig sucht die "Spieler mit dickem Fell"

Dies wünsche er sich für seine. "Es ist, wie ich es vergangene Woche gesagt habe: Gegen Union zu spielen, ist ein Brett", erklärt der 38-Jährige. "Genau das hat sich im Hinspiel gezeigt. Und das wird im Rückspiel kein dünneres Brett sein bei der Einstellung und der Euphorie, die dort herrschen." Vor allem die Gegebenheiten rund um die Partie sollten seine Spieler nicht unterschätzen. "Dieses Spiel und das Drumherum sind etwas Besonderes, etwas Einmaliges." Das Stadion gleiche "einem Hexenkessel. Die Rahmenbedingungen sind Wahnsinn. Das haben weder ich noch viele andere schon erlebt." Mit Ausnahme einiger früherer erfahrener Nationalspieler wie zum Beispiel Ron-Robert Zieler, Mario Gomez, Christian Gentner oder Gonzalo Castro, was deren Einsatzchancen erhöhen dürfte. "Es wird wichtig sein, dass wir Spieler auf dem Platz haben, die ein dickes Fell haben."

Um das Happy End zu schaffen, das er den Seinen mehr als nur höflichkeitshalber zutraut. "Wir haben es immer noch in der eigenen Hand. Wir können es selbst schaffen, müssen uns nicht an anderen Leuten oder Ergebnissen orientieren. Es liegt nur an uns." Dennoch wird mehr nötig sein als im Hinspiel. "Wir müssen einfach gut sein, müssen Dinge, die wir am Donnerstag nicht so gut gemacht haben, wesentlich besser machen."

George Moissidis

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