Bundesliga

Wird Götze zu Dortmunds Trumpfkarte im Finale?

Champions-League-Woche macht Hoffnung auf den Titel

Wird Götze zu Dortmunds Trumpfkarte im Finale?

Sein Moment für die Ewigkeit: Mario Götze macht Deutschland zum Weltmeister.

Sein Moment für die Ewigkeit: Mario Götze macht Deutschland zum Weltmeister. imago

Man muss sie nicht aufwärmen, die Geschichte von Mario Götze im WM-Finale 2014. Sie ist ohnehin allgemein bekannt, fußballerisches Kulturgut, wenn man so will. Jedes Kind, das älter als acht Jahre alt ist und auf dem Bolzplatz dem Ball genauso enthusiastisch hinterherjagt wie seinem Traum von Profifußball, kennt sie, hat sie verschlungen, sie aufgesogen und abgespeichert. Auch Götze geht es ja nicht anders. Doch in der Erinnerung des 26-Jährigen gibt es eben auch noch so viel mehr: Bereits in der Jugend wurde er Europameister (2009 mit der U17 des DFB) und mit dem BVB Deutscher Meister in der U17 (2008) und der U19 (2009). Später folgten fünf Meistertitel bei den Profis (zwei mit dem BVB, drei mit dem FC Bayern) sowie vier Pokalsiege (je zwei mit dem BVB und dem FCB). Selbst Klubweltmeister (2014) durfte er sich bereits nennen.

Götzes Titelsammlung ist eine Ausnahme beim BVB

Nichtsdestotrotz: Mit seinem Erfahrungsschatz in puncto Titelgewinnen ist Götze in Dortmund eine Ausnahmefigur, ein Exot. Klar, Spieler wie Axel Witsel und Thomas Delaney wurde in anderen Ländern bereits Meister, Lukasz Piszczek und Marcel Schmelzer räumten mit dem BVB je zweimal Meisterschale und DFB-Pokal ab. Doch so viel Silberware wie Dortmunds Nummer 10 hat kein anderer Borusse im Schrank. Auch aufgrund dieses Umstands fehlte es den Schwarz-Gelben in den entscheidenden Saisonwochen zuletzt an der nötigen Reife, um den zwischenzeitlichen Neun-Punkte-Vorsprung auf den FC Bayern ins Ziel zu retten.

Bundesliga - 34. Spieltag
mehr Infos
Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
78
2
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
76
3
RB Leipzig RB Leipzig
66
Trainersteckbrief Favre
Favre

Favre Lucien

Am kommenden Spieltag nun geht es in der Partie bei Borussia Mönchengladbach, die sich nicht nur für Götze "wie ein Endspiel" anfühlt, darum, die eigenen Hausaufgaben zu machen - und auf einen Ausrutscher der Münchner gegen Frankfurt zu hoffen. In der eigenen Hand hat der BVB die Titelentscheidung nicht mehr, wohl aber können die Spieler von Trainer Lucien Favre durch einen Sieg am Niederrhein die Grundvoraussetzungen für einen überraschenden letzten Führungswechsel an der Bundesliga-Spitze legen. Der WM-finalerprobte Götze könnte sich dabei als große Trumpfkarte erweisen, zeigte er doch im Liga-Endspurt - anders als so mancher seiner Teamkollegen - keine Meisterflatter. Drei seiner insgesamt sieben Saisontore erzielte er in den zurückliegenden vier Partien.

Götzes Empfehlung: "Losgelöst vom Drumherum"

Mario Götze

Vom Abstellgleis zur Führungskraft: Mario Götze. imago

"Die Situation jetzt ist aber schon besonders", muss Götze beim Blick auf die Gesamtkonstellation am 34. Spieltag zugeben. So eine knappe, erst am letzten Spieltag entschiedene Meisterschaft erlebte auch er noch nicht als direkt involvierter Spieler. Sein Tipp an die Kollegen: "Wir müssen das Spiel losgelöst von dem ganzen Drumherum sehen. Was in der Vergangenheit war, das zählt jetzt nicht mehr. Wir haben noch ein Spiel. Da müssen wir einfach alles raushauen und dann schauen, was noch geht." Für die Frankfurter, die wie Dortmunds Gegner Mönchengladbach noch in die Champions League wollen, gehe es schließlich "auch noch um alles".

Vom Abstellgleis zur Stammkraft

Götzes sechster Meistertitel - so unwahrscheinlich er derzeit auch sein mag - wäre für den hochdekorierten Offensivspieler ein besonderer. Zu Saisonbeginn schien er von BVB-Coach Favre einen Dauerplatz auf dem Abstellgleis zugewiesen bekommen zu haben. Doch er blieb beharrlich und erarbeitete sich Woche für Woche mehr Einsatzzeiten - in der Sturmspitze, aber auch als Vertreter des zuletzt gesperrten Marco Reus auf der Zehn oder an der Seite Reus' hinter Paco Alcacer. In der Rückrunde gelangen ihm als absolute Stammkraft schließlich sogar mehr Torbeteiligungen (sechs Tore, vier Vorlagen in 15 Spielen) als seinem Kumpel Reus (fünf Tore, drei Vorlagen in neun Partien). Seinen 2020 auslaufenden Vertrag möchte der BVB daher verlängern - wenn auch zu deutlich reduzierten Bezügen.

Dass der Fußball manchmal Unmögliches wahr werden lässt, zeigte nicht zuletzt die vergangene Champions-League-Woche, bei der Götze genau hingeschaut hat. "Es kann schnell gehen. Auch für uns ist deshalb noch viel drin", sagt er. Im Fall der Fälle will er da sein - und mit Mitte 20 bereits das halbe Dutzend Meistertitel vollmachen.

Matthias Dersch

Fußball, verdammt nochmal!