Noch vor der Nullnummer gegen den FC Augsburg am Sonntag war der Aufsichtsrat des Traditionsvereins zusammengekommen, um wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die neue Spielzeit zu besprechen und Personal-Entscheidungen anzuschieben.
Doch Ergebnisse oder beschlossene Maßnahmen gab es bisher nicht. Clemens Tönnies, der Aufsichtsratsvorsitzende der Königsblauen, sagte im Interview mit dem vereinseigenen TV-Kanal, dass "wir das Team um die Mannschaft herum viel breiter aufstellen und verstärken werden".
Darüberhinaus ließ er auch keinen Zweifel aufkommen, dass der Kader verändert werde. "Es geht darum, die Mannschaft auszudünnen, wir haben einen zu großen Kader", führte Tönnies weiter aus. In Sachen Personal-Umstrukturierung schaut er optimistisch in die nahe Zukunft. "Das ist nicht die erste Krise meines Lebens. Das ist nicht die erste Krise, die ich auf Schalke erlebe. Wir werden diese Chance nutzen, um Schalke wieder auf die Beine zu stellen. Und dann werden wir wieder angreifen. Schalke ist nicht im Untergang", sagte Tönnies.
Und dann werden wir wieder angreifen. Schalke ist nicht im Untergang.
Clemens Tönnies
Krösche kein Kandidat mehr
Bei der Aufstockung des Teams um den Profikader müssen die Schalker aber nun auf ihren Wunschkandidaten als Sportdirektor verzichten. Die Gespräche mit dem Paderborner Markus Krösche wurden im Laufe des Montagnachmittags nach übereinstimmenden Informationen von kicker und Bild abgebrochen. Der ehemalige Profi steht mit dem SCP überraschend vor dem Aufstieg in die Bundesliga, zudem hat er einen laufenden Vertrag in Ostwestfalen bis 2022 - und hätte eine zu hohe Ablöse gekostet.
Krösches Name soll mittlerweile auch bei RB Leipzig gehandelt werden, wo der aktuelle Schalker Sportvorstand Jochen Schneider bis Mitte März im Management der Sachsen arbeitete.
Als Technischer Direktor ist Michael Reschke im Gespräch, auf der Trainerbank könnten auf die Interimslösung Huub Stevens David Wagner (zuletzt Huddersfield) oder Dieter Hecking (noch bis Saisonende in Mönchengladbach) folgen.
Tönnies: Heidel als Hauptschuldiger des Niedergangs
Nachdem die Schalker durch das 0:0 gegen Augsburg den Klassenerhalt am Sonntag gesichert hatten, identifizierte Tönnies in dem besagten Interview mit Christian Heidel den Hauptschuldigen des sportlichen Niedergangs. "Zuallererst hat der Hauptverantwortliche den Kittel an den Nagel gehängt und gesagt: 'Er will uns nicht länger im Weg stehen'. Das habe ich in der Situation nicht verstanden. Das würde ich nie tun, ich würde Schalke nie im Stich lassen", so der 62-Jährige rückblickend auf die Ereignisse Ende Februar/Anfang März.
Insgesamt habe der Ex-Manager der Königsblauen Ex-Trainer Domenico Tedesco zu wenig den Rücken gestärkt und "ist ein Stück weit auch alleine gelassen worden", wie Tönnies anmerkte. Die Trennung vom damaligen Trainer, der von Heidel zum Revierklub aus Aue gelotst worden war und in seiner Debütsaison die Vize-Meisterschaft eingefahren hatte, machte Tönnies an der fehlenden Unterstützung fest. "Wir haben ihn dadurch verloren, und das tut mir persönlich sehr leid."
Wenn ich gewusst hätte, dass wir um den Abstieg kämpfen, hätte ich viel eher reagiert.
Clemens Tönnies
Mit einem Anflug von Selbstkritik erwähnte der Aufsichtsratschef, dass er dem sportlichen Niedergang wohl zu lange zugesehen habe. Er sei "viel zu lange ruhig geblieben. Die Kritik, die ich nach innen getragen habe, hätte ich auch öffentlich machen müssen, weil ich einfach sehe, dass wir diese Saison vergeigt haben. Wenn ich gewusst hätte, dass wir um den Abstieg kämpfen, hätte ich viel eher reagiert."