Bundesliga

Nürnbergs Aufsichtsrat hatte keine andere Wahl

Ein Kommentar von kicker-Reporter Frank Linkesch

Nürnbergs Aufsichtsrat hatte keine andere Wahl

Ihre Wege trennen sich: Michael Köllner und FCN-Aufsichtsratssprecher Thomas Grethlein.

Ihre Wege trennen sich: Michael Köllner und FCN-Aufsichtsratssprecher Thomas Grethlein. imago

Dem neunköpfigen Aufsichtsrat blieb keine andere Wahl, Bornemann freizustellen, weil der nicht gegen seine Überzeugung handeln wollte. Bei einem "Weiter so" hätte der nicht mehr von Köllner überzeugte Rat sein Gesicht verloren, bei Bornemann wiederum hätte eine Positionierung contra Köllner absurd angemutet, weil er ihm bis zuletzt den Rücken gestärkt und völlig unnötig früh im Saisonverlauf eine Jobgarantie gegeben hatte.

Diese Loyalität ehrt Bornemann. Allerdings hätte er erkennen müssen, dass Köllner seine Mannschaft längst verloren hatte und die sportliche Trendwende unter ihm Utopie war. So erstrebenswert Kontinuität ist, sie muss mit den richtigen Leuten gelebt werden. Bornemann wollte partout den Weg des SC Freiburg beschreiten, vergaß dabei offenbar, dass auch die Breisgauer im Notfall immer die Reißleine gezogen haben, einst sogar bei Volker Finke, später bei Marcus Sorg.

Trainersteckbrief Köllner
Köllner

Köllner Michael

1. FC Nürnberg - Vereinsdaten
1. FC Nürnberg

Gründungsdatum

04.05.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Köllner wird als Aufstiegsmacher in die Club-Annalen eingehen, aber auch als Verantwortlicher, der dieses Team nicht mehr aufs nächste Level hieven konnte. Mit seinem Zick-Zack-Kurs bei Aufstellungen und seinen öffentlichen Analysen bot er intern wie extern Angriffsfläche. Die Trennung erfolgte zwar spät, vielleicht zu spät, war aber auch alternativlos. Köllner hätte großen Respekt mit einem nach außen verkauften Rücktritt ernten können, mit einem solchen Schritt hatte er noch im Sommer kokettiert, sollte die Kritik in der Bundesliga zu heftig werden. Letztlich nichts als eine Worthülse.

Der Club hat es versäumt, verdiente Ex-Spieler einzubinden

Frank Linkesch

kicker-Reporter Frank Linkesch kicker

Ob der bisherige Assistent Boris Schommers als Übergangs-Cheftrainer mit Club-Idol Marek Mintal an der Seite Aufbruchstimmung erzeugen kann, erscheint fraglich. Zu gering ist die Qualität dieses Kaders - bei allem Verständnis für die geringen finanziellen Möglichkeiten ein Versäumnis Bornemanns, der auf dem Transfermarkt zu zaudernd und mit zu wenig Kreativität handelte. Ein mit Zeit und Sorgfalt ausgesuchter neuer Sportdirektor soll nun anschließend einen Trainer mit Perspektive wählen und damit eventuell frühzeitig die Weichen für mehr Optimismus in der 2. Liga stellen.

Beim Blick auf Vereine wie Dortmund (Sebastian Kehl), Leverkusen (Simon Rolfes) oder tagesaktuell den VfB Stuttgart (Thomas Hitzlsperger) fällt ein großes Defizit des fränkischen Altmeisters ins Auge: Stets hat er es versäumt, intelligente, kritische, verdiente Ex-Spieler frühzeitig einzubinden und an größere Aufgaben auf Führungsebene heranzuführen, Raphael Schäfer wäre dafür der ideale Mann in Nürnberg, wenn auch nicht gleich an vorderster Front.

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