HSV-Coach Bert van Marwijk wechselte nach der 3:5-Pleite in Leverkusen dreimal: Djourou kehrte nach auskuriertem Muskelfaserriss in die Innenverteidigung zurück und verdrängte Sobiech aus der Startelf. Außerdem spielten Rincon - erstmals seit seinem Kieferbruch - und Ilicevic für Arslan (Gelb-Sperre) und van der Vaart (Innenbandanriss im rechten Sprunggelenk). Gute Nachrichten gab es von Westermann, der trotz Knieprellung auflaufen konnte. Bemerkenswert: Kacar schaffte es mal wieder auf die Bank der Hanseaten.
Ebenfalls drei Neue brachte Hannovers Coach Mirko Slomka nach der Nullnummer im Derby gegen Braunschweig: Sané (nach Gelb-Sperre), Schmiedebach und Schlaudraff verdrängten Hoffmann, Pocognoli und Bittencourt auf die Bank.
Der 13. Spieltag
Hannover war mit einer Negativserie von zwei Punkten aus sechs Liga-Spielen im Gepäck nach Hamburg gereist, während der HSV zuvor zwei Pleiten in Serie hatte einstecken müssen - logisch, dass das Selbstvertrauen hüben wie drüben ein wenig angekratzt war. Das schlug sich dann auch auf dem Platz nieder. Beide Mannschaften waren zunächst auf Sicherheit bedacht. Defensiv gaben sich die Kontrahenten zwar keine Blöße, blieben offensiv zunächst aber vieles schuldig. Es dauerte bis zur 14. Minute, ehe erstmals Gefahr aufkam: Lasogga stellte 96-Schlussmann Zieler auf die Probe.
Insgesamt sollte das die einzige nennenswerte Möglichkeit für lange Zeit bleiben. Pech hatte Stindl, der mit muskulären Problemen in der Wade früh gegen Pocognoli ausgewechselt werden musste (21.). Etwas später durfte der Belgier dann gemeinsam mit seinen Teamkollegen über die durchaus überraschende Führung jubeln - vorangegangen dabei war ein nicht gerade cleverer Pass von Adler. Was war passiert? Der Nationaltorhüter brachte Rincon, der klar erkennbar von vier Gegenspielern umringt war, mit einem Pass in arge Bedrängnis. Huszti nahm dem Venezolaner die Kugel schließlich ab, lief ein Stück nach vorne und vollendete aus 16 Metern ins linke Eck - 1:0 (28.).
Beister dreht das Spiel - Calhanoglu macht alles klar
Kann ja mal passieren: Badeljs Reaktion auf seinen "Sonntagsschuss" zum 1:1. picture alliance
Die Freude über die Führung währte bei den Niedersachsen aber nicht allzu lange, da die Hanseaten nur drei Minuten benötigten, um zu antworten: Zieler boxte Calhanoglus Freistoßflanke zunächst nach vorne weg - allerdings genau vor die Füße von Badelj. Der Kroate fackelte nicht lange und setzte aus der zweiten Reihe zur Direktabnahme an. Der "Sonntagsschuss" senkte sich als Bogenlampe über Zieler hinweg ins Tor - 1:1. Kurz darauf sorgte Lasogga für den nächsten Aufreger (33.), der jedoch die Ouvertüre für eine weitere Ruhephase war. In anderen Worten: Die Begegnung verflachte zusehends und hatte im ersten Durchgang mit Ausnahme von Tahs Kopfball, der am rechten Pfosten vorbeisauste (43.), nichts mehr zu bieten.
Umso aufregender war dafür der Start in die zweiten 45 Minuten, die mit einem Hamburger Paukenschlag begannen: Badelj eroberte im Mittelfeld den Ball und hatte anschließend das Auge für Westermann. Dieser flankte von rechts gut nach innen zu Beister, der aus zentraler Position nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff zum 2:1 einköpfte (46.). Der Treffer zeigte Wirkung, fortan waren die 96er sichtlich verunsichert und traten folglich kaum mehr in Erscheinung. Das kam dem HSV gelegen, konnte er die Partie doch im weiteren Verlauf routiniert verwalten. Über Konter strahlten die Hanseaten zudem mehr Gefahr aus (Lasogga, 48., 57., 67.), verpassten es aber nachzulegen.
Für die Niedersachsen kam es noch dicker: In der 70. Minute prallten Westermann und Schulz unglücklich mit den Köpfen zusammen, was für Schulz das vorzeitige Aus bedeutete. Der 30-Jährige musste gegen Hoffmann ausgewechselt werden. Darüber hinaus passierte nicht mehr allzu viel: Hamburg fuhr zwar sporadische Angriffe, agierte dabei gegen offensiv nicht mehr existente Niedersachsen aber nicht konsequent genug und musste sich deshalb bis in die Schlussphase gedulden, ehe die endgültige Entscheidung fiel: Badelj nahm Pocognoli den Ball per Grätsche ab. Beister übernahm, rannte los und bediente Calhanoglu, der auf links zu viel Platz hatte und aus elf Metern mit einem trockenen Schuss ins lange Eck den 3:1-Endstand markierte (84.). Die Roten verloren letzten Endes nicht nur das Spiel, sondern auch noch Sané, der in der 90. Minute nach einem unnötigen Foul an Westermann mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen wurde.
Hamburg gastiert am kommenden Freitag (20.30 Uhr) in Wolfsburg, Hannover empfängt am darauffolgenden Sonntag (15.30 Uhr) die Frankfurter Eintracht.