Neapels Trainer Gennaro Gattuso nahm zwei personelle Änderungen im Vergleich zum 2:1 gegen Brescia Calcio vor: Zielinski und Callejon begannen für Elmas und Politano (beide auf der Bank). Der Ex-Leipziger Demme startete auf der zentralen Position vor der Abwehr.
Gattusos Gegenüber Quique Setien tauschte ebenfalls zweimal Personal nach dem 5:0 gegen SD Eibar, bei dem Messi die ersten vier Tore höchstselbst besorgt hatte: Umtiti und de Jong rückten für Lenglet und Arthur (beide auf der Bank) in die Startelf.
Gattuso hatte seine Schützlinge extrem defensiv eingestellt. Rund um den eigenen Strafraum igelten sich die Partenopei ein und überließen Barça Ballbesitz und Spielkontrolle. Neapels erster Verteidiger war Stürmer Mertens, der sich im Spiel gegen den Ball bisweilen gerade einmal 30 Meter vor dem eigenen Tor herumtrieb. Die Taktik war nicht ansehnlich, dafür effektiv: Weil es den Gästen an Kreativität und Tempo im Spiel nach vorne mangelte, hatte Napoli keine Mühe mit dem Verteidigen. Mehr als einen harmlosen Distanzschuss von Messi hatten die Gäste nicht zu bieten (9.).
Zielinski hellwach, Mertens mit Auge und Klasse
Weil sich das Offensivspiel der Hausherren ebenso harmlos präsentierte, waren im Stadio San Paolo keine Torchancen zu bestaunen. Kam die SSC mal an den Ball, war dieser meist nach wenigen Sekunden wieder weg, weil Barça ein effektives Angriffspressing aufzog. Neapel war auf einen Fehler der Katalanen angewiesen, um Torgefahr zu entwickeln - und Linksverteidiger Firpo tat den Hausherren den Gefallen: Zielinski luchste ihm nach missglückter Ballannahme den Ball ab und zündete den Turbo nach vorne. Gegen die entblößte Gästedefensive behielt er die Übersicht und setzte Mertens 20 Meter halblinks vor dem Tor in Szene. Dieser legte sich den Ball einmal zurecht und schlenzte ihn aus 16 Metern maßgenau in den rechten Knick - 1:0 (30.).
Genauso dürfte Gattuso sich das vorgestellt haben, und der 41-Jährige sah weiterhin viel Positives. Seine Elf ließ keine einzige Möglichkeit der Gäste zu, lediglich eine verunglückte Vidal-Flanke zwang Ospina zu einer Tat. Und vorne wäre beinahe sogar der zweite Treffer gefallen, Manolas schoss nach einem Standard aber knapp rechts vorbei (43.). Mit der knappen Führung ging es in die Pause.
Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich zunächst nichts am Geschehen. Barça biss sich weiterhin die Zähne aus und kam nicht so recht durch gegen tief stehende Neapolitaner. Doch dann hatte Busquets eine Eingebung und spielte den Ball steil rechts in den Strafraum. Dort entwischte Semedo Mario Rui und passte quer zu Griezmann, der eiskalt einschoss (57.).
Rekordmann Brych zeigt Vidal Gelb-Rot
Das hatte sich nicht angedeuteut - doch, siehe da, plötzlich entwickelte sich ein unterhaltsames Fußballspiel. Neapel war alles andere als zufrieden mit dem 1:1 und ging in die Offensive. Gleichzeitig hatte Barça nun mehr Platz, um seine Offensivpower auszuspielen. Dadurch ergaben sich auf beiden Seiten Chancen, die beste durch Callejon vereitelte ter Stegen per Glanztat (63.). Auch Insigne (61.) und Messi auf der anderen Seite (64.) kamen dem nächsten Treffer nahe.
In der Schlussphase neutralisierten sich beide Teams wieder, trotz fehlender Chancen schien jederzeit ein Treffer möglich - auf beiden Seiten. Schiedsrichter Felix Brych, der sein 57. Champions-League-Spiel leitete (und damit mehr als alle anderen Referees), bekam mehr zu tun und musste die erhitzten Gemüter auf beiden Seiten beruhigen. In der 89. Minute foulte Vidal Mario Rui, wofür der Ex-Münchner die Gelbe Karte sah. Dann gerieten beide Spieler aneinander und sahen jeweils Gelb - für Vidal gleichzeitig der Platzverweis (89.). Fußballerische Höhepunkte gab es keine mehr, Barça nahm das wichtige Auswärtstor mit und hat nun eine gute Ausgangslage für das Rückspiel im Camp Nou.
Für Neapel geht es am Samstag zuhause gegen den FC Turin (20.45 Uhr) weiter. Barcelona trifft am Sonntag um 21 Uhr im El Clásico im Bernabéu auf Real Madrid. Das Rückspiel zwischen den Katalanen und der SSC Neapel steigt am 18. März.