Eine Niederlage schüttelt der extrem ehrgeizige Julian Nagelsmann nicht so schnell aus dem Ärmel, schon gar nicht ein 0:2 gegen den FC Liverpool. Doch als er die Partie vom Dienstag noch einmal als Aufzeichnung studierte, stimmt ihn das Gesehene deutlich milder als unmittelbar nach dem Abpfiff in Budapest: "Die erste Halbzeit habe ich da viel schlechter gesehen als im Video. Als neutraler Zuschauer kann man eigentlich gar nicht glauben, dass wir da 0:2 verloren haben."
Die Champions League bei sich und seinen Spielern erst einmal bis zum Rückspiel am 10. März ausklammern und den Fokus auf die Bundesliga zu lenken, war in den letzten Tagen die Kernaufgabe des Leipziger Trainers. Bei der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei Hertha BSC am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) nahm Nagelsmann zu den unterschiedlichsten Themen Stellung, sprach dabei über …
Trainersteckbrief Nagelsmann
… die Personallage: "Benjamin Henrichs kann auf jeden Fall mitfahren nach Berlin. Emil Forsberg testet heute nochmal final mit dem Reha-Trainer. Wenn der Test gut ausfällt, wird er auch im Abschlusstraining zum Team stoßen und zumindest in den Kader können. Dayot Upamecano hat ein bisschen Knieprobleme, aber für Sonntag dürfte es klappen."
… Hertha BSC: "Wir können frohen Mutes dahin fahren, wir haben gegen Hertha eine gute Bilanz. Wichtig ist, diese zu bestätigen. Wir wollen in der Bundesliga weiter in der Spur bleiben, in der wir auch sind. Wir machen es gut, haben in der Liga eine gute Punkteausbeute und tolle statistische Werte. Hertha ist weit weg von den Ansprüchen, die vor der Saison verkündet wurden, aber sie sind unter Pal Dardai wieder etwas stabiler geworden. Sie stehen etwas tiefer, spielen mehr auf Konter, haben eine sehr geringe Netto-Spielzeit, sind physisch stark, machen viele Fouls, ohne dass ich jammern will, dass es unfair oder überhart ist."
… das Titelrennen mit dem FC Bayern: "Sie haben ein interessantes Spiel bei Eintracht Frankfurt. Ich bin gespannt, wer sich durchsetzen wird. Frankfurt ist extrem gut drauf, sie haben einen extremen Run und machen viele gute Dinge, strahlen eine physische Präsenz aus. Sie sind unglaublich stabil und gewinnen auch Spiele, in denen sie nicht brillieren. Vielleicht spielen sie unentschieden gegen Bayern, vielleicht gewinnen sie auch. Egal wie es ausgeht, wird es ein interessantes Ergebnis für uns."
Nagelsmann wird Matheus Cunha weniger an den elf torlosen Spielen messen
… die Entwicklung des Ex-Leipzigers Matheus Cunha in Berlin: "Er ist grundsätzlich ein guter Spieler, der bei uns viel Konkurrenz hatte und nicht die Geduld aufbrachte, dass es ein bisschen Zeit braucht, bis er sich durchsetzt. Der Schritt zu Hertha war für ihn sicherlich gut, er hat sich da gut entwickelt. Wenn man wie er jetzt elf Spiele nicht mehr trifft, ist es für das Wohlbefinden eines Stürmers nicht gut, das ist klar. Aber wir werden weniger seine Statistik von elf torlosen Spielen beachten als seine Qualität, und wir werden alles dagegen stemmen, damit er auch im zwölften Spiel kein Tor schießt."
… Hertha-Winterzugang Sami Khedira: "Sami ist ein extrem reflektierter, super sympathischer und sehr intelligenter Mann, der die jüngeren Spieler bei Hertha in die richtigen Bahnen lenken wird. Er ist total professionell, fliegt mit Physiotherapeuten und Fitnesstrainern in den Urlaub, lebt wie ein richtiger Profi. Er hat in verschieden Klubs viele Titel gewonnen, spricht viele Sprachen, was im Kader von Hertha sicherlich gut ist, weil er so die Spieler bündeln kann. Fußballerische Qualität hat er auch, er hat ein gutes Gespür für Box-to-Box-Läufe und ist ein sehr torgefährlicher Mittelfeldspieler. Wenn er gesund ist, wird er großen Einfluss haben bei Hertha."
Nagelsmann über Kluivert: "Er muss einfach deutlich stabiler werden"
… Roma-Leihgabe Justin Kluivert: "Es gab eine Phase, gegen Bayern und Manchester United, da war es der Justin, den wir uns erhofft haben, dann war er aber wieder weg. Ich sehe ihn wenig im Training, das ist auch das Problem. Er ist ein bisschen zu verletzungsanfällig, er muss einfach deutlich stabiler werden, was seinen Körper angeht. Grundsätzlich hat mit seinen Tempodribblings und mit seinem Abschluss Fähigkeiten, die uns gegen Liverpool gutgetan hätten und die uns auch in vielen Bundesligaspielen guttun würden. Wir hoffen, dass er noch mehr Einfluss nehmen kann auf die Saison, und werden im Lauf der Rückrunde entscheiden, was wir dann machen und ob es über den Sommer hinaus weitergeht."
… den Ex-Berliner Lazar Samardzic: "Grundsätzlich hat er sich gut entwickelt, er ist ein außergewöhnlich guter Fußballer mit sehr viel Talent und herausragenden Fähigkeiten. Er braucht einfach noch viel mehr Punch und Männlichkeit, das ist bei ihm kein Volitionsthema, sondern ein körperliches Thema, daran arbeiten wir."
