Bevor Julian Nagelsmann seine Schützlinge zur Nachbesprechung des Champions-League-Aus gegen Liverpool bitten konnte, richtete sich sein Blick in der Medienrunde am Freitag in die Zukunft. Kurz zuvor hatte der Klub offiziell die ablösefreie Verpflichtung des niederländischen Sturmtalents Brian Brobbey (19) von Ajax Amsterdam für die neue Saison bekanntgegeben. Der europaweit umworbene Mittelstürmer, dessen Vertrag bei Ajax zum 30. Juni ausläuft, unterschrieb einen Vier-Jahres-Vertrag. Da er in Mino Raiola, der auch Erling Haaland vertritt, einen ausgesprochen renommierten Berater hat, dürfte in diesem Kontrakt auch eine Ausstiegsklausel eingebaut sein.
Nagelsmann über Brobbey: "Vor dem Tor sehr zielstrebig und sehr kaltschnäuzig"
"Brian ist ein sehr großes Talent, ein physisch extrem starker und schneller Stürmer. Er hat ein gutes Dribbling, eine sehr gute Arbeitsauffassung, attackiert defensiv gut, macht gute und tiefe Laufwege, ist vor dem Tor sehr zielstrebig und sehr kaltschnäuzig", schwärmte Nagelsmann vom niederländischen U-19-Auswahlstürmer, der ihn an Belgiens Superstar Romelu Lukaku von Inter Mailand erinnert: "Er kommt von der Statur her Lukaku relativ nah. Wenn er am Ende ähnlich erfolgreich wird, hätte die Scouting-Abteilung wieder eine gute Entscheidung getroffen." Allerdings sei Brobbey, der erst im Oktober für Ajax in der Eredivisie debütierte, naturgemäß längst noch nicht ausgereift: "Er wird nicht sofort spielen wie Lukaku."
Spielersteckbrief Brobbey
Krösche: "Ist in der Lage, sofort spielen zu können"
Seit Jahresbeginn hatten sich Sportdirektor Markus Krösche und Chefscout Christopher Vivell intensiv um den bulligen Mittelstürmer bemüht, zuletzt zeichnete auch Nagelsmann im Gespräch mit Brobbey dessen Perspektiven beim Bundesliga-Zweiten auf. "Es ist uns Gott sei Dank geglückt, ihn zu überzeugen. Er wird uns auf jeden Fall weiterbringen", so Nagelsmann, der im Neuzugang eine Soforthilfe sieht: "Er ist in der Lage, sofort spielen zu können." Krösche betont: "Da Brian einige Angebote europäischer Top-Klubs hatte, freuen wir uns umso mehr, dass er sich für uns entschieden hatte."
Overmars: "Für mich ist das schwierig zu akzeptieren"
"Julian Nagelsmann ist ein junger und sehr guter Trainer, von dem ich noch viel lernen kann. Die Mannschaft ist gefestigt und strahlt einen großen Zusammenhalt aus", ließ sich Brobbey in einer von RB verbreiteten Mitteilung zitieren. Eine wesentliche Rolle bei seiner Entscheidungsfindung spielte offenbar Nico-Jan Hoogma, der Sportdirektor des niederländischen Fußball-Verbandes KNVB, dessen Sohn Justin einst in Hoffenheim von Nagelsmann ausgebildet wurde. Weil Hoogma zum Wechsel nach Leipzig riet, wurde er von Ajax-Verantwortlichen heftig kritisiert. So nannte Trainer Erik ten Hag Hoogmas Vorgehen "eine Schande". Noch am Donnerstag hatte ten Hag Brobbey im Europa-League-Achtelfinale gegen Young Boys Bern eingewechselt, dieser erzielte prompt den 3:0-Endstand.
In Amsterdam ist verständlicherweise der Ärger groß, dass ein von klein auf im Klub ausgebildetes Talent eine Vertragsverlängerung ablehnt und stattdessen ablösefrei das Weite sucht. "Es ist sehr schade, dass er geht. Wir haben alles dafür getan, dass er uns noch länger erhalten bleibt", erklärte Sportdirektor Marc Overmars: "Für mich ist das schwierig zu akzeptieren, aber es ist seine Entscheidung."
Personalplanungen bei Leipzig bereits weit fortgeschritten
Bei RB sind damit die Personalplanungen für die nächste Saison bereits weit vorangeschritten. Der von Manchester City ausgeliehene Linksverteidiger Angelino (24) wurde bekanntlich per Kaufoption bereits fest verpflichtet. Zudem soll der von AS Monaco ausgeliehene Benjamin Henrichs gebunden werden, vorausgesetzt, der zuletzt lange verletzte Defensiv-Allrounder stabilisiert sich in den letzten Saisonwochen. Zudem steht der kroatische Verteidiger Josko Gvardiol (19), der aktuell noch an seinen Heimatklub Dinamo Zagreb ausgeliehen ist, als Neuzugang für die kommende Saison fest. Weit fortgeschritten sind zudem die Bemühungen um eine Verpflichtung des französischen Verteidigers Mohamed Simakan (20) von Racing Straßburg. Gvardiol und Simakan sollen die Lücke schließen, die der zum FC Bayern wechselnde Dayot Upamecano hinterlässt.
