Hohe DFB-Rechnungen für Fanvergehen sind die Profiklubs in Deutschland längst gewohnt. Doch was nach den wochenlangen Protesten gegen einen Einstieg eines Investors bei der DFL auf sie zukommen wird, ist noch ungewiss. Angesichts von langen Spielunterbrechungen dürfte es ganz schön teuer werden.
"Davon gehe ich aus", sagt Christian Keller, Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln, in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Als Klub hat man im Kontext der Fanproteste nach jedem Spiel Aufforderungen erhalten, zu den Spielunterbrechungen Stellung zu nehmen."
Klar ist bislang nur, dass sich die Strafen - anders als üblich - nicht nach der Anzahl der Wurfgeschosse richten werden. "Es werden keinerlei Tennisbälle, Bonbons oder Ähnliches gezählt", hatte ein DFB-Sprecher zuletzt erklärt. Mitentscheidend für die juristischen Folgen sei die Dauer der Spielunterbrechung.
Keller, der auch im Aufsichtsrat der DFL sitzt, wünscht sich dagegen Straffreiheit: "Wenn die DFB-Sportgerichtsbarkeit weitsichtig wäre, würde man nach der DFL-Entscheidung auch die potenziellen Strafgesuche einstellen und Ruhe einkehren lassen. Wir hatten eine Ausnahmesituation für den gesamten deutschen Profifußball, die nicht über den Strafzumessungsleitfaden abgedeckt ist."
"Die befürwortenden Klubs hätten ihre Basis besser vorbereiten müssen"
In dieser Woche hatte die DFL das Aus für den Investorendeal verkündet, was die organisierten Fans als großen Erfolg ihrer Proteste werteten. "Zunächst einmal ist unstrittig, dass eine Weiterentwicklung des DFL-Geschäftsmodells angestrebt wird. Darüber herrscht absolute Einigkeit unter allen 36 Klubs", so Keller. "Für diese Weiterentwicklung braucht es finanzwirtschaftliche Mittel, rund 600 Millionen Euro über fünf, sechs Jahre. Der Versuch, diese Mittel über Private Equity zu besorgen, hat verkannt, dass die kulturelle Passfähigkeit eines solchen Unternehmens zur deutschen Fußballkultur kaum gegeben ist. Das haben die vergangenen Monate deutlich gezeigt."
Wolle man eine Kultur ändern, könne das "nur über eine gute Kommunikation gelingen", betont Keller. "Fußball ist in Deutschland ein öffentliches Kulturgut. Wenn es nicht gelingt, die Basis, also Fans und Mitglieder, bei elementaren Themen ausreichend mitzunehmen, dann wird die Nummer floppen."
Allerdings sei in Sachen Kommunikation weniger die DFL "als Institution" das Problem gewesen. "Die befürwortenden Klubs am jeweiligen Standort hätten ihre Basis vor Zustimmung besser vorbereiten müssen. Man hätte genauer erklären müssen, warum man den angestrebten Private-Equity-Einstieg für richtig hält", kritisiert Keller.