Bundesliga

"Mythos" Meier: "Ich will immer ein Teil der Eintracht sein"

Frankfurt: Schon fast 30.000 Karten für das Abschiedsspiel verkauft

"Mythos" Meier: "Ich will immer ein Teil der Eintracht sein"

Frankfurts "Fußballgott" Alex Meier (re.) und Vorstandssprecher Axel Hellmann.

Frankfurts "Fußballgott" Alex Meier (re.) und Vorstandssprecher Axel Hellmann. kicker

Die "Fußballgott"-Rufe wird man wahrscheinlich bis nach Offenbach hören, wenn Meier am Mittwoch um kurz nach 19 Uhr zu seiner Verabschiedung den Rasen betritt. Die Hymne auf Meier zählt in Frankfurt längst zum allgemeinen Kulturgut: "Er trifft mit dem Fuß, er trifft mit dem Kopf, er trifft, wie er will, sogar mit dem Zopf. Fußballgott, Fußballgott, Alex Meier Fußballgott."

kicker-Torjägerkanone trotz Knieverletzung

Der 39-Jährige hatte im Januar 2020 nach einem letzten Abenteuer in Sydney seine Karriere beendet, coronabedingt kommt es erst jetzt zur großen Abschiedssause. Meier spielte von 2004 bis 2018 ununterbrochen für die Eintracht und schoss als offensiver Mittelfeldspieler, später als Stürmer, in 379 Pflichtspielen 137 Tore für die Hessen. Nachdem "der Lange" - Meier misst 1,97 Meter - in den ersten Jahren am Main oft keinen leichten Stand bei den Fans hatte, stieg er nach und nach zum vielumjubelten "Fußballgott" auf. Sein Rekordjahr erlebte er 2014/15, als er trotz einer Knieverletzung mit 19 Treffern die kicker-Torjägerkanone gewann.

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kicker-Wochenendrückblick vom 25.09.2023
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Von Abraham bis Zambrano

"Als ich 2004 an die Eintracht ausgeliehen wurde, hätte niemand gedacht, dass ich hier 2022 sitzen würde und ein Abschiedsspiel bekomme. Ich bin total stolz und dankbar, dass ich diesen Tag erleben darf", sagt Meier. Viele prominente Profis und Ex-Profis geben sich die Ehre, darunter Carlos Zambrano und David Abraham, die extra aus Argentinien anreisen, Lukas Hradecky, Martin Hinteregger, Sebastian Rode, Kevin Trapp, Anthony Yeboah, Jay-Jay Okocha und Ioannis Amanatidis.

"Fußball ist mein Leben, die Eintracht ist mein Leben"

Seit Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz Körbel hat sich vielleicht kein anderer Spieler so mit der Eintracht identifiziert wie Meier, der zurzeit als Co-Trainer der U 21 bei der Eintracht arbeitet. "Ich habe mich immer wohlgefühlt, auch wenn die ersten Jahre nicht immer ganz einfach waren. Wenn man ausgepfiffen oder beschimpft wird, ist das gerade als junger Mensch nicht ganz einfach", erinnert sich Meier. Mit sportlichen Taten ließ er seine Kritiker nach und nach verstummen. Heute sagt er: "Fußball ist mein Leben, die Eintracht ist mein Leben. Ich bin total stolz, hier arbeiten zu dürfen, das macht mir Riesenspaß. Ich will bis 65, bis ich in Rente gehen muss, irgendetwas für den Klub machen. Ich will immer ein Teil der Eintracht sein und gehe jeden Tag gerne zur Arbeit."

Nur einmal spielte er kurz mit dem Gedanken, Frankfurt trotz Vertrag zu verlassen. Im Januar 2016, als die Eintracht gerade ein Trainingslager in Abu Dhabi absolvierte, rief ihn sein Berater an und berichtete von einer lukrativen Offerte aus China. "Abends beim Bankett ging ich zu Armin Veh und Heribert Bruchhagen und erklärte ihnen die Situation. Da meinte Herri nur: 'Alex, ich kann dich nicht gehen lassen. Wenn wir absteigen, jagen die mich aus der Stadt.' Das dauerte zwei Minuten, dann war das Gespräch beendet", erzählt Meier.

"Das war eine einfache Entscheidung"

Nachdem er im ersten Rückrundenspiel gegen Wolfsburg einen Dreierpack erzielte, klingelte abermals das Telefon. "Da gab es ein neues, verbessertes Angebot, plus Ablöse. Aber Herri änderte seine Meinung nicht, das war für mich total okay. Es war finanziell reizvoll, aber für mich kam es nie in Frage zu streiken oder noch mal nachzubohren. Das war eine einfache Entscheidung."

Nach Bayern und Dortmund ist die Eintracht die drittgrößte Adresse im deutschen Fußball.

Alex Meier

Diese Haltung steht für Meiers Bodenständigkeit, die neben aller sportlichen Klasse auch ein wesentlicher Grund für seine Popularität ist. Er ist froh, die bemerkenswerte Entwicklung der SGE hautnah erlebt zu haben. "Wie groß der Klub in Deutschland geworden ist, hätte man nie für möglich gehalten. Nach Bayern und Dortmund ist die Eintracht die drittgrößte Adresse im deutschen Fußball. Davon ein Teil zu sein, macht mich stolz", betont Meier.

Hellmann: "Es ist eigentlich kein Abschiedsspiel"

Vorstandssprecher Axel Hellmann erklärt voller Anerkennung: "Man merkt, dass er auch als Co-Trainer der U 21 ein absoluter Star ist. Egal, wo er hinkommt, jeder will Selfies. Alex hat von seiner Attraktivität, Anziehungskraft, Sympathie und seinem Stellenwert bei Eintracht Frankfurt nichts verloren. Ganz im Gegenteil: Der Mythos wächst und wird immer größer. Deswegen ist das eigentlich kein Abschiedsspiel. Vielleicht für deine Profikarriere, aber ganz sicher nicht in der Zusammenarbeit und Zugehörigkeit zu Eintracht Frankfurt."

Knapp 30.000 Tickets wurden bis Montagmittag verkauft, es gibt also noch genügend Platz für kurzentschlossene Fans. Ab 16 Uhr wird rund um die Arena ein Familienprogramm geboten, um 17.30 Uhr öffnen die Tribünen, und gegen 18 Uhr wird die Profimannschaft im Stadion vorgestellt. Meier wird eine Stunde später vom Vorstand verabschiedet, bevor um 19.15 Uhr der Anpfiff ertönt. Dann will Meier zeigen, dass er mit seiner rechten Innenseite noch immer so präzise wie ein Laser schießen kann. Er wird jeweils eine Hälfte in den von seinen Ex-Trainern Funkel und Veh betreuten Mannschaften spielen.

Julian Franzke

Viermal Bayern und einmal die glatte 1: Die kicker-Elf des Spieltags