Bundesliga

Thomas Müller exklusiv: "Es geht nicht um diese Schale"

Bayern-Profi spricht im kicker

Müller: "Es geht nicht um diese Schale - dieses Metallstück ist völlig egal"

Einer der Anführer beim FC Bayern: Thomas Müller.

Einer der Anführer beim FC Bayern: Thomas Müller. imago images

Trotz sieben Punkten Vorsprung auf Verfolger RB Leipzig ist der FC Bayern bisher nicht so überzeugend durch die Saison gekommen, das weiß auch Müller. "Die Leichtigkeit aus der Vorsaison ist ein wenig verflogen", gesteht er im Interview mit dem kicker (Montagausgabe). "Im November, Dezember 2020 hatten wir viele knappe Ergebnisse mit ungewöhnlich vielen Gegentoren. Und dass dann die Öffentlichkeit und die ganze Liga danach lechzen, dass dieser FC Bayern endlich vom Thron gestoßen wird, kann ich absolut nachvollziehen."

Passieren wird es wohl trotzdem nicht, was in erster Linie am Schwächeln der Verfolger liegt, wie die vergangenen Wochen eindrucksvoll gezeigt haben. Ob dies möglicherweise daran liegen könnte, dass der Konkurrenz die Gewinnertypen fehlen, will Müller ganz und gar als Grund gelten lassen: "Wir sollten es auch nicht übertreiben, dass nur beim FC Bayern Gewinnertypen herumlaufen und woanders nicht", kontert Müller, "das ist viel zu plump". Der 31 Jahre alte Offensivspieler führt vielmehr die spezielle Herangehensweise beim Rekordmeister an. "Es ist eine besondere Herausforderung, man steht ständig unter Beobachtung, vor allem beim FC Bayern, da ist immer die Lupe drauf", führt Müller aus.

Müller über die Bedeutung der Meisterschaft

Im 13. Jahr trägt die Bayern-Legende nun den Dress der Münchner, das Triple hat er zweimal gewonnen, mit seinen 27 Titeln ist er der erfolgreichste deutsche Fußballer aller Zeiten. Müller lebt das Mia-san-mia. "Jeder einzelne Spieler muss da sich und der Außenwelt zeigen, dass er dieses Niveau gehen kann. Darin besteht der Antrieb: Man will das Gefühl haben, dass man zu den Besten gehört und besser ist als alle, die an diesem Wettbewerb teilgenommen haben", betont der 100-malige Nationalspieler. "Es geht einem nicht um diese Schale, um diesen Pokal. Dieses Metallstück ist einem völlig egal. Denn kaum ist es gewonnen, geht es schon wieder darum, wer es im kommenden Jahr gewinnt."

Ist das Leben eines Fußballprofis also doch nicht so süß? "Doch, absolut. Oder hat man den Eindruck, als würde ich es nicht genießen?", entgegnet Müller, der trotz dieser Leistungsorientierung oft mit einem Lächeln über den Platz schreitet. "Profisport und Top-Wettkampf sind nicht immer angenehm. Wenn man in diesem Geschäft erfolgreich sein will, muss man süchtig nach dieser besonderen Challenge sein."

Die Führungsfrage - über van Bommel, Schweinsteiger und Lahm

Unter Hansi Flick ist Müller, der unter Vorgänger Niko Kovac nur eine Nebenrolle innehatte, wieder Führungsspieler und stellvertretender Kapitän. Und gerade für die jüngeren Kollegen ein Vorbild. In diese Rolle musste er aber erst hineinwachsen. "Am Anfang war ich nur ein junger Spieler, da war Mark van Bommel die Führungsfigur. Dann kam die Ära Lahm-Schweinsteiger, da musstest du nur deinen Job auf deiner Position erledigen und hast dich nicht so um das große Ganze gekümmert. Da hast du nicht überlegt, ob es besser für das Team wäre, wenn sich Schweinsteiger zwei Meter weiter links anbieten würde", erläutert Müller. Erst sukzessive hat er mehr Verantwortung übernommen, seit Flick "ist meine Rolle in der Mannschaft klar definiert. Dazu gehört auch, es bewusst vorzuleben, dass es bei allen Talenten, die unser Kader hat, nur über den Einsatz eines jeden Einzelnen geht. Das ist sicherlich eine meiner Stärken, dass ich meine Mitspieler mitreißen und animieren kann."

Gerade in Zeiten der Geisterspiele schallen die Kommandos von "Radio Müller" gut wahrnehmbar übers Feld. Dass er diese Rolle als verlängerter Arm des Trainers aber stets mit Leistung untermauern muss, weiß Müller nur zu gut. "Wenn es hieße, ich als 'Radio Müller' sei der 'Organisator' und hätte einen Spielradius von zwei Metern und am wenigsten Kilometer auf der Uhr, würde ich die Glaubwürdigkeit verlieren. Dann ist der Ofen aus."

Was Thomas Müller über das Spielglück der Bayern, über Selbstzweifel, über ein gelebtes Bekenntnis zur Heimat, über eine Zweckgemeinschaft von Verein und Profi sowie die Interaktion mit den Fans über die sozialen Medien denkt, verrät er im großen Interview mit dem kicker (Montagausgabe) - hier auch als e-Magazine.

Karlheinz Wild

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