Bundesliga

Kommentar zum Machtkampf beim VfB: Mitglieder? Welche Mitglieder?

Kommentar zum Machtkampf beim VfB Stuttgart

Mitglieder? Welche Mitglieder?

Versprechen gegenüber den Mitgliedern gebrochen: Beim VfB könnte es stürmisch werden.

Versprechen gegenüber den Mitgliedern gebrochen: Beim VfB könnte es stürmisch werden.

Der Präsident des Vereins für Bewegungsspiele Stuttgart 1893 e.V. ist nicht mehr Vorsitzender des Aufsichtsrates der Profifußball AG der Schwaben. Das ist ein klarer Bruch des Versprechens, das im Zuge der heiß diskutierten Ausgliederung anno 2017 an die Mitglieder gegeben worden war. Und das für viele Mitglieder essenziell gewesen sein dürfte für ihr damaliges Ja zur Öffnung des darbenden Traditionsvereins für Investoren.

Das Gros des amtierenden Aufsichtsrats - sieben Räte stimmten an diesem Dienstagnachmittag für die Abwahl Claus Vogts an der Spitze des Gremiums - hat damit unterstrichen, wieviel Verlässlichkeit von ihm im Zusammenspiel mit dem e.V. zu erwarten ist: gar keine. Dass Vogts Demontage mit dem Einstieg des dritten strategischen Partners beim VfB, der Porsche AG, begann, wirft kein gutes Licht auf den Sportwagenbauer, aber auch nicht auf die anderen beiden Anteilseigner aus der Unternehmenswelt, Mercedes-Benz und Jako.

Vogt und Co. haben sich über den Tisch ziehen lassen

Vogt und seinen Mitstreitern ist anzulasten, dass sie sich über den Tisch ziehen haben lassen vom "Württembergischen Weltmarkenbündnis", das zwar keine 25 Prozent an der Profifußball-AG des Bundesligadritten besitzt, aber künftig im Kontrollgremium die Agenda setzt. Frei nach dem Motto: Mitglieder? Welche Mitlieder? Der e.V. besitzt rund 78 Prozent an der AG und stellt formal die Mehrheit im Rat. Aber eben nur formal. Die neue Ratsvorsitzende Tanja Gönner - die kurioserweise die verfahrene Situation als Mediatorin eigentlich hätte befrieden sollen - mag vom Verein entsandt sein, gewählte Repräsentantin der Mitglieder ist sie nicht. Inwiefern das noch Auswirkungen auf die Stimmung in der Cannstatter Kurve haben wird, wo die organisierten Fans des VfB stehen, werden die nächsten Wochen zeigen.

Wenn ein Deal nur unter dem Vorbehalt zustande kommt, dass der Ratsvorsitzende nach dem Gusto eines Minderheitseigners gestellt wird - was einen Vertrauensbruch gegenüber den Mitgliedern darstellt, siehe oben - dann sollte man vielleicht lieber neu verhandeln. Zumindest dann, wenn man 50+1 nicht für einen Papiertiger und seine Mitglieder nicht ausschließlich für Kundschaft hält. Vogt mag im Hochglanz-Business Profifußball wie ein Fremdkörper wirken, Vorhaltungen gegen den 54-Jährigen gibt es seit Jahren. Schlechte Sitzungsführung, Entscheidungsschwäche, Zögerlichkeit. An konkreten Beispielen substantiiert wurden sie bislang nicht wirklich.