Bundesliga

Nagelsmann-Rat und WM-Prognose: Hans Meyer im großen Interview

Großes Interview zum 80. Geburtstag

Meyers Rat für Nagelsmann: "Erst wenn du diese Scheiße mitgemacht hast …"

Immer noch nicht fußballmüde: Hans Meyer.

Immer noch nicht fußballmüde: Hans Meyer. IMAGO/Kirchner-Media

80 Jahre kann man alt sein, aber auch jung. Nach einer Hals-Operation in diesem Jahr würde sich Hans Meyer, der die Reha noch nicht ganz hinter sich hat, wohl irgendwo dazwischen einordnen, wie er im großen kicker-Interview (Montagsausgabe) zu seinem runden Ehrentag zugeben muss.

Mit dem Fußball hat der in Böhmen geborene langjährige Trainer aber noch lange nicht abgeschlossen. "Ich sehe die Champions League, viel internationalen Fußball und da die Engländer", verrät Meyer. "Sie legen Wert auf die Dinge, die schon immer zum Fußball gehörten und ihn immer begleiten sollten. Wie selten bleiben dort Spieler liegen und im Gegensatz dazu bei uns, wo du sagst: Der hat doch gar nichts. Der Umgang in England ist ehrlicher."

Und dann wäre da natürlich noch seine Tätigkeit im Präsidium bei Borussia Mönchengladbach, wo 2009 auch seine Trainerkarriere zu Ende gegangen war. Schon über zehn Jahre ist Meyer dort Mitglied, auch wenn er viele Dinge noch immer durch die Linse eines Coaches betrachte.

Kein Vorwurf an Nagelsmann

Als solchem sei Meyer einst in der ehemaligen DDR klargeworden, "was dieser Fußball ohne dein Verschulden alles parat hat". Diese Erkenntnis rät er noch heute jungen Trainern wie Julian Nagelsmann. "Er sollte die Einflussmöglichkeiten eines Trainers nicht überschätzen, weil er sonst nicht nur seiner Mannschaft, sondern auch sich selbst permanent Vorwürfe macht", meint Meyer. "Erfahrung können junge Trainer aber noch nicht haben, also kann daraus auch kein Vorwurf konstruiert werden."

"Eine Negativerfahrung mit allen Zweifeln und dem Sympathieverlust im Umfeld fehlt Julian noch. Erst wenn du diese Scheiße mitgemacht hast, bist du mit deiner Trainerausbildung fertig", meint der Coach zudem, der Carl Zeiss Jena 1981 ins Europapokalfinale der Pokalsieger oder den 1. FC Nürnberg 2007 zum Pokalsieg geführt hat.

Was Kimmich für Meyer zu einem Weltklasse-Sechser fehlt

Für Nationaltrainer Hansi Flick, der bereits über einiges an Erfahrung verfügt, hat Meyer keinen Rat. Stattdessen vielmehr Anerkennung. "Flick geht sehr realistisch, nicht spleenig ran, diese Art gefällt mir", so der Jubilar, der die aktuelle Nationalmannschaft in Ballbesitz sogar als "vielseitiger" einschätzt als beim WM-Titel 2014.

Beim Turnier in Katar, das Meyer "natürlich" verfolgen werde, reiche das trotzdem nicht für den Titel. "Seit Jahren stimmt die Balance zwischen defensiv denkenden und offensiven Spielern nicht", findet der 80-Jährige. "Der einzige überdurchschnittliche Verteidiger momentan ist Antonio Rüdiger. Und wir haben keinen richtigen Sechser. Joshua Kimmich könnte auf dieser Position ein Weltklassemann werden, wenn er sich strategisch vor allem mehr um den Rückraum kümmern würde."

Warum es über Meyer keine Autobiografie geben wird, der Fußball nicht sein Leben war und er Marco Rose den Abgang aus Mönchengladbach nicht übelnimmt, lesen Sie im gesamten Geburtstagsinterview im kicker (Montagsausgabe) oder im eMagazine.

nba/KW

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