2. Bundesliga

Mentale Stärke: "Toter" Boyd und Schuster greifen in die Trickkiste

Gewohnter Ausgang nach überraschendem Start gegen Kiel

Mentale Stärke: "Toter" Boyd und Schuster greifen in die Trickkiste

Wurde von Kollege Zuck "wiederbelebt": FCK-Stürmer Terrence Boyd.

Wurde von Kollege Zuck "wiederbelebt": FCK-Stürmer Terrence Boyd. IMAGO/Thomas Frey

Daniel Hanslik hatte die Erklärung für den überraschendsten Teil des Tages parat. "Wir haben heute in der ersten Halbzeit auf die Westkurve gespielt, da hat man dieses besondere Momentum", sagte der 26-Jährige, der schon nach sechs Minuten eine Maßflanke von Hendrick Zuck mit dem Führungstreffer veredelte. Das kannte man von den Roten Teufeln nicht. Schwache erste und umso bessere zweite Spielhälften prägten bisher die Saison. Die Anfangsphase passte da nicht ganz ins Bild. Nach rund einer Viertelstunde fielen die Pfälzer aber schon wieder in alte Gewohnheiten zurück.

Wenn wir so weiterspielen, erdrücken sie uns irgendwann.

Dirk Schuster

"Wir haben mit der Raumaufteilung unserer Probleme gehabt, der Gegentreffer hat sich angedeutet", gestand Trainer Dirk Schuster, dem zur Halbzeitpause klar war: "Wenn wir so weiterspielen, erdrücken sie uns irgendwann." Die Kabinenansprache des 55-Jährigen erfüllte einmal mehr ihren Zweck. Mit angepasster Spielweise stand die Mannschaft höher, spielte ihre Stärken über die Flügel aus und kam wieder deutlich besser zurecht.

Schusters Kniff: "Stellt euch vor, wir liegen 0:1 hinten"

Auf dem Weg dorthin bediente sich Schuster eines Kniffs. Nachdem in den vergangen zwei Spielen in Düsseldorf vor der Winterpause und in Hannover jeweils ein 0:1-Rückstand zur Pause gedreht wurde, wirkte das 1:1 ungewohnt. "Zum Ende der Pause, als wir rausgegangen sind, habe ich gesagt: Stellt euch vor, wir liegen 0:1 hinten."

Letztlich gut für die Roten Teufel, dass es doch schon 1:1 stand. Im zweiten Durchgang fiel nämlich nur noch ein Treffer. Ein weiterer hätte fallen müssen. Jean Zimmer spielte einen 40-Meter-Traumpass durch die Schnittstelle in den Lauf von Aaron Opoku, wie er selbst im Lehrbuch nicht besser hätte beschrieben werden können. Der Rechtsaußen spielte mit dem ersten Kontakt auf den eingelaufenen Terrence Boyd - und der verfehlte aus fünf Metern das leere Tor.

"Ich habe schon oft in meiner Karriere solche Dinger verballert. Dann bist du mental erstmal weg.

Terrence Boyd

"Ich habe schon oft in meiner Karriere solche Dinger verballert. Passiert ja auch mal. Dann bist du mental erstmal weg", berichtete Boyd, der es seinem Trainer nachmachte und sich mit mentaler Stärke zurück ins Spiel brachte. "Ich habe versucht mich selbst zu veraschen und habe angefangen zu lachen, um mich selbst auszutricksen, damit ich wieder reinkomme. Dann habe ich ein paar Aktionen gebraucht, bis ich wieder drin war. Ich finde schon, dass ich zurzeit ein gutes Selbstvertrauen haben und ausstrahle. Dass war natürlich erstmal weg. Ich musste mich selbst anlügen, um wieder für die Mannschaft da zu sein."

Zuck mit "Wiederbelebung" bei Boyd

Der Plan ging auf. Knapp zehn Minuten später servierte Hendrick Zuck seinem Stürmer nach einer sehenswerten Kombination den Ball auf dem Silbertablett. "Vielen Dank an Hendrick Zuck, mehr muss ich gar nicht sagen", betonte Boyd, dem die Erleichterung ins Gesicht geschrieben stand. Mit offenen Armen empfang er seinen Assistgeber beim Jubeln. "Du hast mich von den Toten wiedergeholt", sagte Boyd in diesem Moment zum 32-jährigen Linksverteidiger, der wie schon in Hannover vor einer Woche bester Pfälzer war.

Da die mentalen Griffe in Kaiserslautern so gut funktionieren, will auch Daniel Hanslik künftig darauf bauen. Der Offensivspieler, der wegen des erneuten Ausfalls von Philipp Klement wieder auf der Zehn randurfte, erzielte wie schon in der Hinrunde einen Treffer gegen seinen Ex-Verein. "Es liegt mir scheinbar. Vielleicht sollte ich meinem Kopf immer sagen: Heute geht es wieder gegen Kiel", sagte Hanslik lachend. Die gute Laune, die war auf dem Betzenberg allgegenwärtig - nach fünf Siegen in Folge ja auch alternativlos.

Moritz Kreilinger