Football

Super Bowl 53: Das spezielle Spiel des Andy Reid

Chiefs-Coach trifft auf seine Vergangenheit

Mehr als nur Cheeseburger: Der spezielle Super Bowl des Andy Reid

Hat sowohl bei Eagles als auch bei Chiefs tiefe Spuren hinterlassen: Andy Reid.

Hat sowohl bei Eagles als auch bei Chiefs tiefe Spuren hinterlassen: Andy Reid. Getty Images (2)

Andy Reid ist ein Mann, der Stereotype bedient. Und er bedient sie gerne. Mit seiner Statur, der Basecap und dem nikotingetränkten Schnauzbart kommt der Head Coach der Kansas City Chiefs dem klischeebehafteten Bild des gemütlichen US-Amerikaners, der den ganzen Tag Fast Food isst, wohl ziemlich nahe. Reid weiß das genau - und er spielt liebend gerne damit.

Mit Spielern wettet er öffentlichkeitswirksam um Cheeseburger, in Pressekonferenzen kündigt er an, sich für Siege mit einem Cheeseburger zu belohnen - und als er 2020 zum ersten Mal einen Super-Bowl-Ring gewann, sagte er: "Man trägt ihn nur zu besonderen Anlässen. Oder wenn du einen Cheeseburger umsonst haben möchtest."

Podcast
Podcast
Neue Podcast-Folge: Welche NFL-Teams stehen vor dem Rebuild?
01:16:36 Stunden
alle Folgen

Wenn Reid den Ring am Finger trägt, ist das aber nur der letzte Beweis dafür, dass hinter dieser Fassade eines der größten Masterminds im American Football steckt. Seit 24 Jahren ist Reid Head Coach in der NFL, seit 24 Jahren gehört er zu den kreativsten und innovativsten Strategen der Liga. Die von ihm angeführten Offensivreihen stehen für Spektakel, für viele Punkte, für bislang Undenkbares. In der laufenden Saison fassten sich die Profis der Chiefs vor einem Spielzug gegen Las Vegas an den Händen und tanzten Ringelreihen, um den Gegner zu verwirren.

Der "Andy-Reid-Bowl"

Seit Quarterback Patrick Mahomes 2018 das Ruder in Kansas City übernommen hat, dominieren die Chiefs die NFL. Fünfmal in Folge schafften sie es bis in die Conference Finals, dreimal davon in den Super Bowl. Zuletzt feierte Reid gegen die Cincinnati Bengals seinen 21. Play-off-Erfolg als Head Coach und liegt damit auf Platz 2 hinter Patriots-Legende Bill Belichick. Einen beträchtlichen Teil dieser Erfolge feierte Reid mit den Philadelphia Eagles - ausgerechnet demjenigen Team, gegen das er in der Nacht von Sonntag auf Montag seinen zweiten Ring holen will.

Von 1999 bis 2013 war der heute 64 Jahre alte Reid Coach in Philadelphia, prägte die Franchise maßgeblich und brachte den Erfolg zurück zu den Eagles. Allerdings haftete ihm stets der Makel an, die großen Spiele nicht gewinnen zu können. Fünfmal führte er die Eagles bis ins Conference Final, den Super Bowl gewann er nie. Auch privat musste er in dieser Phase schwere Niederlagen verkraften, sein ältester Sohn Garrett starb vor der Saison 2012 im Alter von nur 29 Jahren an einer Überdosis Heroin.

Reid - der "netteste Mensch in der ganzen NFL"

zum Thema

Die Zeit bei den Eagles war eine emotionale für Reid, das Spiel am Sonntag wird in Amerika bereits als "Andy-Reid-Bowl" betitelt. "Es waren 14 tolle Jahre, ich habe jede Minute genossen", sagte der Coach zuletzt auf einer Pressekonferenz. "Aber ich versuche, den ganzen Hype auszublenden. Du spielst gegen die Spieler und gegen die Coaches und denkst nicht darüber nach, welches Trikot sie tragen."

Das bevorstehende Finale hat eine durchaus pikante Note: Nick Sirianni, der heutige Head Coach der Eagles, begann seine NFL-Karriere wiederum als Assistenztrainer bei den Chiefs - bis Reid 2013 dort aufschlug und ihn nicht übernahm. Dass es deshalb im Vorfeld des großen Spiels zu Animositäten kommt, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Reid gilt in der Liga als äußerst beliebt, sein Trainerkollege Ron Rivera bezeichnete ihn mal als "nettesten Menschen in der ganzen NFL".

In den USA wird bereits spekuliert, dass Reid im Falle seines zweiten Super-Bowl-Sieges am Sonntag seine Trainerkarriere beenden könnte. Dann allerdings würde er ein Spiel in Deutschland verpassen, das die Kansas City Chiefs in der kommenden Saison bestreiten werden. Und als das feststand, hatte Reid noch gesagt: "Ich freue mich schon auf die Bratwurst dort."

Michael Bächle

Maschinen, Brüder, Turbomacher: Die Stars der Eagles und Chiefs