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Marco Grüttner vom SGV Freiberg: Tore und Transfers

Oberliga Baden-Württemberg

Marco Grüttner vom SGV Freiberg: Zwischen Toren und Transfers

Führungsfigur: Marco Grüttner hat beim SGV Freiberg nicht nur auf dem Platz eine Schlüsselrolle inne.

Führungsfigur: Marco Grüttner hat beim SGV Freiberg nicht nur auf dem Platz eine Schlüsselrolle inne. imago images/Pressefoto Baumann

Oberliga Baden-Württemberg

Wie sein Zwischenfazit ausfällt? Marco Grüttner muss nicht lange überlegen: "Sehr, sehr positiv. Mir macht alles unheimlich viel Spaß." Alles - das bedeutet in seinem Fall für den SGV Freiberg als Mannschaftskapitän auf Torejagd zu gehen und den Oberligisten auch als Sportlicher Leiter abseits des Feldes mit zu führen.

Für diese Doppelrolle hatte sich der Ex-Profi vor der Saison 2020/21 ganz bewusst entschieden - nach zuvor vier Jahren beim aktuellen Zweitligisten SSV Jahn Regensburg, insgesamt 97 Zweit- (32 Tore) sowie 191 Drittligaspielen (52). "Der Zeitpunkt war einfach der richtige", sagt Grüttner zu seiner Rückkehr in die Heimat. In Weiler bei Affalterbach (Landkreis Ludwigsburg/ Baden-Württemberg) ist er mit seiner Frau Natalie und den beiden Kindern Laia (5) und Lunis (3) sesshaft geworden. Als ihm das Angebot seines ehemaligen Klubs ins Haus flatterte, musste er nicht allzu lange überlegen - Grüttner unterschrieb in Freiberg bis 2024. Schließlich hat er ein Sportmanagement-Studium abgeschlossen, sich im Bereich Spielanalyse/ Scouting weitergebildet, auf der Jahn-Geschäftsstelle ein Praktikum absolviert und sich auch immer wieder mit Regensburgs Noch-Geschäftsführer Christian Keller (Grüttner: "Eine Koryphäe") intensiv ausgetauscht.

Professionell aufgestellt

All diese Erfahrungen bringt er nun in Freiberg ein. "Ich bin voll eingespannt, in alle Transfers zu 100 Prozent involviert, entwickle die Strukturen weiter und unterstütze auch unsere Ehrenamtlichen in allen Bereichen", sagt der gebürtige Ludwigsburger. Mit Trainer Evangelos Sbonias und Sportdirektor Christian Werner (früher Austria Lustenau/2. Liga Österreich), dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, steht er in permanentem Austausch. "Wir sind für Oberliga-Verhältnisse professionell aufgestellt, aber wir wollen ja auch in die Regionalliga", stellt er klar.

Die Chancen, den Sprung nach oben zu schaffen, stehen nicht schlecht. Mit 18 Treffern in 19 Spielen hat Torjäger Grüttner einen großen Anteil an der Tabellenführung. Mit zwei Punkten Vorsprung auf die Stuttgarter Kickers geht es in die Rückrunde, in der am 9. März das Topduell beim Traditionsklub im Stuttgarter Stadtbezirk Degerloch ansteht. "Dieses Spiel gibt schon eine Richtung vor, aber der Direktaufstieg wird da nicht entschieden. Wer kommt wie durch die Corona-Zeit, wer zeigt die größere Konstanz und patzt weniger gegen die Kleinen - das wird entscheidend sein", betont Grüttner.

Wir arbeiten daran, interessanter zu werden.

Marco Grüttner zum Vergleich mit den Stuttgarter Kickers

Der Zweikampf der beiden vollkommen unterschiedlichen Klubs elektrisiert die Fans in der Region. "Natürlich haben wir nicht die Tradition und die Fan-Kultur wie die Kickers, aber wir arbeiten daran, interessanter zu werden, mehr Fußball-Sympathisanten und auch Sponsoren zu finden. Der Aufstieg würde uns dabei enorm helfen", weiß Grüttner. Bisher hängt ungemein viel an den Finanzspritzen von Präsident Emir Cerkez (50), dem Inhaber einer Firma für Flachdachsanierung und Flachdachabdichtung.

Und wie gelingt es dem Verein, immer wieder höherklassige Spieler zu verpflichten? "Es heißt immer, wir hauen die Spieler mit Geld zu, aber es geht vor allem darum, Spieler, die vielleicht noch nicht so viel erreicht haben, von unserem interessanten Projekt zu überzeugen. Zudem beschaffen wir Arbeitsplätze und bieten berufliche Perspektiven über die Karriere hinaus", erklärt Grüttner. So sei das auch beim jüngsten Neuzugang Marco Kehl-Gomez (29) vom Drittligisten Türkgücü München gewesen. Grüttner selbst haben seine zahlreichen Vereinswechsel immer weitergebracht. Vor seiner Zeit in Regensburg spielte er für die SG Sonnenhof Großaspach, den TSV Schwieberdingen, den SGV Freiberg (wie auch schon in der Jugend), den SSV Ulm 1846, den VfR Aalen, die Stuttgarter Kickers und den VfB Stuttgart II. Bei all diesen Stationen schoss er in bewundernswerter Regelmäßigkeit seine Tore. Genauso wichtig: Immer war er ein absolutes Vorbild in Sachen, Kampf, Wille, Leidenschaft, Disziplin. "Ich war eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort", sagt er bescheiden und nennt einen weiteren Grund für seine erfolgreiche Karriere: "So blöd es sich anhört: Rückschläge haben mich nach vorne gebracht." Nach teils schweren Verletzungen wie einem Schädelbruch in seiner Aalener Zeit kam er umso stärker zurück.

Im Herbst seiner aktiven Karriere ist er nun auf dem besten Weg, mit Freiberg durchzustarten. Auf und außerhalb des Platzes.

Jürgen Frey

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