Bundesliga

Mainz 05 vor 25 Jahren: Die Mutter aller Abstiegskämpfe

Demandt und Wache ziehen den Vergleich zur aktuellen Saison

Mainz vor 25 Jahren: Die Mutter aller Abstiegskämpfe

Am 29. Spieltag der Saison 1995/96 bejubelt der damalige Mainzer Spieler Torsten Lieberknecht (Mitte) sein 1:0 gegen Carl Zeiss Jena.

Am 29. Spieltag der Saison 1995/96 bejubelt der damalige Mainzer Spieler Torsten Lieberknecht (Mitte) sein 1:0 gegen Carl Zeiss Jena. imago images

Im Winter 1995/96 war Mainz 05 völlig abgeschrieben. Nach der Hinrunde lag die Mannschaft mit zwölf Punkten in der 2. Liga auf dem letzten Tabellenplatz. Wolfgang Frank, der Ende September als neuer Trainer gekommen war, hatte die Wende nicht herbeiführen können. Noch nicht, sie kam nach der Winterpause. "Entscheidend war die Umstellung auf Viererkette. Wir waren mit die Ersten, die es gespielt haben und letztendlich auch konnten", blickt Sven Demandt zurück.

"Die Rückrunden 1995/96 und 2020/21 sind insofern vergleichbar, dass man ab der Winterpause eine ganz andere Mannschaft war, einen ganz anderen Spirit besaß und sensationell punktete. Damals gab es im Kader personell sogar noch weniger Veränderungen als heute. Diesmal haben die Zugänge Kohr, da Costa und Glatzel richtig gutgetan", so Demandt, der vor 25 Jahren acht seiner neun Saisontore in der Rückrunde erzielte.

Auch wir waren damals völlig abgeschrieben. In der Rückserie haben wir dann alle Aufstiegsaspiranten weggehauen.

Sven Demandt

"Auch wir waren damals völlig abgeschrieben. In der Rückserie haben wir dann alle Aufstiegsaspiranten weggehauen. Mit dem Erfolg ist auch das Selbstbewusstsein gekommen, genau wie in diesem Frühjahr. Es entwickelte sich eine Eigendynamik", erinnert sich der Goalgetter. Aus der schlechtesten Hinrundenelf der Liga wurde die beste Rückrundenmannschaft. Im gesamten Kalenderjahr verlor Mainz nur noch fünf von 32 Zweitligaspielen und wurde mit 57 Punkten Erster der Jahrestabelle.

Wache kehrt auf den Torwarttrainerposten in Darmstadt zurück

"Der Nichtabstieg 2021 ist gleichzusetzen mit dem ersten Bundesligaaufstieg. Davor ziehe ich alle meine Hüte", sagt Ehrenspielführer Dimo Wache, der sich "natürlich an die Aufholjagd unter Trainer Wolfgang Frank erinnert fühlt". Lange darüber sprechen möchte er aber nicht. Das Thema Mainz 05 sei für ihn erledigt, nachdem "was mir nach meiner Kritik an Rouven Schröder passiert ist". Er wolle das Kapitel endlich abhaken.

"Sie bezeichnen mich als medizinisches Wunder"

Der heute 47-Jährige hat gesundheitlich schwere Zeiten hinter sich. Drei Jahre lang musste er sein Amt als Torwarttrainer beim SV Darmstadt 98 ruhen lassen, bekam links ein künstliches Kniegelenk implantiert und rechts das Sprunggelenk versteift. "Sie bezeichnen mich als medizinisches Wunder. Zu Beginn der Vorbereitung bin ich wieder am Böllenfalltor. An diesem Mittwoch ist die Reha abgeschlossen", berichtet er. Im Rehazentrum Mainz-Mombach wurde ganze Arbeit geleistet, der Bewegungsablauf soweit umgestellt, dass der Ex-Keeper nun sogar wieder Schusstraining machen kann. "Keiner hat geglaubt, dass es so schnell funktioniert", so Wache, der verbissen und erfolgreich gegen sein Karriereende als Trainer angekämpft hat.

Michael Ebert