Bundesliga

Mainz macht Gewinn - und sucht neuen Vorstand

Die Klubführung der 05er soll künftig wieder aus drei Köpfen bestehen

Mainz macht Gewinn - und sucht neuen Vorstand

Mainz konnte einen Gewinn verbuchen.

Mainz konnte einen Gewinn verbuchen. IMAGO/Martin Hoffmann

Nach zwei von den Auswirkungen der Corona-Pandemie belasteten Spielzeiten konnte Mainz 05 im zurückliegenden Geschäftsjahr 2021/22 erstmals wieder einen Gewinn verbuchen. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung am Montagabend präsentierte die Vereinsführung den Mitgliedern zum Bilanzstichtag 30. Juni 2022 einen Jahresüberschuss von 3,3 Millionen Euro. In den Jahren zuvor hatten die 05er jeweils einen Fehlbetrag von rund 10,2 Mio. Euro (2021) bzw. 2,2 Mio. Euro (2020) verbucht. Der Umsatz des Klubs erhöhte sich von 96,32 Mio. Euro (2020/21) auf 115,1 Mio. Euro, das Eigenkapital wuchs von zuvor 37,2 Mio. Euro auf 40,5 Mio. Euro an.

Damit verzeichnen die Rheinhessen eine Eigenkapitalquote von 59,6 Prozent (nach 50,7 Prozent im Vorjahr). Zudem, betonte Sportvorstand Christian Heidel, "ist Mainz 05 als einer der ganz, ganz wenigen Profivereine komplett schuldenfrei. Mainz 05 hat nicht einen einzigen Euro Bankverbindlichkeiten. Der Verein hat in den letzten Jahren sehr, sehr gut gewirtschaftet. Und das ist auch die Konsequenz dessen, dass wir nicht übermäßig ins Risiko gegangen sind - anders als mir das Leute seit 25, 30 Jahren zugerufen haben." Der Personalaufwand lag bei insgesamt rund 52 Mio. Euro (knapp vier Mio. mehr als 20/21), davon entfielen 38,5 Mio. Euro auf den Lizenzspielerbereich.

Heidel: Nur der FC Bayern hat sein neues Stadion schneller abbezahlt als Mainz

"Wir haben Corona überstanden und können positiv nach vorne blicken", bestätigte auch der Vorstandsvorsitzende Stefan Hofmann, "wir können die Zukunft unseres Vereins aktiv gestalten, natürlich weiter mit extremem Kostenbewusstsein." Eine weitere positive Nachricht: In spätestens drei Jahren werden sämtliche Kredite für die 2011 neu eröffnete Arena abbezahlt sein. Aktuell verhandeln die 05er mit der Stadt über eine noch frühere Tilgung. Schneller als Mainz 05, stellte Heidel heraus, habe es lediglich der FC Bayern im Fall der Allianz-Arena geschafft, sein neues Stadion komplett abzubezahlen.

Expliziten Dank richteten Hofmann und Heidel an ihren ehemaligen Vorstandskollegen Jan Lehmann, der im August vom Aufsichtsrat freigestellt wurde. Lehmann, seit Februar 2018 Kaufmännischer Vorstand des Vereins und offiziell noch bis Ende November unter Vertrag, war bei der Versammlung im VIP-Bereich der MEWA-Arena persönlich zugegen. Heidel nutzte die Gelegenheit, um den hartnäckigen Gerüchten über persönliche Differenzen zu widersprechen: "Lieber Jan, wir hatten eine Verbindung absolut auf Augenhöhe. Wir waren nicht immer einer Meinung, aber ich denke nicht, dass wir im Bösen auseinandergehen. Du bist ein prima Typ. Ich freue mich, wenn wir uns in der Bundesliga wiedersehen, du bist hier immer willkommen bei Mainz 05."

Kombination der Ressorts Finanzen und Marketing "nicht sinnvoll"

Aus dem Bericht des Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Volker Baas ging allerdings deutlich hervor, wie sehr es innerhalb der ehemals dreiköpfigen Vereinsführung in der Sache geknirscht haben muss. Mit Blick auf die Trennung von Lehmann formulierte Baas: "Messlatte des Handelns war das Vereinsinteresse", zur "Vermeidung von zu großen Reibungsverlusten innerhalb des Vorstandes" sei "am Ende eines längeren Prozesses" Lehmanns Freistellung unvermeidlich gewesen. Seitdem liegt der Bereich Finanzen in der Verantwortung des Vorstandsvorsitzenden Stefan Hofmann - und soll dort auch bleiben.

Der dritte Vorstandsposten soll perspektivisch dennoch neu besetzt werden, allerdings "ohne Zeitdruck" - und mit einem neuen Aufgabengebiet. Konkret soll die künftige dritte Führungskraft neben Hofmann und Heidel zuständig sein "für Marketing und Kommunikation", so Baas, "idealer Weise ergänzt durch Knowhow auf den Feldern Digitalisierung und Nachhaltigkeit." Die Kombination der Ressorts Finanzen und Marketing in einer Hand habe sich im Fall Lehmann "als nicht sinnvoll erwiesen" und komme "auch bei den meisten Erstligisten nicht vor", erläuterte Baas. Womit er letztlich doch bestätigte, worüber sich Heidel und Lehmann ganz offensichtlich unüberbrückbar entzweit hatten: Der "Ausrichtung aufs Kerngeschäft Fußball".

Thiemo Müller