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Luis Rubiales: Leaks, Lästereien und den Ligaboss als Widersacher

Als Aktiver zweimal unter Schuster trainiert

Luis Rubiales: Leaks, Lästereien und den Ligaboss als Widersacher

Fettnäpfchen sind ihm nicht fremd: Luis Rubiales.

Fettnäpfchen sind ihm nicht fremd: Luis Rubiales. IMAGO/ZUMA Wire

Zumindest eines haben der Spieler und der Funktionär Luis Rubiales gemeinsam. Genauso wie während seiner aktiven Zeit kennt der in Las Palmas geborene ehemalige Linksverteidiger eins nur allzu gut: Höhen und Tiefen.

Sportlich geriet er in ein Wechselbad. So stieg der Fußballer Rubiales mit dem damaligen Zweitligisten UE Lleida 2001 ab, blieb dem spanischen Unterhaus mit dem Wechsel zu Deportivo Xerez aber erhalten. Dort begegnete er erstmals dem Trainer Bernd Schuster, den er bei seiner nächsten Station Levante (2003 bis 2008) wiedertraf.

Erst Abstellgleis, dann Anführer

Das Team aus Valencia wurde zur Fahrstuhlmannschaft: Aufstieg 2004, Abstieg 2005, Rückkehr 2006. Rubiales war bei Levante lange kaum zum Einsatz gekommen, doch 2006/07 erkämpfte er sich einen Stammplatz und wurde sogar Levantes Kapitän. Nach weiteren Stationen in Alicante und beim schottischen Klub Hamilton Academical beendete er 2009 seine Karriere - beziehungsweise begann seine erfolgreichere. Als Funktionär.

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Von März 2010 bis November 2017 war Rubiales Präsident der spanischen Spielergewerkschaft AFE und machte sich dort einen Namen. Er absolvierte einen rechtswissenschaftlichen Abschluss und arbeitete als Jurist. 2018 wurde er zum Präsident des Spanischen Fußballverbands (RFEF) gewählt - mit gerade mal 40 Jahren. 

In einer seiner ersten Amtshandlungen entließ er unmittelbar vor der WM 2018 Spaniens Cheftrainer Julen Lopetegui, nachdem dieser verschwiegen hatte, das Traineramt bei Real Madrid zu übernehmen. Rubiales setzte den Sportdirektor des Verbands, Fernando Hierro, als dessen Nachfolger ein. Spanien schied bereits im Achtelfinale aus.

Lass uns die Saudis ausquetschen.

Luis Rubiales zu Piqué

Mit der Lopetegui-Entlassung handelte er in gewisser Weise konsequent. Der Verband müsse ein "Vorbild für Transparenz" sein, sagte der Emporkömmling ja schließlich bei seiner Amtseinführung. Transparent wurde anschließend so einiges bei Rubiales, einige Male allerdings ungewollt. Zum Beispiel im April 2022, als "El Confidencial" die sogenannten "Supercopa-Akten" veröffentlichte. Geleakt wurden darin Dokumente und Audiodateien, genauer Gespräche zwischen Rubiales und dem damaligen Barcelona-Profi und Geschäftsmann Gerard Piqué aus dem Jahr 2019. Darin ging es um die Zahlung von Provisionen für die Austragung der spanischen Supercopa in Saudi-Arabien. Piqué soll mit seiner Agentur Kosmos am Mega-Deal beteiligt worden sein, von 24 Millionen Euro ist die Rede. Auch Rubiales selbst soll von diesen Aufträgen profitiert haben. "Lass uns die Saudis ausquetschen", sagte Rubiales laut "El Confidencial" in einem Telefongespräch mit Piqué.

Lästereien mit dem Vater

Auch im Oktober 2022 hätte Rubiales seine Bildschirmzeit lieber begrenzen sollen. Es wurden Textnachrichten veröffentlicht, in denen er über die Erstligaklubs Villarreal, den FC Sevilla und Valencia lästert. "Mal sehen, ob wir diese 'palangana' (Kosename für den FC Sevilla) loswerden. Sie sind die zweitschlechteste Mannschaft von allen", schrieb er seinem Vater. Die Antwort lautete: "Ja, und Valencia und Sevilla für mich." Rubiales Junior erwiderte: "Für mich in dieser Reihenfolge: Villarreal, Sevilla und Valencia."

Kein Jahr später folgte der Eklat bei der WM-Siegerehrung, als er Jenni Hermoso er auf den Mund küsste. Zuvor war er noch dabei beobachtet worden, wie er sich in der Ehrenloge des Stadions in der Nähe von Königin Letizia und ihrer 16-jährigen Tochter beim Jubeln in den Schritt fasste. Die Aktion blieb von den beiden allerdings unbemerkt.

Tebas rechnet mit Rubiales ab

Von einem Rücktritt nahm Rubiales, der sich regelmäßig verbale Scharmützel mit Ligaboss und Intimfeind Javier Tebas liefert, dennoch weiten Abstand. Vielmehr sehe er sich als Opfer einer "Hetzjagd", wie er am Freitag betonte.

Tebas fand ebenfalls deutliche Worte: "Beleidigungen, Angeberei, Erpressung, Drohungen, Spionage und Verfolgung, betrügerische Nutzung von Verbandsorganen, wir leiden unter vielem und haben vieles angeprangert. Die Liste der Frauen und Männer, die in diesen Jahren von Luis Rubiales geschädigt wurden, ist zu lang und das muss aufhören", schrieb Tebas im Netzwerk X. "Es ist unmöglich, sein frauenfeindliches und verabscheuungswürdiges Verhalten einer absurden Verschwörung zuzuschreiben, wenn der Rufschaden für den gesamten spanischen Fußball bereits unvermeidlich ist."

Christoph Laskowski