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"Ich werde nicht zurücktreten": Rubiales hält Brandrede nach Kuss-Skandal

Spaniens Fußball-Chef bei Generalversammlung

"Ich werde nicht zurücktreten": Rubiales hält Brandrede nach Kuss-Skandal

Luis Rubiales packte Jenni mit beiden Händen am Kopf und küsste sie auf den Mund.

Luis Rubiales packte Jenni mit beiden Händen am Kopf und küsste sie auf den Mund. IMAGO/Sports Press Photo

Das Ergebnis der außerordentlichen Generalversammlung des spanischen Fußball-Verbands RFEF am Freitag in Madrid war mit Spannung erwartet worden. Um 12 Uhr trat Luis Rubiales schließlich vor das Mikrofon - und hörte erst 40 Minuten später mit dem Sprechen auf. In seiner Brandrede rief er den Zuhörern gleich fünfmal nacheinander zu: "Ich werde nicht zurücktreten."

Der 46-Jährige hatte bei der Siegerehrung der spanischen Fußball-Weltmeisterinnen in Australien Spielerin Jenni am Sonntag mit beiden Händen am Kopf gepackt und ungefragt auf den Mund geküsst. Erst mit Verzögerung hatte Rubiales am Montag einen Fehler eingeräumt.

Es sei "ein spontaner, gegenseitiger und einvernehmlicher Kuss" gewesen, verteidigte sich der Verbandschef am Freitag. "Ich hatte die Kontrolle verloren. Der Kuss war wie für eines meiner Kinder", sagte Rubiales. "Soll mich ein Küsschen in beiderseitigem Einvernehmen hier rausbringen? Ich werde kämpfen bis zum Ende."

Rubiales prangert "falschen Feminismus" an

Rubiales sieht sich als Opfer einer Hetzjagd: "Hier geht es nicht um Gerechtigkeit, sondern um eine soziale Hinrichtung." Zudem prangerte er "falschen Feminismus" an: "Gleichberechtigung bedeutet, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Das ist nicht der Weg nach vorne."

"Ich hoffe, dass der Gerechtigkeit weiterhin Genüge getan wird. Gute Menschen wissen, was geschehen ist und dass nicht mehr war. Das sind meine Erklärungen", schloss Rubiales, der sich nun für einige Tage zurückziehen will.

FIFA eröffnet Disziplinarverfahren

Nicht nur in Spanien war wegen dieses übergriffigen Verhaltens die Empörung groß. Der Kuss hatte zur Folge, dass wieder verstärkt über Machtstrukturen und Missbrauch im Fußball diskutiert wurde. Die FIFA eröffnete ein Disziplinarverfahren.

Jenni hatte nach dem Vorfall in Sydney in einem Instagram-Livestream gesagt, dass ihr die Aktion "nicht gefallen" habe. Später veröffentlichte der Verband eine Mitteilung mit relativierenden Aussagen von ihr. Unter der Woche forderte Jenni aber in einer Stellungnahme mit der Spielerinnengewerkschaft Futpro "beispielhafte Maßnahmen" gegen den Verbandschef.

Seit 2018 im Amt

Rubiales führt den spanischen Verband seit 2018, zuvor war er von 2010 bis 2017 Präsident der spanischen Spielergewerkschaft AFE. Seit vier Jahren sitzt Rubiales als Vizepräsident im Exekutivkomitee der UEFA - ein Job, der jährlich mit 250.000 Euro plus Spesen vergütet wird. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hat sich bislang nicht zu dem Vorfall geäußert.

cfl