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Radsport: Viel Spott für Vingegaards neuen Helm

Visma-Sportdirektor Martens: "Glauben an große Verbesserung"

"Lord Helmchen": Viel Spott für Vingegaards neuen Helm

Spott für das neue Design: Jonas Vingegaard mit neuem Helm.

Spott für das neue Design: Jonas Vingegaard mit neuem Helm. Getty Images

"Ich will nicht sagen, dass die Helme hässlich sind. Ich sage nur, dass es ein guter Zeitpunkt ist, mit dem Radsport aufzuhören", witzelte der belgische Profi Thomas De Gendt bei X. Sein irischer Kollege Sam Welsford vom deutschen Team Bora-hansgrohe schlug sofort in die gleiche Kerbe: "Ich kündige."

Das Top-Team Visma-Lease a Bike um den zweimaligen Tour-Champion Vingegaard war bei der "Fahrt zwischen den Meeren" mit komplett neu konzipierten Helmen an den Start gegangen - knallgelbe Ungetüme, fast doppelt so groß wie der handelsübliche Kopfschutz. Vorne reichte das verspiegelte Visier bis zur Nasenspitze der Rennfahrer, hinten lag der aerodynamisch zugeschnittene Helm beinahe zwischen den Schulterblättern auf.

Entwicklung dauerte "mindestens ein Jahr"

Die Equipe, die im letzten Jahr alle drei Grand-Tours gewann, sieht in dem neuen Design einen revolutionären Ansatz, der ihren Fahrern beim Kampf gegen die Uhr entscheidende Sekunden bringen soll. "Man kann schon am Aussehen sehen, dass es eine ganz neue Art ist, über einen Aerohelm nachzudenken", sagte Vismas deutscher Sportdirektor Paul Martens: "Wir glauben, dass wir eine große Verbesserung gefunden haben."

"Mindestens ein Jahr" habe man an dem neuen Design getüftelt, erklärte der Sportliche Leiter des Teams, Mathieu Heijboer, gegenüber dem niederländischen TV-Sender NOS. "Dass es einen Vorteil bringt, versteht sich von selbst. Wer sich mit Design und Aerodynamik auskennt, versteht das auch."

Die Fahrer seien allerdings zunächst ebenfalls skeptisch gewesen, so Heijboer weiter: "Wir haben das im Winter ausgiebig getestet. Jedes Mal, wenn wir den Helm aus der Tasche nahmen, sagten die Fahrer: 'Willst du wirklich, dass ich damit fahre?'" Die Testergebnisse sollen die Visma-Profis dann aber überzeugt haben.

Viel Spott und Erinnerungen an eine schlimme Niederlage

Die im Internet versammelte Radsport-Welt sah dies indes ganz anders, in den sozialen Medien wechselten sich spöttische Kommentare und Memes ab, das Ungetüm wurde schnell "Hell-Met" getauft - eine Anspielung auch auf eine Trockenhaube mit diesem Namen.

Der italienische Profi Jacopo Guarnieri postete ein Bild von Rick Moranis als "Lord Helmchen" aus der Weltraum-Klamotte Spaceballs. Helmchen, im Original "Dark Helmet", ist eine Persiflage auf den Star-Wars-Schurken Darth Vader - nur eben mit Riesen-Helm.

Andere erinnerten das Team an eine schmerzliche Niederlage: 2020 war der damalige Visma-Rouleur Primoz Roglic (heute Bora-hansgrohe) auf der 20. Etappe der Tour de France im Bergzeitfahren an der Planche des Belles Filles mit einem ebenfalls skurrilen und viel zu kleinen Helm an den Start gegangen. Im Rennen büßte er dann 1:56 Minuten auf Tadej Pogacar ein und musste das schon sicher geglaubte Gelbe Trikot am vorletzten Tag der Tour noch an seinen slowenischen Landsmann abgeben. 

Vingegaard als Neunter bester Visma-Rouleur

Auch beim Etappenrennen Tirreno-Adriatico hat das neue Helmdesign außer Aufmerksamkeit nicht viel gebracht: Die Profis der niederländischen Mannschaft enttäuschten im Zeitfahren, Favorit Vingegaard war als Neunter einziger Visma-Fahrer unter den besten 60 - mit 22 Sekunden Rückstand nach 10 km auf den Sieger Juan Ayuso aus Spanien. Der trug einen Zeitfahr-Helm im handelsüblichen Aero-Design.

vfa, sid

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