Bundesliga

Leipzigs Millionen-Schachzug mit Red Bull - Fragen und Antworten

Bundesligist stellt sich finanziell neu auf

Leipzigs Millionen-Schachzug mit Red Bull - Fragen und Antworten

Bullen durch und durch: Das Trainingsgelände von RB Leipzig.

Bullen durch und durch: Das Trainingsgelände von RB Leipzig. imago images

Durch die Veröffentlichung des Jahresabschlusses für das Geschäftsjahr 2018/19 im Bundesanzeiger wurde erst jetzt ein Schachzug bekannt, mit dem sich RB Leipzig bereits am 29. April 2019 finanziell neu aufgestellt hat. Durch einen sogenannten Debt Equity Swap wurden Schulden der RasenBallsport Leipzig GmbH bei der Red Bull GmbH in Höhe von 100 Millionen Euro in die Kapitalrücklage des Bundesligisten umgewandelt. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Was ist ein Debt Equity Swap?

So nennt man eine vertraglich vereinbarte Umwandlung von Verbindlichkeiten ("Debt") in bilanzrechtliches Eigenkapital ("Equity"), die vor allem der Bilanzoptimierung dient. Dies ist eine in der freien Wirtschaft durchaus gängige und legale Praxis, um die Liquidität erhöhen zu können. "Jeder, der sich intensiver mit dieser sicherlich komplexen Thematik beschäftigt, erkennt hier nichts Unübliches oder gar Befremdliches, sondern nur einen marktüblichen Vorgang", betont Geschäftsführer Oliver Mintzlaff auf Anfrage des kicker.

Warum machte Leipzig das?

"Es geht jetzt darum, den Klub auch für die kommenden Jahre handlungsfähig und krisenfest zu machen", sagt Mintzlaff. Gerade die Corona-Krise, an die beim Beschluss vor 14 Monaten nicht zu denken war, habe laut Mintzlaff "gezeigt, dass diese Entscheidung richtig und wichtig war". Auch die DFL und die UEFA regen grundsätzlich eine Aufstockung des Eigenkapitals der Vereine an. Bei der Gründung der RB Leipzig GmbH hatte Red Bull, das 99 Prozent daran hält, als Stammkapital lediglich 2,5 Millionen Euro eingezahlt.

Ist es ein Schuldenerlass?

"Von einer Schenkung kann keine Rede sein", so Finanzchef Florian Hopp. Rein formal gehört das Geld nun der RB Leipzig GmbH, rein formal kann die Gesellschafter-Versammlung jederzeit eine Rückumwandlung beschließen. Angesichts der Besitzverhältnisse und Besetzung wird dies in der Praxis aber allenfalls dann passieren, wenn der Klub einmal verkauft werden sollte.

Was kostet die Umwandlung?

Für die 100 Millionen Euro sind keine Zinsen mehr fällig. Festgelegt wurde stattdessen ein jährlicher Vorabdividendenanspruch in Höhe des sogenannten 3-Monats-Euribor (liegt derzeit bei -0,353 Prozent) plus 1 Prozent. Dies würde aktuell eine Zahlung von rund 647.000 Euro bedeuten und ist damit für RB ausgesprochen günstig.

Hat RB nun frisches Geld?

Nein. Bei der Aktion handelt es sich um den bilanztechnischen Umgang mit bereits ausgegebenem Geld. "Es ist eine rein technische Umwandlung", erläutert Hopp. Mintzlaff sagt: "Red Bull schenkt uns dadurch keinen Cent - und wir haben so logischerweise auch keinen Cent mehr auf dem Konto."

Ist RB jetzt schuldenfrei?

Nein. Die für das Bilanzjahr 2018/19 ausgewiesenen Verbindlichkeiten betrugen rund 124 Millionen Euro, davon sind 86,3 Millionen Euro Schulden bei Red Bull. "Wir werden auch in Zukunft alle Darlehen bei Red Bull bedienen und weiterhin tilgen", so Mintzlaff.

Ist die Umwandlung mit dem Financial Fair Play kompatibel?

Die UEFA wollte sich am Sonntag auf kicker-Anfrage nicht zu der Angelegenheit äußern. Bei RB betont man, alle Maßnahmen im Rahmen der Lizenzierungsverfahren bei der DFL und dem europäischen Dachverband angezeigt zu haben.

Oliver Hartmann

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