Dass Leipzigs Trainer Domenico Tedesco seine Startelf gegenüber dem 1:2 gegen Union Berlin verändern musste, war dem 36-Jährigen bereits vor der ersten Niederlage nach zuvor 15 ungeschlagenen Partien klar gewesen: Simakan, Orban und Kampl hatten sich in Bergamo jeweils ihre dritten Gelben Karten im Wettbewerb geholt und waren somit gesperrt, dafür rückten Klostermann, Gvardiol und Laimer in die Startelf. Zudem begannen Henrichs, Dani Olmo und Szoboszlai für Mukiele, Silva und Forsberg.
Ähnlich häufig ließ Rangers-Coach Giovanni van Bronckhorst rotieren, fünf Änderungen waren es im Vergleich zum 3:1 gegen Motherwell. Unter anderem stand der ehemalige Freiburger Kent wieder in der Startelf, mit Morelos und Roofe fehlten den Schotten jedoch die beiden besten Angreifer verletzungsbedingt.
Europa-League-Halbfinale
Die Rangers wurden von van Bronckhorst sehr defensiv eingestellt, in einem 5-3-2 formierten sich die Gäste tief in der eigenen Hälfte. RB versuchte, über das bewegliche Offensivtrio um Nkunku Lücken zwischen den Ketten zu reißen, tat sich damit aber vom Anpfiff weg schwer. Nahezu dauerhaft war der Ball bei den Sachsen, es fehlte aber an Ideen, um die Defensive der Schotten zu knacken.
Nkunku verstolpert vor dem Tor
Wenn RB mal durchkam, dann über die Außen. So kam es auch zu der einzigen wirklichen Torchance für Leipzig in Durchgang eins: Eine Flanke von Angelino rutschte durch zu Henrichs, der zentral Nkunku bediente. Acht Meter vor dem Tor traf der Franzose den Ball aber nicht richtig (17.). Weil die Rangers in der Folge weiterhin sehr geordnet standen und sich bei RB immer häufiger einfache Fehler einschlichen, ging es torlos in die Kabinen.
Tedesco verzichtete zur Pause zunächst noch auf Wechsel, sah aber, dass sich seine Mannschaft erstmal weiterhin schwer tat und die Rangers gar etwas mutiger wurden: Kent hatte auf links plötzlich viel Platz, ließ im Strafraum Klostermann locker stehen und verfehlte das rechte Eck aus leicht spitzem Winkel nur knapp (49.). Davon gewarnt wurde RB wieder dominanter, versuchte teilweise auch mit langen Bällen hinter die Kette der Rangers zu kommen. Oft gelang das nicht, dennoch kam Nkunku aus 17 Metern zum Abschluss, McGregor riss die Fäuste aber hoch und parierte (53.).
Es folgte wieder ein kleiner Rückfall, RB agierte erneut harmloser, leistete sich wieder mehr Fehler. Die wenigen Konter der Gäste hatte Leipzig aber im Griff, auch Kent blieb nun häufiger hängen. Nach 70 Minuten konnten sich die Sachsen am Strafraum das erste Mal durchspielen, Szoboszlai steckte durch zu Nkunku. Der Franzose zog nach innen, umkurvte McGregor, schoss in leichter Rücklage aber über das leere Tor - die bis dato größte Chance des Spiels blieb somit ungenutzt.
Tedescos Wechsel zunächst ohne Ertrag
Direkt danach reagierte Tedesco, brachte mit Forsberg und Silva zwei frische Offensivkräfte, löste aber auch damit kaum Veränderung aus. Eine Flanke von Angelino fand am zweiten Pfosten den einmal mehr glücklosen Nkunku, aus kurzer Distanz köpfte der Franzose über das Tor. Also musste ein Standard her, dass Leipzig doch noch mit einem Vorsprung ins Rückspiel gehen kann: Eine Ecke wurde in den Rückraum zu Angelino geklärt, der Spanier nahm den Ball aus der Luft direkt, traf ihn satt mit links und bezwang McGregor mit einem Schuss ins linke Eck (85.).
Die Erleichterung und der Jubel war groß, das Bollwerk der Rangers wurde doch noch geknackt. In den letzten Minuten passierte nichts mehr und so ist RB nur noch einen Schritt vom Finale der Europa League entfernt. Bevor das Rückspiel am Donnerstag (21 Uhr) im Ibrox Stadium steigt, ist RB am Montagabend (20.30 Uhr) in Mönchengladbach im Einsatz. Für die Rangers steht derweil bereits am Sonntag (13 Uhr) das prestigeträchtige Glasgow-Derby gegen Celtic an.