Über zwei Monate hatte Timo Werner auf einen Einsatz von Beginn an warten müssen - und Marco Rose hatte vor Anpfiff sogar noch die Erwartungen gedämpft mit der Aussage, dass er "keine Überdinge" vom Angreifer erwarte. Dennoch begann das Startelf-Comeback für Werner perfekt: Nachdem Martel zunächst gegen Haidara ein übler Ballverlust unterlief und er Leipzigs Mittelfeldmann dann im eigenen Strafraum zu Boden riss, trat Werner zum fälligen Strafstoß an und blieb eiskalt (15.). Und doch war Werner am Ende nicht mal einer der Hauptdarsteller beim Leipziger Kantersieg.
Während Kölns Coach Steffen Baumgart nach dem 3:1 im Derby gegen Mönchengladbach keinen Grund für Änderungen in der Startelf sah, wechselte Leipzigs Trainer Marco Rose Personal und System: Im Vergleich zum 3:1 gegen Roter Stern Belgrad in der Champions League rotierten Forsberg, Poulsen (beide Bank) und Kampl (aufgrund von Belastungssteuerung gar nicht im Kader) aus der Elf, neu dabei waren Klostermann, Haidara - und eben Werner. Damit einher ging eine Systemumstellung von Vierer- auf Dreierkette - aber keinerlei Anpassungsschwierigkeiten auf Seiten von RB.
Drei Tore in acht Minuten: Leipzig macht schon vor der Pause alles klar
Die Sachsen präsentierten sich vom Start weg hellwach und dominant, Schwäbe war in den Anfangsminuten bereits gegen Openda (3.) und Xavi (6.) gefordert. Kein Zufall: Vor allem die beiden Neuzugänge sorgten für ständige Unruhe in der Kölner Hintermannschaft. Auch nach dem Führungstreffer blieb RB tonangebend, wenngleich Köln durch aufmerksamere Defensivarbeit nun wenig zuließ - und plötzlich selbst die Großchance zum Ausgleich bekam: Waldschmidt setzte seine Direktabnahme nach Maina-Flanke nur an den Innenpfosten und schoss beim Nachsetzen Mitspieler Selke an (34.).
Es war der eine Moment, der der Partie noch eine Wendung hätte geben können. Denn danach zog Leipzig die Zügel an - und dadurch endgültig davon. Drei Tore in acht Minuten erzielten die Sachsen kurz vor der Pause, die nun überforderten Kölner leisteten allenfalls Geleitschutz: Gleich zweimal setzte Xavi überragend Openda in Szene, der nicht minder beeindruckend vollendete (40., 45.+3). Dazwischen lag noch ein Unglück von Kölns Keeper Schwäbe, der einen Flugkopfball von Raum aus kurzer Distanz zwar an den Innenpfosten lenkte, dann aber Pech hatte, dass ihm der Ball danach an den Körper und von dort hinter die Linie sprang (43.).
Olmo muss verletzt runter - Olesen sieht Blitz-Gelb-Rot
Bundesliga, 9. Spieltag
Die Partie war damit bereits zur Pause quasi entschieden, doch Leipzig machte auch nach der Halbzeit munter weiter: Schwäbe verhinderte nur kurz nach Wiederbeginn gleich zweimal stark das 5:0 durch Werner (47., 51.). Doch auch Schwäbes Gegenüber Blaswich konnte sich auszeichnen und parierte herausragend aus kurzer Distanz gegen Selke (53.). Es sollte allerdings die einzige ernstzunehmende Gelegenheit der Kölner im zweiten Durchgang bleiben.
Doch nicht alles lief optimal für die Sachsen: Zunächst musste Werner leicht benommen ausgewechselt werden (63.), dann fiel der nur drei Minuten zuvor eingewechselte Olmo nach einem Foul von Kilian unglücklich auf die Schulter und musste direkt wieder raus (70.). Der Spanier blieb allerdings nicht der einzige Kurzarbeiter des Tages: Kölns Joker Olesen gelang das Kunststück, sich in nur zehn Minuten Einsatzzeit zwei Gelbe Karten abzuholen und mit Gelb-Rot vom Platz zu fliegen (80.).
Zwei Joker-Tore zum Schluss - Baumgartners Sahnehäubchen
In Überzahl legte Leipzig, das zwischenzeitlich nur durch Openda (71.) noch eine Gelegenheit verzeichnet hatte, noch zwei Joker-Tore nach: Sesko traf im Anschluss an eine Ecke aus kurzer Entfernung (88.), dann sorgte Baumgartner mit einem tollen Schlenzer aus der Distanz für das Sahnehäubchen auf einen überzeugenden Kantersieg (90.+1). Einziger Lichtblick für Köln: Uth wurde in der Schlussphase eingewechselt und kam damit erstmals seit fast einem Jahr zu einem Einsatz in der Bundesliga (77.).
Der Hoffnungsträger könnte damit am Dienstag beim DFB-Pokalspiel gegen Kaiserslautern (20.45) länger zum Einsatz kommen. Die Leipziger gastieren bereits ab 18 Uhr beim VfL Wolfsburg. In der Bundesliga spielen die Leipziger dann am Samstag (15.30 Uhr) beim 1. FSV Mainz 05, die Kölner empfangen zur selben Zeit den FC Augsburg.