Bundesliga

VfB-Trainer Labbadia: "Wir bohren nicht in der Nase"

VfB-Trainer versteht die Ungeduld und fordert Verständnis

Labbadia: "Wir bohren nicht in der Nase"

Bruno Labbadia (li.) und Christian Gentner beim Training des VfB Stuttgart.

Bruno Labbadia (li.) und Christian Gentner beim Training des VfB Stuttgart. picture alliance / Pressefoto Rudel

Manchmal, so macht es den Anschein, dürften Bruno Labbadia seine Spieler wie ein Rudel spielfreudiger Hundewelpen vorkommen. Immer dem Ball nach. Ohne irgendein erkennbares Ziel zu verfolgen. Genau das Problem, das den VfB Stuttgart betrifft, wenn es um seine schwache Chancenverwertung geht. Mit 22,2 Prozent steht Stuttgart ligaweit auf dem vorletzten Platz. Nur der FC Schalke ist schlechter (17,3 Prozent). Um die Harmlosigkeit vor des Gegners Tor auszumerzen, lassen Labbadia und sein Trainerteam nichts unversucht. "Wir arbeiten in fast jedem, zumindest jedem zweiten Training mit den Offensiven an Abschlüssen", verrät der 57-Jährige. Dazu kommen Übungen zu einer besseren Entscheidungsfindung vor dem Tor, vor dem letzten oder vorletzten Pass.

Das Problem mit der mangelhaften Zielsicherheit ist ein altbekanntes und auch schon unter Vorgänger Pellegrino Matarazzo, der mittlerweile die TSG Hoffenheim trainiert, schwer auszurottendes Thema. Hier ist Labbadia vor allem aufgefallen, dass seine Spieler, wie eben verspielte  Hundewelpen, das Wichtigste einfach vernachlässigen: den Torabschluss.

Bruno Labbadia (VfB Stuttgart)

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"Wir müssen daran arbeiten, noch stärker das Ziel zu sehen", sagt der Ex-Nationalspieler und meint das Tor, das seine Spieler in ihrer Freude am Spiel gerne mal außer Acht lassen. "Manchmal unterbrechen wir eine Spielform, um sie daran zu erinnern." Wenn zum Beispiel mal wieder acht Ballkontakte bis zum Abschluss gefragt sind und nach eben diesen acht Kontakten keiner an den Abschluss denkt.

Labbadia hofft auf Automatismen

Kein Abschluss, kein Tor lautet die Logik, die es ihnen abzugewöhnen gilt. "Wir arbeiten extrem daran, um noch zielorientierter zu sein. Wir arbeiten an der Entscheidungsfindung, absolvieren viele Spielformen, in denen es darum geht, schnelle Entscheidungen zu treffen, trainieren Automatismen, mit denen wir den Spielern gewisse Abläufe als Lösungsmöglichkeiten mitgeben", erzählt Labbadia. "Je mehr man das trainiert, umso mehr ist das im Kopf, umso mehr kommt man in diese Abläufe rein."

Das allerdings geht nicht so schnell, wie es sich so mancher wünscht. "Jeder glaubt, dass man das in wenigen Wochen hinbekommt. Aber das geht nicht so einfach oder über Nacht." Ein Fakt, mit dem sich viele nicht anfreunden mögen. Auch und vor allem in der Sorge um den Traditionsklub und dessen Zukunft in der Erstklassigkeit.

"Ich bin normalerweise der Ungeduldigste von allen"

"Ich weiß, dass alle Menschen ungeduldig sind. Und ich bin normalerweise der Ungeduldigste von allen", meint der frühere Meisterspieler. Entsprechend beschäftigt sich Labbadia rund um die Uhr mit der Frage, wie er seine Mannschaft vor dem drohenden Abstieg retten kann. Auch an seinem Geburtstag am vergangenen Mittwoch gönnte er weder sich noch seinen Spielern eine Pause und bat gleich zweimal auf den Rasen. "Wir arbeiten daran, in der Liga zu bleiben. Da gilt es, keine Zeit zu verlieren", sagt der 57-Jährige. Mehr könne man kaum tun. Den Rest muss die Zeit bringen, was Geduld und Verständnis braucht. "Wir arbeiten jeden Tag daran. Wir bohren nicht in der Nase."

George Moissidis

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