Bundesliga

Krösche warnt vor Darmstadt und "zu viel Freestyle"

Behäbig und ohne Fokus: Deutliche Kritik von Frankfurts Sportvorstand

Krösche warnt vor Darmstadt und "zu viel Freestyle"

Warnt vor zu viel "Freestyle-Fußball": Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche.

Warnt vor zu viel "Freestyle-Fußball": Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche. IMAGO/Jan Huebner

Ein Unbeteiligter wäre eher nicht auf die Idee gekommen, dass die Eintracht das Spiel gegen den Hauptstadtklub soeben gewonnen hat, wenn er wenige Minuten nach dem Abpfiff Krösches Ausführungen in den Katakomben der Arena gelauscht hätte. "Die zweite Hälfte war schlecht. Wir waren zu behäbig, nicht aktiv, hatten keine Ernsthaftigkeit, waren nicht fokussiert und haben versucht, ein bisschen Fußball zu spielen. Es war viel Freestyle dabei. Damit können wir ehrlicherweise nicht zufrieden sein", analysiert der 42-Jährige, der selbst in Besitz der Fußballlehrerlizenz ist. Krösche warnt: "Wenn wir glauben, mit 60 oder 70 Prozent unsere Ziele zu erreichen, wird das nicht funktionieren. Weil wir weniger gemacht haben, ließen wir Hertha zurück ins Spiel kommen."

Es war viel Freestyle dabei. Damit können wir ehrlicherweise nicht zufrieden sein.

Markus Krösche

Inhaltlich trifft er mit seiner Kritik den Nagel auf den Kopf. Hätte Tuta in der 62. Minute nicht auf der Linie per Kopf Jessic Ngankams Schuss entschärft, wäre die Partie womöglich gekippt. Ein Gegner mit mehr Selbstvertrauen hätte die Nachlässigkeiten der Eintracht wahrscheinlich bestraft. Schon in der Schlussphase der ersten Hälfte hätte die Mannschaft "weniger gemacht", konstatiert der Sportvorstand und fordert: "Wir müssen sehen, dass wir konsequenter sind und diese Spiele schneller entscheiden. In der Bundesliga kann ein Gegner immer zurückkommen, zum Beispiel über eine Standardsituation. Wir müssen lernen, über 90 Minuten bei 100 Prozent zu sein."

FRankfurter Termine

Gute Chancenverwertung ist auch "gefährlich"

Die außergewöhnlich gute Chancenverwertung in den jüngsten Partien findet er "gut, aber auch gefährlich", deshalb verdeutlicht er den Anspruch: "Wir müssen konsequenter weitere Torchancen herausspielen." Gegen Berlin hatte Frankfurt bis zur 85. Minute exakt zwei Gelegenheiten: die beiden Tore. Am 17. Spieltag kamen die Hessen beim 1:1 in Freiburg gar nur auf eine Chance, die Randal Kolo Muani sehenswert nutzte. "Die Mannschaft kann mehr, das hat sie auch schon gezeigt. Aber sie muss es jede Woche auf den Platz bringen, auch wenn du 2:0 führst", betont Krösche und mahnt: "Wir dürfen niemals die Tür auflassen, ein 2:0 ist in der Bundesliga sehr gefährlich."

Glasner "jammert lieber auf hohem Niveau" 

Trainer Oliver Glasner ging mit seiner Mannschaft nicht ganz so hart ins Gericht, doch auch er warnt lieber einmal zu viel als zu wenig. "Es ist wichtig, dass wir in keine Selbstzufriedenheit verfallen. Ich sehe dafür keine Anzeichen, hebe aber trotzdem lieber mal den warnenden Finger", sagt der Coach. Treffend formuliert er: "Wir jammern auf relativ hohem Niveau, aber lieber jammern wir auf hohem Niveau als auf tiefem." Neben berechtigter Kritik sollte allerdings auch das Lob nicht zu kurz kommen. Glasner hob die "brutale Variabilität" in der ersten Hälfte hervor und schwärmte angesichts des 2:0: "Das war ein fantastischer Angriff über außen, wo wir eine Seite überladen, wahnsinnig schnell kombinieren und im richtigen Moment in die Tiefe spielen - mit einem tollen Finish von Kolo."

Gegen Darmstadt "geht es nicht mit drei Übersteigern und vier Haken"

An diesen positiven Momenten muss die Mannschaft am Dienstag im Pokal gegen Darmstadt anknüpfen. Die warnenden Worte der Verantwortlichen kommen vielleicht genau zur rechten Zeit. Ein Pokal-Aus ausgerechnet gegen Darmstadt würde einen heftigen Kater verursachen. "Seit 20 Spielen ungeschlagen, Tabellenführer, kaum Gegentore, wahnsinnige Effizienz in der Offensive - da geht es nicht mit drei Übersteigern und vier Haken", warnt Glasner vor dem Zweitligisten.

Gemütliche Phasen wie beim 3:0 gegen Berlin wird sich Frankfurt im Hessenderby nicht erlauben können. Der Trainer fordert ein "konzentriertes, schnörkelloses, schnelles Spiel" und "konsequentes Verteidigen". Neuzugang Philipp Max kündigt an: "Auch in der kurzen Zeit, die ich hier bin, weiß ich um die Bedeutung dieses Spiels. Wir werden brennen und alles reinschmeißen, was geht."

Julian Franzke

Bilder zur Partie Eintracht Frankfurt - Hertha BSC