Bundesliga

Krösche: "Viele schauen neidisch nach England und die USA"

Eintracht-Sportvorstand spricht über die Coronapolitik

Krösche: "Viele schauen neidisch nach England und in die USA"

Markus Krösche

Markus Krösche imago images/Martin Hoffmann

Bereits im Juli 2021 hatte Krösche in einem Gastbeitrag vor den dramatischen Auswirkungen der wegbrechenden Zuschauereinnahmen gewarnt. "Die Klubs als Wirtschaftsunternehmen haben schon jetzt teilweise schwerwiegende finanzielle Probleme und direkte sowie indirekte Arbeitsplätze sind akut gefährdet. Daher ist sehr zeitnah eine Vollauslastung der Stadien von existenzieller Bedeutung für alle Vereine", betonte der 41-Jährige.

Ein gutes halbes Jahr ist seither vergangen, und noch immer ist die Lage auf den Tribünen trostlos. Zwar dürfen am kommenden Samstag 10.000 Fans zum Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg kommen, doch das ist wirtschaftlich wie auch emotional nur ein Tropfen auf den heißen Stein. 

Es gibt es keinen Nachweis, dass sich in Bundesligastadien eine große Anzahl an Menschen infiziert hat. 

Markus Krösche

"Es gibt es keinen Nachweis, dass sich in Bundesligastadien eine große Anzahl an Menschen infiziert hat. Gerne wird das Argument mit dem Gedränge bei der Anreise ausgepackt. Okay, aber dann müssten wir jeden Morgen im Berufsverkehr den ÖPNV lahmlegen, womit wir die komplette Ökonomie abwürgen würden, weil viele nicht mehr zur Arbeit kämen", meint Krösche und führt aus: "Es gibt zwei Komponenten beim Profifußball: die emotionale und die wirtschaftliche. Emotional fehlen uns die Menschen im Stadion. Viele schauen neidisch nach England und in die USA - denn auch das TV-Erlebnis ist ein anderes ohne Menschen im Stadion. Fußball ist nicht nur Sport, es ist ein Gemeinschaftserlebnis. Und aus der wirtschaftlichen Perspektive ist es so, dass Zuschauereinnahmen eine wichtige Erlösquelle darstellen. Das gilt alles auch für andere Sportarten und die Kultur und Veranstaltungsbranche. So wie jetzt kann es nicht weitergehen!"

Es findet eine Abgewöhnung statt

Inzwischen wächst auch die Sorge, ob die Fans am Tag X, nach Aufhebung der Kapazitätsbeschränkungen, überhaupt wieder wie früher in die Arenen strömen werden. "Je länger die Stadien nicht komplett gefüllt werden dürfen, desto schwieriger wird das. Noch vor einem Jahr hätte ich keine Bedenken geäußert, doch jetzt, nach knapp zwei Jahren Pandemie und angesichts der aktuellen Verordnung mit nur wenigen Zuschauern, sehe ich uns schon vor einer extremen Herausforderung. Denn es findet eine Abgewöhnung statt.

Die Zeit, die für ein Bundesligaspiel oder eine Auswärtsfahrt aufgewendet wurde, wird nun anders genutzt, durch Hobbys oder die Familie. Hinzu kommt bei einigen die Unsicherheit, sich in Menschenmassen zu begeben", erläutert Krösche. Deshalb gibt er sich keinen Illusionen hin: "Es wird für uns als Liga und für jeden einzelnen Klub ein riesiger Kraftakt, die Leute wieder ins Stadion zu holen."

Die Einbußen erschweren auch Krösches Job. Im kicker-Interview (Montagsausgabe oder am Sonntagabend im eMagazine) erklärt er seine Transferstrategie und betont, dass die Eintracht "kein Ausbildungsverein" sei. Außerdem erläutert er, weshalb er Jens-Petter Hauge eine Entwicklung wie Jesper Lindström zutraut und warum er den Wettbewerb in der Bundesliga im internationalen Vergleich als attraktiv einschätzt.

Julian Franzke

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