Bundesliga

Eintracht Frankfurt | Krösche: "2 Punkte weggeschmissen"

Zu einfache Fehler und miese Bilanz gegen Schlusslichter

Krösche sauer: "Wir haben zwei Punkte weggeschmissen"

Ärgerte sich über das Remis: SGE-Sportvorstand Markus Krösche.

Ärgerte sich über das Remis: SGE-Sportvorstand Markus Krösche. IMAGO/Jan Huebner

Alles war angerichtet für den perfekten Start ins neue Jahr. Nach dem Überraschungserfolg in Leipzig (1:0) führte Frankfurt auch im Hessenderby komfortabel mit 2:0 und hatte die Partie eine Stunde lang komplett im Griff. Nichts deutete darauf hin, dass der Tabellenletzte noch einmal zurück ins Spiel finden würde. Typisch Eintracht, dass es trotzdem nicht zum Sieg reichte. Frankfurt gewann nur drei der jüngsten zehn Duelle mit einem Schlusslicht (vier Unentschieden, drei Niederlagen). Das ist offenbar kein Zufall.

Krösche moniert "Naivität"

Zwar schaltet kein Profi absichtlich zwei Gänge zurück und verfällt in Passivität, der bei einigen Spielern mangelhafte Fokus und die daraus resultierenden Fehler sind aber sehr wohl eine Frage der Einstellung. "Wir haben einfach aufgehört zu kicken und müssen uns das Unentschieden selber zuschreiben. Das ist unser Fehler und einfach dumm. Ich hatte auch das Gefühl, dass wir gewinnen werden - und plötzlich haben wir die Hosen voll", grantelte Sasa Kalajdzic.

Während draußen im Stadion Kanonenschläge donnerten, fand in den Katakomben auch Sportvorstand Markus Krösche deutliche Worte. "Wir waren zu passiv, haben zu viele einfache Fehler gemacht und nicht weiter Fußball gespielt. Wir waren viel zu tief und haben keine Entlastung mehr geschafft", monierte der 43-Jährige und führte weiter aus: "Die Gegentore sind viel zu einfach, wir haben zwei Punkte weggeschmissen. Wir müssen einfach konsequenter sein und dieses Laissez-faire ablegen. Das wirft uns zurück und ist völlig unnötig." Krösche bescheinigte den Spielern "Naivität" und mahnte, dass sich jeder der Tragweite seiner Entscheidungen auf dem Platz bewusst sein müsse.

Trapp unglücklich, Tuta schlafmützig

Beide Gegentreffer waren Slapstick. Zunächst ließ sich Kevin Trapp zu einem leichtsinnigen Abspiel auf Tuta verführen, als er von Luca Pfeiffer unter Druck gesetzt wurde. Der Ball kam nicht an, weil Fabian Nürnberger handlungsschnell dazwischen sprintete und Tuta in all seiner Schlafmützigkeit nicht auf die Idee kam, den Darmstädter wenigstens zu foulen.

Das 2:2 ging schließlich fast komplett auf die Kappe des Brasilianers, der in der Nachspielzeit den Ball völlig sinnfrei in die Darmstädter Pressingfalle spielte - anstatt hinter die Kette. Ein "Wahnsinnsfehlpass", schimpfte Dino Toppmöller. Zerknirscht konstatierte der Trainer: "Mit dem Gegentor zum 1:2 haben wir ein Stück weit den Faden verloren, und Darmstadt bekam die zweite Luft. Wir hatten zu wenig Entlastung und zu viele einfache Ballverluste."

Niedergeschlagen: Nach dem 2:2 war bei der SGE die Enttäuschung groß.

Niedergeschlagen: Nach dem 2:2 war bei der SGE die Enttäuschung groß. IMAGO/Jan Huebner

Der erfahrene Mario Götze tauchte in der entscheidenden Phase völlig ab, keiner nahm das Heft in die Hand. Kapitän Sebastian Rode, der nach viermonatiger Zwangspause (Wadenverletzung) sein Kurz-Comeback gab, betonte: "Entscheidend ist, dass du keine Angst haben darfst, etwas zu verlieren. Du musst weiter nach vorne spielen. Aber das ist immer leichter gesagt als getan."

Zu wenig Qualität in der Breite

Wie schon in Leipzig erwies es sich zudem als problematisch, dass Toppmöller zu wenig Qualität auf der Bank hatte, um mit Wechseln für echte Impulse zu sorgen. Der in der 64. Minute eingewechselte Aurelio Buta bot eine indiskutable Leistung, nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung spielte er einen schlampigen Fehlpass und holte sich eine Gelbe Karte mit Ansage ab. Am Ende hatte er eine Passquote von 44 Prozent.

Stürmer Kalajdzic, Frankfurts bester Mann, musste bis zur 89. Minute durchhalten, obwohl er schon vorher sichtbar auf dem Zahnfleisch gegangen war. Doch ohne die beim Afrika-Cup spielenden Omar Marmoush und Fares Chaibi fehlt vorne die Breite. Jessic Ngankam und Jens Petter Hauge sind lediglich Notlösungen, das hat die Hinrunde überdeutlich gezeigt. Der Poker um PSG-Stürmer Hugo Ekitike zieht sich in die Länge, auch das ist alles andere als optimal.

Nichtsdestotrotz hätte Frankfurt die individuell klar unterlegenen Lilien mit dem vorhandenen Personal besiegen müssen. Das gilt ebenso für die kommenden Gegner Mainz, Köln und Bochum. In der Hinrunde holten die Hessen nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen Darmstadt nur drei Unentschieden aus diesen Duellen. Eine vergleichbare Schwächephase darf sich nun keinesfalls wiederholen. Schon die verlorenen zwei Punkte am Böllenfalltor sind mit Blick auf die Tabelle ein Ärgernis.

Angesichts der Niederlagen von Leipzig und Stuttgart hätte die SGE mit einem Sieg sogar auf Tuchfühlung zu Champions-League-Plätzen gehen können. Es wäre zwar unangebracht, von der Mannschaft Platz 4 zu erwarten. Doch sollte sich durch Ausrutscher der Konkurrenz die Chance bieten, ganz oben anzugreifen, darf sie diese Gelegenheit nicht so leichtfertig vergeben wie in Darmstadt. 

Julian Franzke

Bilder zum Spiel SV Darmstadt gegen Eintracht Frankfurt