Bundesliga

Frankfurts Krösche ist überzeugt: "Wir haben eine Chance, dass Silva bleibt"

Frankfurts neuer Sportvorstand setzt auf attraktiven Fußball

Krösche ist überzeugt: "Wir haben eine Chance, dass Silva bleibt"

Markus Krösche stellte sich im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz in Frankfurt vor.

Markus Krösche stellte sich im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz in Frankfurt vor. imago images

Wenn es nach Vereinslegende und Bundesliga-Rekordspieler Charly Körbel gegangen wäre, hätte die Eintracht Krösche schon vor knapp 19 Jahren unter Vertrag genommen. "Charly wollte ihn damals holen, aber Tony Woodcock (früherer Sportdirektor, Anm. d. Red.) lehnte die Personalie ab", erzählte Philip Holzer mit einem Schmunzeln. Der Aufsichtsratsvorsitzende saß auf dem Podium neben Krösche und sprach in höchsten Tönen vom Nachfolger des zu Hertha BSC gewechselten Fredi Bobic. Dabei erwähnte er mehrere Mosaiksteine aus Krösches Leben, die sich zu einem stimmigen Gesamtbild fügen: das schon während der Profi-Karriere absolvierte BWL-Studium, die Abschlussarbeit aus dem Fußballlehrer-Jahrgang, das Denken über den Tellerrand hinaus, die offensive Fußballphilosophie wie auch die "Überperformance" in Paderborn. Und Krösches Weitblick.

Dazu verriet Holzer folgende Anekdote: "Markus hat sich in Paderborn als Drittligist eine Aufstiegsprämie für die Bundesliga in den Vertrag schreiben lassen. Das zeigt, dass er überzeugt von seiner Arbeit ist und Mut hat. Das zieht sich durch seinen gesamten Lebensweg." Außerdem sei der frühere Mittelfeldakteur ein "absoluter Teamspieler", der für seine "eigenen Vorstellungen klar kämpft", aber auch "offen für Ideen von außen ist". Holzers Fazit: "Wir sind ein Klub, der modern und dynamisch denken und kreativ sein muss. All diese Dinge bringt Markus mit."

Glasner war der Topkandidat

Die erste große Herausforderung hat Krösche mit der Verpflichtung von Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner bereits gemeistert, bevor sein Dienst an diesem Dienstag offiziell begann. "Er war von Anfang an der Topkandidat, in Wolfsburg hat er herausragende Arbeit geleistet", lobt Krösche. Die nächste hohe Hürde steht mit der Kaderplanung bereits unmittelbar vor ihm. Der Erfolg in der abgelaufenen Spielzeit weckte Begehrlichkeiten, das ist auch dem Sportvorstand sonnenklar.

Kein Umbruch in Frankfurt

Einem möglichen Ausverkauf der Top-Stars stemmt er sich aber entgegen. "Wir wollen keinen so großen Umbruch haben, weil die Mannschaft sehr gut ist und wir mit dem Kader sehr zufrieden sind", bekräftigt Krösche und kündigt "punktuelle Verstärkungen" an. Das Tempodefizit in der Offensive hat er korrekt erkannt: "Wir werden im Offensivbereich auf Geschwindigkeit setzen, da fehlt uns der eine oder andere Spieler." Mit mehr Tempo soll das Team künftig "noch variabler" werden.

Wir wollen offensiven, attraktiven, variablen Fußball spielen und die Fans begeistern.

Markus Krösche

Über ein konkretes Saisonziel möchte er zu diesem Zeitpunkt verständlicherweise noch nicht sprechen, der Weg ist aber klar gekennzeichnet: "Wir wollen offensiven, attraktiven, variablen Fußball spielen und die Fans begeistern. Darauf liegt unser Fokus. Wenn die Art und Weise passt, haben wir eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, viele Spiele zu gewinnen. Wo wir dann landen, wird man sehen."

Kostic und Silva sollen bleiben

Für die skizzierte Spielweise stehen allen voran Linksaußen Filip Kostic und Stürmer André Silva. Kein Wunder also, dass Krösche viel Überzeugungsarbeit leisten will, um die beiden zu halten. "Ich werde alles probieren und zusammen mit dem Trainer versuchen, sie davon zu überzeugen, dass es Sinn macht, diesen Weg mit uns weiterzugehen. Ob uns das gelingt, wird man sehen. Die Jungs haben ihre eigenen Vorstellungen, aber sie wissen, was sie an der Eintracht haben", glaubt der Vorstand. Ein Argument, so hofft er, könnte auch die Rückkehr der frenetischen Eintracht-Anhänger sein: "Mit den Fans in Europa zu spielen, ist ein ganz großer Faktor, der beiden wie uns allen unheimlich viel Spaß machen würde."

In den nächsten Tagen soll es zu Gesprächen mit Silva kommen, mit dessen Berateragentur steht Krösche bereits im Austausch. "Für einen Stürmer ist es immer wichtig, dass du offensiven Fußball spielst und Chancen hast, um Tore zu machen. André weiß, dass das im letzten Jahr sehr gut geklappt hat, wir das weiterführen wollen und ihm die Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen, dabei hilft, weiter Tore zu schießen. Ich bin überzeugt: Wir haben eine Chance, dass er bei uns bleibt."

Frankfurter Transfers

Als Neuzugänge stehen bisher Linksverteidiger Christopher Lenz (Union Berlin), Flügelstürmer Fabio Blanco (Valencia), Torwart Diant Ramaj (Heidenheim) und Angreifer Ali Akman (Bursaspor) fest. Außerdem plant Krösche fest mit dem zuletzt an Mainz 05 verliehenen Rechtsverteidiger Danny da Costa: "Danny wird zurückkehren. Mit seinen Fähigkeiten kann er uns helfen, unsere Ziele zu erreichen." Die Zukunft der anderen ausgeliehenen Profis Rodrigo Zalazar (St. Pauli), Dejan Joveljic (Wolfsberger AC), Goncalo Paciencia, Frederik Rönnow (beide Schalke) und Nils Stendera (Lok Leipzig) lässt er indes noch offen.

Verbindung zwischen Nachwuchs und Profis soll entstehen

In Krösches Verantwortung fällt auch die Verbesserung der Arbeit im Nachwuchsleistungszentrum, wo es durch die Abgänge der Jugendtrainer Jerome Polenz und Thomas Broich sowie dem von Bobic zur Hertha mitgenommenen Leiter Spielkonzeption Matthias Borst einige Vakanzen gibt. "Es ist wichtig, zwischen dem Nachwuchs und dem Profibereich eine Verbindung zu schaffen. Wir werden versuchen, die Durchlässigkeit zu erhöhen", kündigt Krösche an.

In den vergangenen Jahren war das NLZ eher ein Millionengrab, denn ein Sprungbrett in die Bundesliga. Zahlreiche Talente erhielten nur aus regulatorischen Gründen einen Profivertrag, sportlich reichte es nicht einmal annähernd. Das in Zusammenarbeit mit NLZ-Chef Andreas Möller zu ändern, ist mittelfristig eine gewaltige Herausforderung.

Das ist anders als bei Krösches Vorgängern

Derweil dürfte Krösche die Eingewöhnung in Frankfurt nicht schwerfallen. Anders als seine Vorgänger Heribert Bruchhagen und Bobic, die in einem Luxushotel am Main residierten, hat er bereits eine eigene Wohnung gefunden, die sein "Ruhepol" werden soll. Seine Familie wird wegen zweier schulpflichtiger Kinder indes vorerst weiter in Paderborn leben.

"Mir ist es extrem wichtig, eine eigene Wohnung zu haben und wirklich Frankfurter zu sein", betont Krösche. Wie sehr die Stadt den Fußball atmet, wird er spätestens im September erleben, wenn die Europa League beginnt. Man merkt ihm bereits jetzt die Vorfreude an, die Frankfurter Highlights auf europäischem Parkett haben ihn auch aus der Distanz begeistert. Vor dem Fernseher sei er "immer beeindruckt" gewesen - einerseits von den "sportlichen Leistungen", aber auch den "außergewöhnlichen Fans".

Krösche betont: "Eintracht Frankfurt ist ein Klub mit einer Riesentradition und Strahlkraft. Ich bin extrem froh, ein Teil von diesem Verein zu sein." Diese Freude möchte er auch an seine Mitarbeiter vermitteln. Krösche gibt sich sehr kommunikativ und spricht von "Spaß, Mut und Überzeugung", die ihm wichtig seien. Der Vorstand will "eine gute Atmosphäre schaffen" und hebt das Miteinander hervor: "Du schaffst Dinge nie alleine, sondern brauchst eine funktionierende Gruppe. Ich sehe uns als Verein als eine große Einheit und möchte, dass wir Spaß haben."

Julian Franzke