Junioren

Krösche: "Bis zum Alter von 18 Jahren brauchen wir einen Salary Cap"

Nachwuchs: Frankfurts Sportvorstand nimmt den DFB in die Pflicht

Krösche: "Bis zum Alter von 18 Jahren brauchen wir einen Salary Cap"

"Die neue Ligenstruktur ist nur ein Baustein": Markus Krösche.

"Die neue Ligenstruktur ist nur ein Baustein": Markus Krösche. IMAGO/Jan Huebner

Als Sportvorstand von Eintracht Frankfurt erlebt Markus Krösche wie viele seiner Kollegen einen heißen Sommer. Wie nur wenige andere demonstriert er zugleich: Die Verantwortung seines Amtes endet nicht im eigenen Klub.

Krösche, Mitglied der DFL-Kommission Fußball, hat immer auch die übergeordneten Entwicklungslinien im Blick. Das Thema Nachwuchsförderung spielt dabei eine zentrale Rolle. Die von DFB-Projektleiter Joti Chatzialexiou als "Meilenstein für kommende Generationen" gepriesene Reform der Junioren-Bundesligen wird Krösches Meinung nach nicht ausreichen, um die Defizite im Nachwuchs zu beheben. "Man sollte sich klarmachen: Die neue Ligenstruktur ist nur ein Baustein. Sie bietet ohne Abstiegsdruck definitiv bessere Voraussetzungen, die Spieler wirklich individuell zu fördern, allen möglichst viel Spielzeit zu geben. Aber wenn wir glauben, wir haben jetzt die Struktur geändert, und in ein paar Jahren haben wir deshalb in Deutschland mindestens acht Weltklassespieler, dann sind wir auf dem Holzweg. Dafür ist die Thematik bei Weitem zu vielschichtig", sagt Krösche im Interview mit dem kicker - und unterbreitet zahlreiche weitere Reformvorschläge.

Kommentar zur Reform der Junioren-Ligen

Um etwa die vielen Wechsel im Jugendbereich zu begrenzen, fordert er neben der Verdoppelung oder besser Verdreifachung der Ausbildungsentschädigung: "Es müsste, ähnlich wie in England, einen Gebietsschutz geben, sodass NLZ-Vereine bis zu einem gewissen Alter nur Spieler aus einem bestimmten Umkreis aufnehmen dürfen. Und: Bis zum Alter von 18 Jahren brauchen wir einen Salary Cap. Also eine Höchstsumme, die einem Jugendspieler gezahlt werden darf, der noch nicht im Profibereich angesiedelt ist. Dann wäre auch das Geld für Spieler wie für Berater kein Anreiz mehr, einen Wechsel zu betreiben. Wir haben in Deutschland die Riesenchance, über einen Salary Cap das Problem der zu häufigen und frühen Wechsel zu lösen."

Einen weiteren großen Hebel sieht er in der besseren Trainerausbildung. "Das gehört zur Verantwortung der Profivereine - aber vor allem auch des DFB. Der DFB muss viel mehr investieren in die Trainerausbildung bei den Vereinen an der Basis. Wenn dort die Qualität der Trainer gesteigert wird, bildet sich automatisch ein viel größerer Pool an besser ausgebildeten Spielern, die gleichzeitig schon viel Spielzeit bekommen haben", erklärt der Sportvorstand und schlussfolgert: "So entsteht doch überhaupt erst mal wieder die Bolzplatzmentalität, die wir uns alle zurückwünschen. Und die Besten aus diesem Spielerpool gehen dann ab der U 12 ins NLZ."

Da muss man halt auch mal Geld in die Hand nehmen und Leute einstellen.

Markus Krösche Richtung DFB

Trainerentwickler müssten zu den kleinen Vereinen gehen. Das mache der DFB zwar ansatzweise, aber nicht konsequent. "Da muss man halt auch mal Geld in die Hand nehmen und Leute einstellen. Der DFB ist doch hauptverantwortlich für die Ausbildung der Trainer. Da sind die Lehrgänge im Rahmen der Lizenzen nur ein Teil", betont Krösche. Zusätzlich müsse der DFB auch in die Schulen, "um Kinder überhaupt wieder zum Fußballspielen zu kriegen". Doch auch die Profiklubs seien gefordert, "Verantwortung für unsere Region mit zu übernehmen". Bei der Eintracht gehe man das jetzt über verschiedene Kooperationen an.

Lesen Sie außerdem im Interview in der Montagsausgabe, die Sie hier schon ab heute Abend als eMagazine finden. welche weiteren Ideen Krösche für eine bessere Ausbildung hat, warum er im Nachwuchs bei Spielern und Trainern Kritikfähigkeit vermisst und weshalb er sich in der U-19-Bundesliga wie beim Basketball vorkommt.

Julian Franzke, Thiemo Müller

Trotz Hernandez: Fünf Bundesligisten verkauften schon teurer als Bayern