Junioren

Keine Alibis mehr - Kommentar zur DFB-Nachwuchsliga

Kommentar zur Reform der Junioren-Ligen

Keine Alibis mehr!

Der DFB reformiert die höchsten Junioren-Ligen.

Der DFB reformiert die höchsten Junioren-Ligen. imago images

100 Prozent Zustimmung von den NLZ-Verantwortlichen deutschlandweit - dieses Votum wertet Joti Chatzialexiou völlig zu Recht als inhaltliche Bestätigung für die Reform der höchsten Junioren-Ligen. "Die Spieler", frohlockt der DFB-Projektleiter, "werden die Gewinner sein."

In der Tat bedeutet das ab 2024/25 greifende Modell auf dem Papier eine Ideallösung mit optimalen Rahmenbedingungen für die Talente-Entwicklung bei gleichzeitiger Wettbewerbskultur, die auch jedem Amateurklub den Weg zur Deutschen Meisterschaft offenhält. Was sich aber nicht mal eben reformieren lässt und deshalb bis auf weiteres skeptisch stimmen muss, ist und bleibt: der Faktor Mensch. Und der wird zwangsläufig entscheidend sein dafür, ob sich das in der Theorie so schlüssige Konzept auch tatsächlich als der angekündigte "Meilenstein" erweist.

Die Ausbildungsmängel sind nicht erst seit gestern erkannt

Die hierzulande vorherrschenden Mängel in der Nachwuchsausbildung sind schließlich nicht erst seit gestern erkannt. Zu viel Mannschaftstaktik, zu wenig Individualität. Zu viel nacktes Ergebnisdenken, zu wenig Mut zum fußballerischen Risiko. Zu viel Zwang zur Fehlervermeidung, zu wenige Freiheiten im Dribbling. Und so weiter, und so fort. Die Hauptverantwortung dafür lag indes schon bisher in jedem einzelnen Klub, bei jedem einzelnen Trainer.

Verwiesen wurde von den Vereinen jedoch - vielfach allzu bereitwillig - auf die gegebenen Zwänge. Man dürfe nun mal keinesfalls absteigen, sonst würden die Talente, die man doch ausbilden wolle und solle, ja gleich woandershin wechseln. Ein Teufelskreis, sicher. Wobei man schon auch mal die Frage stellen darf, ob Spielkultur und individuelle Förderung dauerhaft wirklich im Widerspruch stehen müssen zu sportlichem Erfolg. Oder ob die ach so widrigen Rahmenbedingungen für manchen nicht einfach als bequeme Ausrede dienten, um im gewohnten Trott weiterzumachen.

In diesem Fall hat der DFB seine Schuldigkeit getan

Fakt ist: Dieses (potenzielle) Alibi hat künftig niemand mehr. Ob die Befreiung vom Druck eines drohenden Abstiegs wirklich zu sprudelnder Inspiration führt oder im Gegenteil zu wachsender Genügsamkeit - das liegt wiederum in der persönlichen Verantwortung jedes Einzelnen. Also jedes Trainers, jedes NLZ-Leiters und in letzter Konsequenz jedes Sportdirektors bzw. Vorstands. Sie alle müssen die von ihnen maßgeblich mitbetriebene Reform nun auch als elementare Verpflichtung begreifen und leben. Denn sollte das "Projekt Zukunft" in einigen Jahren keine positiven Auswirkungen zeitigen, lässt sich der Schwarze Peter gewiss nicht mehr dem DFB zuschieben. Der Verband hat, in diesem speziellen Fall, seine Schuldigkeit getan. Umso mehr sind jetzt die Protagonisten der Profivereine gefragt, Tag für Tag.

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