Bundesliga

Kramer: "Wir haben uns zuletzt ein bisschen verloren"

Der Gladbacher spricht im Podcast "FE:male view on football"

Kramer: "Wir haben uns zuletzt ein bisschen verloren"

Christoph Kramer will die Borussia wieder zurück auf den richtigen Weg führen.

Christoph Kramer will die Borussia wieder zurück auf den richtigen Weg führen. imago images/Revierfoto

Christoph Kramer war 15, als er als Jugendspieler aussortiert wurde, weil er zu klein war. In der neuen Podcast-Folge von "FE:male view on football" erzählt der Gladbacher, dass er zu diesem Zeitpunkt darüber nachgedacht hat, mit dem Fußballspielen aufzuhören. "Ich war mitten in der Pubertät. Bei mir hat sich dann aber eine Jetzt-erst-recht-Haltung eingeschlichen, und dann habe ich es doch über Umwege geschafft. Das war der Anfang meiner Geschichte und sicherlich der wichtigste Moment dafür, dass ich Profi geworden bin."

Inzwischen ist Kramer 31 und hat sportlich gerade ein 0:6 bei Borussia Dortmund zu verdauen. Die Fohlen brachen in der Schlussphase auseinander, vom am Spieltag zuvor gesammelten Selbstvertrauen war vergangenen Sonntag nichts mehr zu sehen. Dabei ist für Kramer das Vertrauen in die eigenen Stärken essenziell, gerade für das Spiel der Borussia.

"Der Fußball, den wir spielen, erfordert unfassbar viel Selbstvertrauen und viel Mut. Und wenn der nicht da ist, sieht es teilweise so aus, wie es jetzt aussieht", so Kramer, der von einer Achterbahnfahrt in dieser Saison nichts hören will. "Ich sehe es eher negativ, wie wir seit Mitte der Hinrunde spielen", lässt der ehemalige deutsche Nationalspieler nicht zu, dass sich die Borussia an den wenigen Highlights der letzten Monate festhält.

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Vielmehr müsse "das Ding wieder zum Laufen kommen". Das gehe "nicht über emotionale, sondern über rationale Dinge". Dazu gehöre "Taktik, ein guter Plan und der Versuch, den umzusetzen. Weil es leichter ist, über das Spielen in die Mentalität zu kommen", so der 31-Jährige.

Das Spielen ist bei Kramer selbst durchaus ein Manko in dieser Saison, nur elf Mal kam der Mittelfeldspieler bis dato zum Einsatz. Ein großes Problem sieht er darin aber nicht, er kennt seine Rolle in der Mannschaft. "Ich kann auch dieser Situation etwas abgewinnen. Ich freue mich, dass ich wieder fit bin und zeigen kann, dass ich druckresistent bin und den Karren aus dem Dreck ziehen will", zeigt sich Kramer nach seiner überstandenen Corona-Infektion und Weisheitszahn-OP motiviert.

Ich finde es schade, dass das immer noch so ein bisschen als Schwäche dargestellt wird.

Christoph Kramer über Max Eberl

Neben bereits elf Niederlagen in der Bundesliga musste Gladbach in dieser Spielzeit auch den Abgang von Max Eberl verkraften. In seinen mittlerweile sechseinhalb Jahren bei den Fohlen hat Kramer sämtliche Facetten Eberls kennengelernt, zeigt daher auch großes Verständnis für dessen Entscheidung. "Wenn du mal 20, 25 Jahre richtig durchmalochst, dann ist es, glaube ich, menschlich. Ich finde es schade, dass das immer noch so ein bisschen als Schwäche dargestellt wird."

Kramer befürwortet interne Lösung: "Er ist ein Anpacker"

Dabei waren es laut Kramer besonders zwei Dinge, die Eberl in den letzten Monaten und Jahren arg beschäftigt hatten. "Wir hatten letztes Jahr mit dem Weggang von Marco Rose und zusätzlich Corona auch ein paar Themen", berichtet Kramer, der auch die fehlende Auszeit im Beruf anspricht. "Gepaart mit keiner Minute Ruhe, keinem Urlaub - und wenn Urlaub, kein Urlaub für den Kopf - muss man, wenn man so besessen arbeitet wie Max Eberl, irgendwann einen Schlussstrich ziehen."

Eberls Lücke hat die Borussia mit einer internen Lösung geschlossen, Robert Virkus ist neuer Sportdirektor der Fohlen. Kramer war von der Personalie "überrascht", freut sich aber, "dass er es jetzt macht. Er ist ein Anpacker, ein Macher", so Kramer, der eine interne Lösung als richtig erachtet. "Wir haben uns zuletzt vielleicht ein bisschen verloren. Daher ist es gut, dass es kein Externer ist. Wir müssen zu unserem Weg zurückfinden."

In der neuen Folge von "FE:male view on football" spricht Christoph Kramer außerdem über den entscheidenden Punkt seiner Karriere, als er in der Jugend aussortiert wurde, darüber, warum er einen weißen Flügel im Wohnzimmer stehen hat und über seinen Wunsch, als 4. Offizielle eine Frau einzusetzen.

tso