Bundesliga

Christoph Kramer, Gladbach: "Ich weiß nicht, wer uns hilft"

Borussia Mönchengladbach: Weltmeister von 2014 kann Frust der Fans verstehen

Kramer sieht "1000 Baustellen": "Ich weiß nicht, wer uns hilft - der liebe Gott?"

Zeigte sich bitterlich enttäuscht - und sprach von vielen Gladbacher Baustellen: Christoph Kramer (li.).

Zeigte sich bitterlich enttäuscht - und sprach von vielen Gladbacher Baustellen: Christoph Kramer (li.). IMAGO/Langer

Christoph Kramer ist bekannt und geschätzt für klare, deutliche und auch schonungslose Worte wie Analysen - gerade wenn es ihn selbst und sein Gladbacher Team betrifft. Seine Sichtweise nach dem 2:3 nach 2:0-Führung bei Kellerkind Stuttgart reihte sich da nahtlos ein, der Weltmeister von 2014 schlug da in dieselbe Kerbe wie sein Kapitän Yann Sommer mit dessen eigener harter Kritik.

Während der Schweizer etwa von einer Vorführung der abstiegsbedrohten Stuttgarter gesprochen hatte, holte Kramer beim Gespräch mit TV-Sender "Sky" zunächst weiter aus: "Vorführen ist immer ein hartes Wort. Doch schon vor dem 2:0 hatte Stuttgart Momente, wo sie Tore hätten machen können. Wir werden nur hinten reingedrückt und wir finden nie, wirklich nie, einen Moment, wo wir mal anlaufen und sie mal unter Druck setzen können. Und dann sieht es so aus, wie es bei uns vor allem in der letzten halben Stunde ausgesehen hat - nämlich wirklich schlecht."

Nicht mehr gekannte Statistiken

Die Zahlen nach dieser Pleite sprechen passend dazu Bände: Seit 13 Spielen nun schon hat die Elf vom Niederrhein nicht mehr zu null gespielt, so lange wie kein anderes Bundesliga-Team derzeit, und obendrein insgesamt schon 51 Gegentore und zwölf Niederlagen kassiert.

Wir haben echt viele Baustellen und müssen an vielen Sachen einfach ansetzen.

Christoph Kramer

Nach erfolgreichen Jahren mit Champions-League- und Europa-League-Teilnahmen sieht die Realität unter Trainer Adi Hütter und Max-Eberl-Sportchef-Nachfolger Roland Virkus so aus, dass der Traditionsklub mit nur noch fünf Punkten vor einem direkten Abstiegsrang nach unten blickt - und laut Kramer schnellstmöglich etwas an der Einstellung sowie Spielvorbereitung ändern muss.

"Ich weiß auch nicht, wer uns hilft - vielleicht der liebe Gott?", so der Mittelfeldmann dazu. "Wir haben echt viele Baustellen und müssen an vielen Sachen ansetzen. Natürlich kann man sich nach so einem Spiel immer hinstellen und ein Spiel analysieren. Das ist einfach, aber wir müssen gucken, dass wir vor den Spielen so viel tun, dass uns so etwas nicht mehr passiert. Wir stehen heute zum Beispiel mit allen elf Mann in der eigenen Hälfte, und ich habe nie das Gefühl, dass wir richtig guten Zugriff bekommen. Sie spielen an unserem Sechzehner, ... wie sie wollen."

"1000 Baustellen"

Doch damit nicht genug. Kramer legte nach - und offenbarte dabei, dass die defensive Ausrichtung von Anfang an der Plan gewesen war. Nur nicht die Ausführung dessen: "Wir wollten's heute tiefer machen, weil wir auch immer viele Gegentore bekommen haben. Und dann muss man auch mal nen anderen Ansatz wählen. Jetzt haben wir aber wieder drei bekommen, obwohl wir tiefer standen. Mit hoch Anlaufen tun wir uns schwer mit, mit tief Verteidigen tun wir uns schwer mit, Vierer- oder Fünferkette, alles egal. Es gibt so viele Sachen. Es ist total schwer, da dann positiv zu bleiben. Jeder, der jetzt sagt, die Leidenschaft fehlt, Grüppchenbildung, 'Haste nicht gesehen' ... jeder hat recht, weil es gerade einfach 1000 Baustellen gibt. Wir müssen gucken, dass wir wirklich richtig, richtig anpacken."

"Dass dann die Fans gefrustet ist, kann ich absolut verstehen"

Borussia Mönchengladbachs Spieler stellen sich den mitgereisten Fans.

Durften sich von den mitgereisten Fans nach Spielschluss einiges anhören: Gladbachs Spieler. Getty Images

Dass die nach Stuttgart mitgereisten Anhänger direkt nach Spielschluss lautstark das Team kritisierten, passte da nur ins Bild - auch für Kramer: "Ich kann den Frust der Fans verstehen. Das gehört sich einfach so. Du gehst mit 2:0 in Führung, machst zwei wirklich tolle Tore - und dann denkt die ganze Kurve und auch wir Spieler in der Kabine: 'Boah, da kann uns heute echt mal ein richtig großer Schritt gelingen.' Und dann verlierst du das am Ende 2:3."

"Dass dann die Fans gefrustet ist, kann ich absolut verstehen", so der 31-Jährige. "Das muss so sein. Dass die hier keine Ahnung wie viele Kilometer hingefahren sind, Zeit im Auto und ihren ganzen Samstag hiermit verbracht haben und jetzt wieder gefrustet heimfahren, da gehört es sich, dass wir da hingehen. Und dass die Stimmung dann nach so nem Spiel aufgeheizt ist, ist doch klar."

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Bilder zur Partie VfB Stuttgart - Bor. Mönchengladbach