Bundesliga

Kostmanns Auftrag: Der nächste Ortega Moreno

Dahmen soll sich unter dem neuen Torwarttrainer entwickeln

Kostmanns Auftrag: Der nächste Ortega Moreno

Im Austausch: Marco Kostmann (li.) und FCA-Keeper Finn Dahmen.

Im Austausch: Marco Kostmann (li.) und FCA-Keeper Finn Dahmen. IMAGO/MIS

Eigentlich hätte Matthäus Witt vom FC St. Pauli II die Nachfolge von Kristian Barbuscak antreten sollen, der drei Jahre lang Landsmann Rafal Gikiewicz trainiert hatte. Doch Witt sagte kurzfristig ab. Gleichzeitig stellte sich Arminia Bielefeld nach dem Absturz in die Drittklassigkeit neu auf, Marco Kostmann wurde verfügbar, der FCA ergriff die Chance und verpflichtete den 57-jährigen Torwarttrainer kurzerhand.

Gut aufgehoben beim FCA

Im Gespräch mit Kostmann wird schnell klar, dass sein Horizont weit über das Halten von Bällen hinausgeht. Der frühere Jugendnationaltorwart der DDR wurde von diesem System geprägt, von der elendigen Einmischung der Staatsideologie in den Sport. Er hat die Welt gesehen, ging mit Uli Stielike nach der WM 2006 in die Elfenbeinküste, stand auch mal im Training im Tor, wenn Didier Drogba auf ihn zustürmte. Kostmann legt Wert auf Werte, höfliche Umgangsformen findet er charmant, wo diese doch selbstverständlich sein sollten. Insofern fühlt er sich beim FCA gut aufgehoben.

Nun möchte er im Torwartteam mit Empathie arbeiten, Finn Dahmen, Tomas Koubek und Marcel Lubik entwickeln. "Es geht darum, was wir als Mannschaft brauchen und nicht, dass ich mir einen Torwart schaffe, wie ich ihn mir wünsche", sagt er. Damit wird auch schnell klar, dass sich Kostmann selber nicht zu wichtig nimmt. Er sieht sich als Begleiter, Inspirator und Ratgeber, nicht als Modellierer.

Jeder Torwart ist einzigartig. Ich muss rausfinden, auf welchem Kanal er sendet und empfängt und diesen dann treffen.

Marco Kostmann

"Der Torwart trifft die Entscheidungen. Es geht darum, ihn in seinen Bewegungsabläufen und seinem Charakter zu stärken", sagt er und fügt an: "Jeder Torwart ist einzigartig. Ich muss rausfinden, auf welchem Kanal er sendet und empfängt und diesen dann treffen." Die Spielidee würden Verein und Trainer vorgeben, die Torhüter müssten sich anpassen. Wer im Tor steht, entscheide der Cheftrainer, Kostmann gehrt jedoch davon aus, dass Enrico Maaßen seinen Rat einholen wird.

Das dürfte Neuzugang Dahmen sein, bislang die Nummer 2 in Mainz und mit Deutschland U-21-Europameister 2021. Kostmanns Auftrag: Dahmen auf das nächste Niveau heben wie in Bielefeld Stefan Ortega Moreno. Der spielt bekanntlich mittlerweile bei Manchester City. Seinen Anteil daran schwächt Kostmann ab: "Letztlich hat sich Stefan selber geformt. Ich habe ihn nur unterstützt, begleitet und ein paar Hilfestellungen gegeben. Es war eine inspirierende Symbiose".

Im Gespräch: Marco Kostmann mit kicker-Reporter Frank Linkesch.

Im Gespräch: Marco Kostmann mit kicker-Reporter Frank Linkesch. IMAGO/Krieger

Ortega Moreno habe diesen Ehrgeiz, die Lernwilligkeit und den Willen, immer an der Schwelle zur Überforderung zu trainieren, immer mit hundert Prozent. Er hat es geschafft, ist, wenn auch als Nummer 2, Champions-League-Sieger.

Kostmann hofft auf mehr Mut zu deutschen Torhütern

Für Dahmen ein weiter Weg, er muss sich zunächst in Augsburg und der Bundesliga etablieren. Und dennoch ist der 25-Jährige einer der wenigen deutschen Torhüter, die in der Bundesliga eine Chance bekommen. Auch dazu hat Kostmann eine eindeutige Meinung: "Wir trauen uns in Deutschland zu wenig, die jungen Torhüter ins Tor zu stellen. Die großen Torhüter haben alle sehr früh schon gespielt." Neuer, ter Stegen, Leno. Und Ortega Moreno.

Frank Linkesch

Zwischen 1,4 und 100 Millionen: Die Rekordtransfers der Bundesligisten