Bundesliga

Kostet die Torjäger-Krise den Europacup?

Eintracht Frankfurt: Borré fehlt ein wuchtiger Sturmpartner

Kostet die Torjäger-Krise den Europacup?

Tut sich schwer mit dem regelmäßigen Schießen von Toren - und hat keinen Sturmpartner: Rafael Borré.

Tut sich schwer mit dem regelmäßigen Schießen von Toren - und hat keinen Sturmpartner: Rafael Borré. imago images/osnapix

Beim 0:1 in Köln blieb die Eintracht bereits zum dritten Mal 2022 ohne eigenes Tor. Deshalb wurde hinterher wie bereits nach dem 0:2 gegen Wolfsburg viel über schlecht ausgespielte Angriffe diskutiert. Wohlgemerkt: nicht über die Chancenverwertung, denn bis auf Sebastian Rodes geblockten Schuss in der neunten Minute gab es kaum gefährliche Abschlüsse.

Die Harmlosigkeit im Sturm lässt sich an Zahlen ablesen: Rafael Borré traf letztmals am 18. Spieltag gegen Dortmund, Jesper Lindström ging in diesem Kalenderjahr bisher komplett leer aus und Daichi Kamada trug sich lediglich beim 1:1 in Augsburg in die Torschützenliste ein. "Vor allem im letzten Drittel haben wir noch viel Entwicklungspotenzial, da treffen wir noch sehr häufig die falsche Entscheidung oder haben ein falsches Timing. Uns fehlt noch der letzte Touch, unsere Ballgewinne perfekt auszuspielen", analysiert Keeper Kevin Trapp in der neuesten Ausgabe von "kicker meets DAZN".

Die auch daraus resultierende mangelnde Torgefährlichkeit gefährdet die Saisonziele.

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"Wir werden unsere Ambitionen nicht verändern und wollen um die internationalen Plätze kämpfen", hat Sportvorstand Markus Krösche nach der Niederlage in Köln zwar einmal mehr bekräftigt. Die Marschrichtung ist auch richtig, denn welches Ziel sollte er zum jetzigen Zeitpunkt sonst ausrufen? Platz 12? Glaubhaft daran festhalten kann er allerdings nur, wenn bald die Trendwende gelingt. Eine Niederlage gegen den FC Bayern am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wäre naturgemäß zu verschmerzen, die folgenden Partien bei der Hertha und gegen Bochum muss Frankfurt allerdings gewinnen. Bereits jetzt beträgt der Rückstand zum Tabellensechsten Freiburg sechs Zähler.

Leihspieler Lammers enttäuscht komplett

Realistisch ist eine Aufholjagd allerdings nur dann, wenn in der Offensive endlich der Knoten platzt. Vergangene Saison hatte Top-Torjäger André Silva nach 23 Spielen bereits 19 Tore auf dem Konto, aktuell ist Borré mit nur sechs Treffern der beste Schütze. Ähnlich mau war die Ausbeute der Offensivspieler zuletzt in der Saison 2016/17. Damals hieß der beste Torschütze nach 23 Spieltagen Alex Meier (fünf Treffer); am Saisonende war Mittelfeldspieler Marco Fabian mit sieben Toren der erfolgreichste Torjäger. Es folgten Jahre, in denen die Eintracht-Fans mit Stürmern wie Sebastien Haller, Luka Jovic, Ante Rebic und schließlich André Silva ziemlich verwöhnt wurden.

Krösche muss sich ankreiden lassen, dass er Borré keinen erstklassigen, kopfballstarken Mittelstürmer zur Seite gestellt hat. Der von Atalanta Bergamo ausgeliehene Sam Lammers (ein Tor) enttäuscht bislang komplett und ist kein Mann für die erste Elf. Da Ragnar Ache und Goncalo Paciencia mehrfach verletzt ausfielen und nur wenig spielten, hat der lediglich 1,74 Meter große Borré trotz seines großen Engagements vorne oft einen schweren Stand. Es ist durchaus möglich, dass der Kolumbianer erst in der kommenden Saison so richtig aufblüht, wenn er in Randal Kolo Muani (FC Nantes, ablösefrei) endlich einen starken Neuner an seiner Seite weiß.

Kostic zu sehr defensiv gebunden

Kurzfristig ist die gesamte Mannschaft gefragt, wieder mehr Torgefährlichkeit zu entwickeln. Dazu benötigt sie aber auch die Unterstützung ihres Trainers. In Köln beispielsweise wäre es angebracht gewesen, bereits zur Pause auf ein 4-2-3-1 oder 4-4-2 umzustellen, um dem defensiv stark gebundenen Filip Kostic offensiv zur Entfaltung zu verhelfen. Rechts wiederum hätte der nicht eingesetzte Ansgar Knauff als offensiver Flügel für frischen Wind sorgen können. Doch stattdessen brachte Oliver Glasner zunächst lediglich Kamada für den angeschlagenen Sebastian Rode. Da der Japaner völlig neben sich stand, Kostic defensiv gebunden war und über die rechte Seite wie so häufig praktisch gar nichts ging, war das Offensivspiel der Eintracht nahezu komplett abgemeldet.

Dass man auch ohne Fließband-Torjäger die internationalen Plätze angreifen kann, zeigt derzeit der SC Freiburg. Bei den Breisgauern weisen die besten Torschützen jeweils nur vier Treffer auf, trotzdem erzielte der SC drei Tore mehr als die Eintracht und steht aktuell bei 36 Treffern. Größer ist der Unterschied bei den Gegentoren: Während die SGE schon 35 Treffer zuließ, kassierte Freiburg erst 26 Tore.

Auch unter Ex-Coach Adi Hütter war die Defensive häufig anfällig, was jedoch die starke Abteilung Attacke wettmachte.

Julian Franzke

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