Die erste Aufarbeitung erfolgte schon unmittelbar nach dem Schlusspfiff. Da nahm sich Florian Kohfeldt seinen Jungprofi Jean-Manuel Mbom erkennbar fürsorglich zur Brust, der 20-jährige Spieler quittierte die Worte seines Trainers mit mehrfachem Nicken. Der bislang so stabile Mbom, die Werder-Entdeckung der noch jungen Saison, hatte beim 1:1 in Frankfurt erstmals Lehrgeld gezahlt, mit einem leichtfertigen Ballverlust den Ausgleichstreffer eingeleitet. Was Kohfeldt dem Youngster in der ersten Reaktion nach dem Spiel mitteilte, war dennoch dies: "Er hat mein volles Vertrauen."
Ein entspannter Umgang mit Mboms Fauxpas scheint aus mehreren Gründen angebracht. "Manuel macht sein fünftes Bundesligaspiel", stellt Kohfeldt klar, "würde er keine Fehler machen, hätten wir in den letzten zwei Jahren ziemlich viel falsch gemacht, dass wir ihn erst jetzt Bundesliga spielen lassen." Schon deshalb werde Mbom nun "keiner den Kopf abreißen", so der Coach. Sondern: "Es wird Lösungsvorschläge geben, aber keinen Vorwurf. Wir werden ansprechen, was die Lösungsmöglichkeiten in dieser Situation gewesen wären, er wird daraus lernen, und weiter geht's." Hinzu kommt: "Es war der Beginn einer Fehlerkette", betont Kohfeldt. "Wir können das Tor trotzdem noch verhindern, das muss man klar sagen."
Kohfeldts Botschaft: Unzulänglichkeiten wie Mboms vertändelter Ball gegen Aymen Barkok, mögen sie auch noch so ärgerlich sein, sind bei Werder eingepreist in dieser Saison. "Wir sind in einer komplett neuen Zusammensetzung, da gehört so etwas dazu", formuliert es der Fußballlehrer. Und: Solange die Punkteausbeute stimmt, lässt sich mit den nötigen Lernprozessen ohnehin umso besser leben. Entscheidend bleibt, dass auch der Spieler selbst sein Missgeschick schnell als einen Teil der Normalität begreift. "Der fällt in kein Loch", prophezeit Kohfeldt. Was Mbom schon am kommenden Freitag gegen Köln beweisen kann, wenn er voraussichtlich zum sechsten Mal in Folge zur Bremer Startelf zählen wird.
