Bundesliga

Kölns Alleskönner Skhiri: Warum greifen die Top-Klubs nicht zu?

Immer noch keine Entscheidung beim Tunesier

Kölns Alleskönner Skhiri: Warum greifen die Top-Klubs nicht zu?

Leistungsträger beim FC: Ellyes Skhiri.

Leistungsträger beim FC: Ellyes Skhiri. IMAGO/Treese

Skhiri ist ablösefrei zu haben, seine Absicht, den 1. FC Köln zu verlassen, wurde recht frühzeitig kundgetan und steht seit langem fest. Für die "Geißböcke" ist dies ein großer Verlust, fußballerisch und mannschaftstaktisch wohl schwerwiegender als der von Linksverteidiger Jonas Hector.

Spielbericht

Auch am Freitag schwang sich Skhiri von der ersten Minute des Spiels gegen die Hertha zum Regisseur aus dem Hintergrund auf. Der Tunesier schob sich zwischen die beiden Innenverteidiger, schickte die Außenverteidiger nach vorne und organisierte den Aufbau. Bei Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte hielt er dem offensiv emsigen Martel (später Ljubicic) den Rücken frei, stieß beim Umschaltspiel der Berliner immer wieder aggressiv vor und schaltete seinerseits blitzschnell um.

Dauerläufer Skhiri

Seine Passquote von 88 Prozent spricht für sich, 62 Prozent seiner Kopfballduelle gewann Skhiri bisher. Mit seiner aktuellen Laufleistung von 369 Kilometern stellt er ligaweit ohnehin alles in den Schatten, seit Jahren gehört er zu den laufstärksten Profis der Liga. Dazu kommen in dieser Saison sieben Treffer, mal nach Standards oder so wie am Freitag, als er rund 70 Meter nach vorne sprintete, ehe er im Strafraum bedient wurde und traf.

Skhiri ist der perfekte, moderne Sechser, kommt pro Partie durchschnittlich mit einem Foul aus und ist ein Spieler, der in beide Richtungen denkt, ohne dabei eine aus den Augen zu verlieren oder unter Druck in Hektik zu verfallen. 76 Prozent erfolgreiche Dribblings zeigen: Sein erster Kontakt ist ebenso stark ausgeprägt wie die Fähigkeit, sich auch gegen mehrere Gegenspieler zu behaupten.

Das Gesamtpaket stimmt also, es ist verwunderlich, dass keiner der Spitzenklubs aus München oder Dortmund bisher zugriff - trotz Ablösefreiheit und eigener Probleme auf der Sechser-Position.

Baumgarts Bedauern - Leipzig als Kandidat

Der, der seinen Wert kennt, muss demnächst auf ihn verzichten: "Ellyes ist nicht zu ersetzen", sagt Steffen Baumgart, der klar macht, warum der Tunesier Köln verlassen wird: "Ihm geht es nicht ums Geld, sondern um den sportlichen Bereich. Wenn es ums Finanzielle gehen würde, wäre er schon viel früher weg gewesen. Er hat sich menschlich hier immer wohlgefühlt und das sieht man auch in jeder Phase, wie er arbeitet, obwohl er weiß, dass er geht."

RB Leipzig gilt als Interessent, ebenso Top-Klubs aus seinem Geburtsland Frankreich. Skhiri will europäisch spielen, am liebsten natürlich Champions League - die Möglichkeit, ihn kommende Saison in der Bundesliga zu sehen, ist also nicht komplett ausgeschlossen. Dass es dann wohl Leipzig sein wird, dürfte vielen Kölner Fans nicht schmecken.

Frank Lußem

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