Bundesliga

Koch: "Meine Mutter hatte irgendwann genug vom Fußball"

Exklusiv: Frankfurts neuer Abwehrboss im Interview

Koch: "Meine Mutter hatte irgendwann genug vom Fußball"

Hatte in Hoffenheim erstmals Frankfurts Kapitänsrolle inne: Robin Koch.

Hatte in Hoffenheim erstmals Frankfurts Kapitänsrolle inne: Robin Koch. IMAGO/HMB-Media

Beim 3:1-Sieg in Hoffenheim führte Koch die Mannschaft erstmals als Kapitän aufs Feld. Da der etatmäßige Spielführer Sebastian Rode wegen einer Wadenverletzung noch einige Wochen ausfallen wird und sein Stellvertreter Kevin Trapp wegen Rückenproblemen kurzfristig passen musste, war die Entscheidung pro Koch naheliegend.

Krösches Volltreffer und Toppmöllers Vertrauen

"Robin übernimmt auf dem Platz Verantwortung, steht seinen Mann und ist ein natürlicher Leader. Er ist total stabil in der Defensive, zeigt eine super Einstellung und ist ein guter Kommunikator", erklärt Trainer Dino Toppmöller. Koch selbst sprach von einer "Riesenehre".

Mit der Verpflichtung des Verteidigers, der zunächst auf Leihbasis von Leeds United kam, landete Sportvorstand Markus Krösche einen Volltreffer. Koch schwang sich ohne Anlaufzeit zu einer wichtigen Säule auf. Dass Frankfurt ligaweit die wenigsten Gegentreffer (sechs) kassierte, hängt auch mit seiner Person zusammen.

Vater Harry als großes Vorbild

Mit seiner furchtlosen Art erinnert er durchaus an seinen Vater Harry, der 1998 als eisenharter Verteidiger mit Aufsteiger Kaiserslautern sensationell die Deutsche Meisterschaft gewann. "Er war ein Kämpfertyp, hat in jedem Spiel alles reingeworfen. Sein Wille war und ist enorm stark, auf dem Platz wie im Leben. Diese Leidenschaft färbte auf mich ab. Mit seinem extremen Willen ist er immer ein Vorbild gewesen", sagt Koch im kicker-Interview.

Vorgezeichnet war sein Weg in den Profifußball trotz des großen Vorbilds nicht. "Meine Mutter hatte irgendwann genug vom Fußball. Sie hatte das bei meinem Vater schon so viele Jahre mitgemacht, jetzt muss sie auch noch bei mir jedes Wochenende zittern. Sie ist dreimal so nervös wie ich", erzählt der 27-Jährige. Seinen Eltern sei es wichtig gewesen, "dass ich die Schule und Ausbildung fertig mache".

Dabei wurde ihm nichts geschenkt. Im Gegenteil. Lehrjahre sind keine Herrenjahre, heißt es im Volksmund. Das erfuhr Koch am eigenen Leib. "Ich habe nach meinem Realschulabschluss in Trier eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht, nebenbei spielte ich Fußball. Das war schon eine hohe Belastung. Ich arbeitete bis um fünf Uhr, um sieben nach fünf ging mein Bus zum Zug, mit dem ich zum Training zu Eintracht Trier fuhr", berichtet der Innenverteidiger. "Abends kam ich erst um zehn, halb elf nach Hause und fiel nur noch ins Bett. So ging das drei Jahre. Das war eine sehr lehrreiche Zeit, die mir bis heute weiterhilft."

Bleibt Koch langfristig in Frankfurt?

Die vergangenen drei Jahre in der Premier League ließen ihn nach Stationen beim SC Freiburg und 1. FC Kaiserslautern weiter reifen. Nun könnte er als neuer Anführer der Eintracht-Abwehr das Spiel der Hessen auf Jahre prägen. Stand jetzt steht er ab dem 1. Juli 2024 jedoch bei keinem Verein unter Vertrag.

Eine Vertragsklausel ermöglichte ihm nach dem Abstieg mit Leeds den Wechsel auf Leihbasis. Das ist ungewöhnlich, da innerhalb Deutschlands keine Leihgeschäfte im letzten Vertragsjahr möglich sind. Doch in England ticken die Uhren anders. Bei der Eintracht darf Koch wegen der Statuten erst ab dem 1. Januar 2024, also ein halbes Jahr vor Vertragsende, einen neuen, langfristigen Vertrag unterschreiben. Intern geht man bei der SGE davon aus, dass es so kommen wird.

Koch sagt: "Ich fühle mich hier sehr wohl und habe mir die Entscheidung sehr gut überlegt. Vor dem Wechsel erkundigte ich mich auch bei einigen Spielern, wie es hier ist. Bis jetzt wurden die Erwartungen sogar übertroffen. Nach dem Jahr wird man sehen, wie es weitergeht." Auf Nachfrage erklärt er, dass er sich eine längerfristige Zukunft am Main "sehr gut vorstellen" könne. "Ich fühle mich bei der Eintracht aktuell perfekt aufgehoben und will hier einiges erreichen."

Lesen Sie im kicker-Interview (Montagsausgabe) außerdem, was Koch zu den ebenfalls überzeugenden Neuzugängen Pacho, Skhiri und Larsson sagt und was in seinen Augen einen guten Führungsspieler ausmacht. Außerdem spricht der Innenverteidiger über sein Ziel Nationalmannschaft, ein mögliches neues Sommermärchen, Titelträume mit der Eintracht und seinen früheren Trainer Marcelo Bielsa, den er auf eine Stufe mit Pep Guardiola stellt.

Julian Franzke