Bundesliga

Klostermann und Lenz punkten - Seiwald und Carvalho patzen

Rose fühlt sich in seiner Rotations-Strategie bestätigt

Klostermann und Lenz punkten - Seiwald und Carvalho patzen

Starker Ersatz: Christopher Lenz stand für den geschonten David Raum in der Verteidigung und war sogar am Führungstreffer beteiligt.

Starker Ersatz: Christopher Lenz stand für den geschonten David Raum in der Verteidigung und war sogar am Führungstreffer beteiligt. IMAGO/Jan Huebner

Um 2.12 Uhr war die Leipziger Dienstreise mit der Landung des in Frankfurt-Hahn gestarteten Charterfliegers am heimischen Flughafen programmgemäß beendet. Und bei den Passagieren, allen voran bei Marco Rose, überwog auf dieser Rückreise die Zufriedenheit über Tatsache, die Pflichtaufgabe beim SV Wehen Wiesbaden binnen 90 Minuten gelöst zu haben. "Diese Spiele musst du gewinnen. Ich kann mit dem Ergebnis sehr gut leben", urteilte der Coach über den am Ende mehr erzitterten als erspielten 3:2-Sieg beim Zweitliga-Aufsteiger.

Dass der Pokal-Verteidiger wie schon vier Tage zuvor beim glücklichen 1:0-Erfolg gegen Gastgeber Borussia Mönchengladbach das Matchglück in der Endphase arg strapazierte, stellte Rose dabei gar nicht in Abrede. "Wir haben einen Pokalfight gesehen, wie ihn sich alle Leute wünschen, wie ich ihn mir als Trainer nach der ersten Halbzeit natürlich etwas anders gewünscht hätte", sagte Rose und bemängelte in erster Linie, dass seine Mannschaft das Spiel trotz zweimaliger Zwei-Tore-Führung in der Schlussphase aus der Hand gegeben hatte: "Hintenraus war es ein Kontrollverlust."

Analyse und Ausblick

Mit Blick auf den Bundesliga-Gipfel am Samstag gegen den FC Bayern, der sich bereits am Dienstag bei Preußen Münster locker-leicht mit 4:0 durchgesetzt hatte, mutmaßte Rose, sein Personal habe "möglicherweise das kräftezehrendere Spiel" absolviert. Dies fällt allerdings schon deshalb weniger ins Gewicht, weil Leipzigs Trainer Leistungsträger wie Xaver Schlager, Xavi, Lois Openda oder Mohamed Simakan erst in der Schlussphase einsetzte oder - wie Linksverteidiger David Raum - komplett schonte.

"Ich bin froh, dass wir es so gemacht haben wie wir es gemacht haben", sah sich Rose, der neben dem der Partie gegen den FC Bayern auch das Champions-League-Gruppenspiel am Mittwoch gegen Titelverteidiger Manchester City im Blick haben musste, in seiner Rotations-Strategie bestätigt: "Wir haben bei ein paar Jungs Körner gespart. Und wir haben ein paar Jungs, die noch nicht so im Rhythmus sind, Körner geben können. Insofern war es in diesem Bereich das Beste, was wir mit Blick auf Bayern und ManCity machen konnten."

Die Erkenntnisse, die die zweite Reihe dem Chefcoach auf dem Platz lieferte, waren dabei höchst unterschiedlich. Verteidiger Lukas Klostermann, der sich im Juni bei der Nationalmannschaft eine schwere Oberschenkelverletzung zugezogen hatte, präsentierte sich bei seinem ersten Startelf-Einsatz in dieser Saison schon wieder gewohnt zuverlässig. Der auf den letzten Drücker aus Frankfurt geholte Linksverteidiger Christopher Lenz machte seine Sache bei der Startelf-Premiere für den neuen Klub ebenfalls sehr ordentlich, unter anderem als Mit-Initiator der 1:0-Führung.

Dagegen mangelte es Liverpool-Leihgabe Fabio Carvalho im offensiven Mittelfeld noch sichtbar an Rhythmus, Bindung und Durchsetzungsvermögen. Der 21-jährige Portugiese ist noch längst nicht so weit wie Paris-Leihgabe Xavi (20), der sich auf Anhieb als feste Größe etablierte. Ebenfalls noch größere Umstellungsprobleme offenbarte der für 20 Millionen Euro von RB Salzburg geholte Nicolas Seiwald (22). Der defensive Mittelfeldspieler ließ sich beim 1:2-Anschlusstreffer vom Kroaten Ivan Prtajin abkochen und verdeutlichte bei weiteren Fehlern, dass er noch Zeit zur Anpassung benötigt. Umso wichtiger ist für Rose, dass sich Amadou Haidara von seinem während der Saisonvorbereitung erlittenen Muskelbündelriss in der Wade weitgehend erholt hat und schon weite Teile des Mannschaftstrainings absolviert.

Comeback des Abends durch Peter Gulacsi

Das Comeback des Abends feierte indes der langjährige Kapitän und Stammkeeper Peter Gulacsi (33), der fast ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss wieder zum Einsatz kam und sich in einem für ihn nicht einfachen Spielverlauf auf Anhieb als verlässlicher Rückhalt erwies. "Es war ein besonderer Moment nach einer sehr schwierigen Zeit. Er war sehr emotional, auch nach dem Spiel in der Kabine", berichtete Rose und sprach von "einem guten ersten Schritt zurück zur alten Stärke". Gegen den FC Bayern wird freilich Janis Blaswich, in den vergangenen zwölf Monaten ein überaus verlässlicher Statthalter, zwischen den Leipziger Pfosten stehen.

Oliver Hartmann

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